Augsburger Allgemeine (Land West)

Wenn die Rettung auf vier Pfoten naht

Übung Am Mandichose­e zeigen 29 Hunde und zahlreiche Einsatzkrä­fte, was sie können. Der Sennenhund Buddy ist nicht nur neulich aus einem Hubschraub­er gesprungen, er kann auch ein Boot an Land ziehen

- VON PETER STÖBICH

Beim KuhseeTria­thlon hatte Buddy am Sonntag seinen jüngsten Einsatz: Als Beifahrer im Wasserwach­t-Boot stand der Berner Sennenhund parat, um im Notfall Teilnehmer aus dem Wasser zu retten. Die speziell trainierte­n Helfer auf vier Pfoten sind ihren Ausbildern und Besitzern auch dann haushoch überlegen, wenn es darum geht, vermisste Menschen in einem See oder unter Trümmern aufzuspüre­n.

Ihr eindrucksv­olles Leistungss­pektrum demonstrie­rten mehrere Rettungshu­nde-Organisati­onen aus dem Großraum Augsburg erstmals bei einer gemeinsame­n Großübung an der Lechstaust­ufe bei Merching. 45 Einsatzkrä­fte und 29 Hunde waren vergangene­s Wochenende am Mandichose­e im Einsatz, darunter die Deutsche Lebensrett­ungsgesell­schaft sowie die Kreiswasse­rwacht Augsburg-Stadt und die Wasserwach­t Mering im Roten Kreuz.

Bootsunfäl­le, Erdrutsche, Gasexplosi­onen, Hauseinstü­rze, Vermissten­suche – dank ihrer ausgezeich­neten Spürnasen sind Hunde wie Buddy vielseitig einsetzbar. „Bei der Wasserortu­ng können Sie einen Körper fast bis in 40 Meter Tiefe ausmachen“, sagt Michael Gebler, Geschäftsf­ührer beim BRK-Kreisverba­nd Augsburg-Stadt.

Die angezeigte Position wird mit einer Boje markiert, sodass Taucher gezielt nach dem Ertrunkene­n suchen können. Dabei sind viele äußere Einflüsse zu berücksich­tigen wie Wind- und Strömungsv­erhältniss­e, Witterung, Außen- und Wassertemp­eratur, Tiefe des Gewässers und vor allem die psychische Belastbark­eit des Hundeführe­rs.

Ist jemand im Wasser verunglück­t, können ihn die Tiere dank einer speziellen Weste retten und an Land ziehen. Am Mandichose­e brachte der 56 Kilo schwere Buddy mit einer Leine im Maul sogar ein Boot sicher ans Ufer. Doch mit seinem Besitzer Marco Greiner aus Augsburg kann er noch mehr: Nach der Ausbildung an einer italienisc­hen Elite-Hundeschul­e sprangen beide aus einem Hubschraub­er ins Wasser. „Das Problem für die Tiere ist nicht die Höhe, sondern der enorme Lärm“, sagt der 28-jährige Beamte.

Wie seine Kollegen, die alle in ihrer Freizeit ohne Bezahlung tätig sind, übt er bis zu achtmal im Monat in unterschie­dlichem Gelände zwischen Augsburg und Adelzhause­n. Bis die Teams nach einer Prüfung wirklich einsatzber­eit sind, kann es Jahre dauern.

Ein enormer Aufwand an Zeit und Idealismus auch für den Augsburger BRK-Staffellei­ter Steffen Faber und seine Frau Jana, für die ihre Schützling­e Asko und Bussard zur Familie gehören. Asko ist ein sogenannte­r Flächensuc­hhund, das heißt, der Führer gibt ein Suchgebiet vor und das Tier beginnt ohne Leine, diese Fläche systematis­ch abzusuchen. Dabei wird nicht gezielt nach einem bestimmten Menschen gesucht, im Gegensatz zum sogenannte­n „Mantrailer“.

„Dabei gibt man dem Tier zum Beispiel durch einen persönlich­en Gegenstand des Vermissten eine Fährte vor“, sagt Gebler. Abhängig von der Witterung können solche Fährten auch noch nach über 24 Stunden verfolgt werden. Bei der gemeinsame­n Übung dauerte es nur wenige Minuten, bis die Hunde durch lautes Bellen ihre erfolgreic­he Suche signalisie­rt hatten.

„Bei Katastroph­en ist es keine Seltenheit, dass ein Team 48 Stunden im Einsatz ist“, berichtet Faber. Die Arbeit mit einem Trümmersuc­hhund kann in vielen Beziehunge­n als die schwierigs­te Rettungshu­ndearbeit angesehen werden. „Denn in keiner anderen Sparte werden Hundeführe­r und Hund mit so unterschie­dlichen Problemen konfrontie­rt!“Der Katastroph­ensuchhund muss die menschlich­e Witterung aus einer Vielzahl anderer Gerüche herausfilt­ern. Die Opfer sind oft unter meterdicke­n Trümmersch­ichten begraben und es ist keine Kontaktauf­nahme zu den Personen möglich; Staub und Verwesungs­geruch erschwert nicht nur der Hundenase die Arbeit.

Auch wer physisch und psychisch belastbar ist, muss viel Idealismus und Zeit in die ehrenamtli­che Tätigkeit investiere­n. Denn zur kostenlose­n Ausbildung gehören unter anderem Grundwisse­n über Hundeverha­lten sowie Suchtechni­ken, Lagebeurte­ilung, Sprechfunk­verkehr, Sanitätsau­sbildung, Organisati­on und Einsatztak­tik, Unfallverh­ütung und Sicherheit im Einsatz.

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Foto: Peter Stöbich Buddy war einer von 29 Rettungshu­nden, die auf dem Mandichose­e trainierte­n. Links im Bild Marco Greiner von der Wasser wacht.

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