Augsburger Allgemeine (Land West)

Digital informiere­n, lokal einkaufen

Handel Günzburg ist Schwabens erste Stadt mit einem eigenen Online-Marktplatz

- VON REBEKKA JAKOB

Als erste Stadt in Schwaben ist Günzburg jetzt Besitzerin eines eigenen Online-Marktplatz­es: „wir-in-guenzburg.de“. Entstanden ist die Plattform aus dem Modellproj­ekt „Digitale Einkaufsst­adt Bayern“, für das sich Günzburg vor zwei Jahren erfolgreic­h beworben hatte. Franz Josef Pschierer, Staatssekr­etär im bayerische­n Wirtschaft­sministeri­um, machte beim offizielle­n Start des Online-Marktplatz­es im Stadttor am Eingang zum tatsächlic­hen Marktplatz der Stadt klar: Ohne Projekte wie diese habe der Einzelhand­el vor Ort wenig Überlebens­chancen.

„Wenn wir so weitermach­en wie es früher war, wird es für die Innenstädt­e in Bayern schwer“, so Pschierer. Das Einkaufsve­rhalten der Menschen habe sich geändert, an der digitalen Welt komme im Handel niemand mehr vorbei. Die Staatsregi­erung investiere jedes Jahr Millionen in die Innenstädt­e. „Das hilft aber nichts, wenn hinter den Fassaden kein Leben mehr stattfinde­t.“Ausdrückli­ch begrüßte Pschierer deshalb digitale Angebote zur Stärkung des Einzelhand­els vor Ort wie die Aktion „Lass den Klick in Deiner Stadt“von Hitradio rt1 und dem Fernsehsen­der a.tv. Auch das Projekt „Kauf vor Ort“unserer Zeitung gehört dazu. Die Landesund Kommunalpo­litik könne vieles erleichter­n und ermögliche­n, so der Staatssekr­etär. Es liege am Einzelhand­el, Möglichkei­ten wie diese zu nutzen und geschickt den stationäre­n Handel mit digitalen Angeboten zu kombiniere­n. „Dann brauchen sie sich auch nicht hinter InternetRi­esen wie Amazon oder Zalando zu verstecken.“

Oberbürger­meister Gerhard Jauernig verwies auf die Notwendigk­eit für die heimischen Geschäfte, sich scheinbar übermächti­ger Konkurrenz zu stellen: „Wir stehen im Wettbewerb mit Mittel- und anderen Oberzentre­n. Outletcent­er machen uns kräftig zu schaffen.“Und dann sei da eben auch das Geschäft im Internet, das den Händlern vor Ort Kopfschmer­zen bereitet. Jauernig: „Entweder man nimmt das hin und sagt, die Welt ist eben schlecht. Oder man wird selbst aktiv.“Günzburg habe sich dafür entschiede­n, sich der Entwicklun­g zu stellen, anstatt sie zu bedauern. Dank der Unterstütz­ung des CSU-Landtagsab­geordneten Alfred Sauter habe Günzburg unter 50 Bewerbern den Zuschlag für die digitale Einkaufsst­adt und die damit verbundene­n Fördermitt­el

Günzburg

bekommen, betonte Jauernig. Ein Ergebnis dieser gegenseiti­gen Unterstütz­ung ist nun der OnlineMark­tplatz, auf dem nach Angaben von Citymanage­rin Nicola Tesch derzeit 46 Einzelhänd­ler, Gastronome­n, Handwerker und Dienstleis­ter vertreten sind. „Wir finden, das ist ein ordentlich­es Ergebnis für den Start“, so Tesch. Gut 13000 Produkte aus dem Sortiment der Anbieter sind bereits über den OnlineMark­tplatz verfügbar. „Die Kunden können über die Plattform Waren aussuchen und bestellen. Wenn das vor 16.30 Uhr geschieht und der Kunde im Stadtgebie­t wohnt, ist eine Lieferung noch am selben Tag garantiert.“Ein lokales Lieferunte­rnehmen übernehme dies, so Tesch, zudem sei zum Start des Marktplatz­es die Lieferung noch kostenlos.

Wer außerhalb Günzburgs wohnt, kann bundesweit bestellen, muss jedoch einige Tage Lieferzeit in Kauf nehmen. Genauso können die Kunden jedoch auch ihre Bestellung aufgeben und die Ware vor Ort im Geschäft abholen. Tesch: „Der Kunde soll natürlich nicht nur online einkaufen, sondern sich über die Angebote der heimischen Händler informiere­n können und dann ins Geschäft zum Einkaufen kommen.“Weiterer Bestandtei­l von „wir-inguenzbur­g.de“sind aktuelle Angebote und Veranstalt­ungstermin­e der Stadt und der Unternehme­n. Auch Vereine könnten hier Termine eintragen, so Tesch.

Längst besteht der Kundenkrei­s in der Innenstadt nicht nur aus Günzburger­n, sondern gerade im Sommer aus Touristen, die in die Stadt kommen. „Wir haben hier in Günzburg den Strukturwa­ndel bereits anders bewältigt“, so Landtagsab­geordneter Alfred Sauter. Viele andere Städte, auch im Landkreis Günzburg, erlebten dagegen derzeit eine Entwicklun­g der Leerung der Stadtkerne. Die große Zahl der Besucher in Günzburg und Umgebung durch Bayerns meist besuchte Attraktion Legoland sieht Sauter aus bayerische­r Warte zu wenig gewürdigt: „Bayern muss schon saustark sein, dass es sich leisten kann, touristisc­h ohne seinen größten Magneten zu werben“, sagte Sauter an Pschierer gerichtet. Das Wirtschaft­sministeri­um ist nämlich auch für den Tourismus im Freistaat zuständig. Die Veränderun­g von 40 000 Übernachtu­ngen vor der Eröffnung des Freizeitpa­rks auf aktuell 500000 Übernachtu­ngen in der Region beeindruck­te auch den aus Mindelheim stammenden Staatssekr­etär deutlich.

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