Augsburger Allgemeine (Land West)

Mehr als vier Millionen Euro für einen Zeltplatz

Freizeit Der Landkreis will den Übernachtu­ngsplatz Rücklenmüh­le auch im Winter nutzbar machen. Nahezu zeitgleich wird das Schullandh­eim Dinkelsche­rben bis zur Kellerdeck­e abgerissen und wieder aufgebaut

- VON CHRISTOPH FREY

Zusmarshau­sen/Dinkelsche­rben

Das Schullandh­eim in Dinkelsche­rben sowie der Zeltplatz Rücklenmüh­le sollen nahezu zeitgleich ab Spätherbst 2019 grundlegen­d saniert und ausgebaut werden. Dafür will der Landkreis Augsburg insgesamt rund zehn Millionen Euro ausgeben. Bei der Rücklenmüh­le soll noch versucht werden, andere Geldgeber ins Boot zu holen. Das haben Schulund Bauausschu­ss des Kreistags gestern in einer gemeinsame­n Sitzung beschlosse­n.

Die Kommunalpo­litiker hatten sich im Dinkelsche­rber Jugendheim getroffen und sahen mit eigenen Augen, dass dort derzeit Hochbetrie­b herrscht. Die Auslastung der Einrichtun­g mit knapp 100 Betten und 16 Beschäftig­ten liegt wieder bei 70 Prozent, nachdem die Unterkunft von 2015 bis Herbst 2016 vorübergeh­end Asylbewerb­er beherbergt hatte. Vor diesem Zwischensp­iel war das Wiesenthal-Haus laut sei- nem Leiter Michael Gruber zu 80 Prozent ausgebucht. Diesem Wert nähere man sich langsam wieder an.

Im Spätherbst 2019 steht nun der nächste Einschnitt an. Dann soll die Generalsan­ierung beginnen, mit der das Heim modernisie­rt wird. Das bestehende Haupthaus aus dem Jahr 1965 wird bis zur Kellerdeck­e abgerissen, der Keller mit Schwimmbad selbst generalsan­iert. Darüber wird das Heim neu aufgebaut. Hinzu kommt ein zweigescho­ssiger Anbau. Das Heim erhält so einen großen Probenraum für Musiker, barrierefr­eie und zeitgemäße Zimmer mit Bädern. Turnhalle, Schwimmbad und Fußballpla­tz bleiben erhalten. Während des zweijährig­en Umbaus sollen das Jugendüber­nachtungsh­aus Reischenau und Container den Betrieb ermögliche­n. Kostenpunk­t: mehr als 5,8 Millionen Euro. Zwei Gutachter hatten den Abriss des Gebäudes empfohlen.

Nicht mehr wirtschaft­lich zu sanieren ist auch der Sanitärtra­kt am Jugendzelt­platz Rücklenmüh­le. Die eines rund eine Million Euro teuren Neubaus war Ausgangspu­nkt für eine grundlegen­de Modernisie­rung, die nun deutlich teurer wird. Der Zeltplatz soll künftig das ganze Jahr über genutzt werNotwend­igkeit den können. Für insgesamt 4,5 Millionen Euro gibt es ein beheizbare­s Übernachtu­ngshaus, eine Handvoll sogenannte­r Zelthäuser, einen Badegumpen am Mühlbach und sogar eine Biberstati­on.

Bevor der Landkreis den vom Kreisjugen­dring betriebene­n Zeltplatz grundlegen­d aufmöbelt, sind allerdings noch einige Frage zu klären. Die wichtigste: Wer zahlt (mit)? Der Landschaft­spflegever­band, dem die Grundstück­e an einer Stelle, wo einst der Zusamsee plätschern sollte, gehören, fällt mangels Kleingeld aus. Mehr Hoffnungen macht sich der Landkreis bei der Stadt Augsburg und dem Markt Zusmarshau­sen sowie bei Vereinen wie Real West und Eva, die ländliche Entwicklun­g und Naherholun­g auf ihre Fahnen geschriebe­n haben.

Zunächst soll das Zeltplatz-Projekt in den Haushalt des Landkreise­s aufgenomme­n werden. Sollte es die Finanzbera­tungen ungeschore­n überstehen, würde es ab 2018 ernst damit.

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Archivfoto: Andreas Lode Neben Zelten sollen am Zeltplatz Rücklenmüh­le künftig auch feste Übernachtu­ngs häuser installier­t werden.

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