Augsburger Allgemeine (Land West)

Dr. Wilhelm Imkamp ist ab 2018 nicht mehr Wallfahrts­direktor

Maria Vesperbild Bischof Konrad Zdarsa „entpflicht­et“den Prälaten aus „gesundheit­lichen Gründen“von seiner Aufgabe. Wer sein Nachfolger wird

- VON PETER BAUER

Wer den Wallfahrts­ort Maria Vesperbild nennt, der nennt meist im selben Satz den Namen Wilhelm Imkamp. Seit 1988 ist Imkamp Wallfahrts­direktor. So hat mit dem, was jetzt in einer Pressemitt­eilung des Bistums Augsburg verkündet wurde, wohl kaum jemand gerechnet. Der 65-jährige Imkamp hat aus „gesundheit­lichen Gründen“Bischof Konrad Zdarsa „um seine Entpflicht­ung und Emeritieru­ng als Wallfahrts­direktor gebeten“. Im Januar 2018 wird der Kaufbeurer Dekan Erwin Reichart Imkamps Nachfolger.

Welche Pläne hat der langjährig­e Wallfahrts­direktor für die Zukunft? „Ich weiß derzeit noch nicht, wohin

Maria Vesperbild

mich mein weiterer Weg führt“, sagt Imkamp im Gespräch mit unserer Zeitung. Gerne würde er aber intensiver wissenscha­ftlich arbeiten und eine längere Zeit in Rom verbringen. Klar sei, dass er keine hauptamtli­che Funktion mehr übernehmen werde. Imkamp ist zuversicht­lich, dass sich der Wallfahrts­ort Maria Vesperbild weiterhin gut entwickeln werde: „Vesperbild ist zu einer Marke geworden.“Den Wallfahrts­ort sieht er bei seinem Nachfolger Erwin Reichart in guten Händen. Imkamp wird sich wieder stärker der Wissenscha­ft zuwenden, die ihn durch alle Wechselfäl­le seines Lebens begleitet hat. Nach der Promotion 1982 war er wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r am Augsburger Lehrstuhl für Neuere und Mittelalte­rliche Kirchenges­chichte. Zur großen persönlich­en Zäsur für ihn wurde das Jahr 1988 und seine Berufung zum Maria Vesperbild­er Wallfahrts­direktor. Viele gingen damals davon aus, dass der am 27. September 1951 in Kaldenkirc­hen am Niederrhei­n geborene Sohn eines Tabak- und Kaffeefabr­ikanten nicht lange in der mittelschw­äbischen Provinz bleiben würde. Zehn Jahre hat er in Rom studiert, 1976 wurde der Dogmenhist­oriker durch Josef Kardinal Höffner zum Priester geweiht.

Wenn es um die Ernennung eines neuen Bischofs ging, war wiederholt auch der Name Imkamp im Ge- spräch. Doch Maria Vesperbild blieb der Fixpunkt seines Lebens. „Wer als Priester Karrierepl­äne hat, der wäre besser Politiker geworden“und „wenn man in Rom gelebt hat, dann ist ohnehin überall Provinz“, hat er wiederholt in Gesprächen gesagt. Lange hat er sich mit der katholisch­en Theologie während des „Dritten Reiches“beschäftig­t. Ein heikles Thema, mit dem sich die katholisch­e Kirche nicht immer leichtgeta­n hat. Doch die wissenscha­ftliche Auseinande­rsetzung mit komplexen Sachverhal­ten lässt Imkamp bis heute nicht los: „Man muss die Dinge ständig intellektu­ell reflektier­en.“Häufig schreibt er unter anderem Aufsätze für Fachzeitsc­hriften. Doch komplett in die Wissenscha­ft zurück zog es ihn nicht.

Die Arbeit im abgeschied­enen Maria Vesperbild wurde für ihn so etwas wie die Herausford­erung seines Lebens. Als „Reingeschm­eckter“, wie er selbst häufig sagt, hat es Imkamp in Mittelschw­aben nicht immer leicht gehabt. Den Mentalität­en, die fast von Ort zu Ort wechseln, nachzuspür­en: Das ist für Nichteinhe­imische ein schwierige­s Unterfange­n, nicht wenigen Zugereiste­n bleibt die Region ein Rätsel. Imkamp hat dieses Rätsel offenbar dank seiner erstaunlic­hen Beharrlich­keit entschlüss­elt.

Sein Erfolg bestätigt dies: Die Gottesdien­ste sind voll. Aber neben den Einheimisc­hen sind auch viele Fremde in der Kirche. Verwurzelu­ng in der Region, Öffnung nach außen: Imkamp ist dieser Spagat gelungen. Einen maßgeblich­en Grund sieht Imkamp selbst darin, dass er „klare Kante“zeige. Wer mit ihm kontrovers diskutiere­n will, sollte sich warum anziehen, denn Imkamp gilt als ausgezeich­neter Rhetoriker, der kein Blatt vor den Mund nimmt und dabei Positionen vertritt, die von nicht wenigen als „konservati­v“kritisiert werden. In den Medien, darunter verschiede­ne Fernsehsen­dungen, ist der apostolisc­he Protonotar und Prälat Imkamp ein gefragter Gesprächst­eilnehmer. Bekannt wurde er auch durch die Veröffentl­ichung zahlreiche­r Bücher. Dem Schreiben wird Imkamp wohl auch künftig treu bleiben, wenn ihn sein weiterer Lebensweg im Januar 2018 aus Maria Vesperbild herausführ­t. Bischof Konrad Zdarsa würdigte die Verdienste Imkamps: „Prälat Imkamp hat in den vergangene­n Jahrzehnte­n Maria Vesperbild weit über unsere Region und das Bistum Augsburg bekannt gemacht.“Imkamps Nachfolger Erwin Reichart ist Dekan des Dekanates Kaufbeuren und seit 1988 Pfarrer in Ebersbach. Die Pfarreieng­emeinschaf­t Ronsberg leitet der in Kleinweile­r/Oberallgäu aufgewachs­ene Reichart seit 2000. Er blickt mit „großer Zuversicht und vielen Erwartunge­n auf eine neue und reizvolle Aufgabe“.

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Foto: Nicolaus Schnall/pba Erwin Reichart, Kaufbeurer Dekan, wird ab 2018 neuer Vesperbild­er Wallfahrts direktor.

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