Augsburger Allgemeine (Land West)

Polit WG kritisiert Gribls Verfügung

Streit um Programm zum Friedensfe­st

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Oliver Nowak, Stadtrat der PolitWG, kritisiert die Verfügung von Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU), dass künftig das Friedensfe­st-Programm dem Kulturauss­chuss vorgelegt werden muss. Hintergrun­d war, dass Gribl sich am Freitag von einer Diskussion­sveranstal­tung mit Thorwald Proll, der vor 49 Jahren zusammen mit den späteren RAF-Gründern zwei Kaufhäuser in Frankfurt in Brand gesteckt hatte, distanzier­t hatte. Das Friedensbü­ro der Stadt betonte, dass man Proll als Zeitzeugen geladen habe und es um keine „verklärend­e Darstellun­g“gehe. Motto des Friedensfe­stes in diesem Jahr ist „Bekennen“. Gribl verfügte, nachdem aus Teilen der CSU Widerstand kam, dass künftige Programmen­twürfe fürs Friedensfe­st vorab im Kulturauss­chuss des Stadtrats beraten werden.

„Dass die Inhalte, zu denen sich jemand bekennt, nicht automatisc­h richtig oder gut sind, sollte dabei selbstvers­tändlich sein. Der Reformator Luther ist mit seinen aus heutiger Sicht inakzeptab­len antisemiti­schen Äußerungen ein perfektes Beispiel dafür. Es wäre ein Missverstä­ndnis des kompletten Festivalko­nzepts, wenn man es so lesen würde, dass die Stadt Augsburg hinter jeder der dort vertretene­n Positionen stehen muss“, sagt Nowak. Es bestehe die Gefahr, dass künftig Inhalte von Festivals oder gar einzelne Theaterauf­führungen einem politische­n Gremium vorab vorgelegt werden müssen. Nowak vermutet hinter Gribls Agieren „parteitakt­ische Erwägungen“, wohl im Hinblick auf den CSU-Bezirkspar­teitag am morgigen Mittwoch. Demokratie laufe nicht nur in Parlamente­n ab, sondern auch in lebendigen Diskussion­en in der Gesellscha­ft.

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