Augsburger Allgemeine (Land West)
Mehr als vier Millionen Euro für einen Zeltplatz
Freizeit Der Landkreis will den Übernachtungsplatz Rücklenmühle auch im Winter nutzbar machen. Nahezu zeitgleich wird das Schullandheim Dinkelscherben bis zur Kellerdecke abgerissen und wieder aufgebaut
Zusmarshausen/Dinkelscherben
Das Schullandheim in Dinkelscherben sowie der Zeltplatz Rücklenmühle sollen nahezu zeitgleich ab Spätherbst 2019 grundlegend saniert und ausgebaut werden. Dafür will der Landkreis Augsburg insgesamt rund zehn Millionen Euro ausgeben. Bei der Rücklenmühle soll noch versucht werden, andere Geldgeber ins Boot zu holen. Das haben Schulund Bauausschuss des Kreistags gestern in einer gemeinsamen Sitzung beschlossen.
Die Kommunalpolitiker hatten sich im Dinkelscherber Jugendheim getroffen und sahen mit eigenen Augen, dass dort derzeit Hochbetrieb herrscht. Die Auslastung der Einrichtung mit knapp 100 Betten und 16 Beschäftigten liegt wieder bei 70 Prozent, nachdem die Unterkunft von 2015 bis Herbst 2016 vorübergehend Asylbewerber beherbergt hatte. Vor diesem Zwischenspiel war das Wiesenthal-Haus laut sei- nem Leiter Michael Gruber zu 80 Prozent ausgebucht. Diesem Wert nähere man sich langsam wieder an.
Im Spätherbst 2019 steht nun der nächste Einschnitt an. Dann soll die Generalsanierung beginnen, mit der das Heim modernisiert wird. Das bestehende Haupthaus aus dem Jahr 1965 wird bis zur Kellerdecke abgerissen, der Keller mit Schwimmbad selbst generalsaniert. Darüber wird das Heim neu aufgebaut. Hinzu kommt ein zweigeschossiger Anbau. Das Heim erhält so einen großen Probenraum für Musiker, barrierefreie und zeitgemäße Zimmer mit Bädern. Turnhalle, Schwimmbad und Fußballplatz bleiben erhalten. Während des zweijährigen Umbaus sollen das Jugendübernachtungshaus Reischenau und Container den Betrieb ermöglichen. Kostenpunkt: mehr als 5,8 Millionen Euro. Zwei Gutachter hatten den Abriss des Gebäudes empfohlen.
Nicht mehr wirtschaftlich zu sanieren ist auch der Sanitärtrakt am Jugendzeltplatz Rücklenmühle. Die eines rund eine Million Euro teuren Neubaus war Ausgangspunkt für eine grundlegende Modernisierung, die nun deutlich teurer wird. Der Zeltplatz soll künftig das ganze Jahr über genutzt werNotwendigkeit den können. Für insgesamt 4,5 Millionen Euro gibt es ein beheizbares Übernachtungshaus, eine Handvoll sogenannter Zelthäuser, einen Badegumpen am Mühlbach und sogar eine Biberstation.
Bevor der Landkreis den vom Kreisjugendring betriebenen Zeltplatz grundlegend aufmöbelt, sind allerdings noch einige Frage zu klären. Die wichtigste: Wer zahlt (mit)? Der Landschaftspflegeverband, dem die Grundstücke an einer Stelle, wo einst der Zusamsee plätschern sollte, gehören, fällt mangels Kleingeld aus. Mehr Hoffnungen macht sich der Landkreis bei der Stadt Augsburg und dem Markt Zusmarshausen sowie bei Vereinen wie Real West und Eva, die ländliche Entwicklung und Naherholung auf ihre Fahnen geschrieben haben.
Zunächst soll das Zeltplatz-Projekt in den Haushalt des Landkreises aufgenommen werden. Sollte es die Finanzberatungen ungeschoren überstehen, würde es ab 2018 ernst damit.