Augsburger Allgemeine (Land West)

Gehen dem Mittelstan­d die Unternehme­r aus?

Studie Zwei von drei Betrieben in Bayern müssen einen Generation­enwechsel meistern

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg

Bayerns Wirtschaft ist stolz auf ihren Mittelstan­d. Handwerksb­etriebe und mittelstän­dische Unternehme­n tragen zu einem großen Teil die Hochkonjun­ktur. Doch die glänzende Lage täuscht über ein Problem heimischer Betriebe hinweg: Viele von ihnen brauchen in nächster Zeit einen Nachfolger. Innerhalb von zehn Jahren findet bei über zwei Dritteln aller Mittelstän­dler in Bayern ein Generation­enwechsel statt, heißt es in einer Studie der Commerzban­k, die in Augsburg vorgestell­t wurde. Und nicht immer werden Unternehme­r auf der Suche nach einem Nachfolger fündig.

Auch im schwäbisch­en Handwerk sieht man das Problem: Dort stehen in den nächsten fünf bis zehn Jahren rund 20 Prozent der 29000 Betriebe vor der Übergabe an die nächste Generation, berichtet die Handwerksk­ammer. Nehme man allein die Firmen, deren Inhaber das 60. Lebensjahr erreicht haben, so sind dies in Schwaben rund 4000 Unternehme­n. „Bei im Schnitt acht Mitarbeite­rn pro Unternehme­n sprechen wir von rund 32000 Arbeitsplä­tzen, die erhalten werden müssen“, sagt Hauptgesch­äftsführer Ulrich Wagner.

Doch manchmal findet sich kein Nachfolger. „Dies kommt vor“, bestätigt Monika Treutler-Walle, die Sprecherin der Handwerksk­ammer. Auch wenn die Kammern keine expliziten Zahlen erheben, kann es sein, dass dann Betriebe zusperren – meist kleinere Handwerksf­irmen quer durch alle Branchen.

Industrie und Handel haben ähnliche Probleme. „Unter Unternehme­rn kommen jetzt die geburtenst­arken Jahrgänge in ein höheres Alter“, sagt Peter Lintner von der Industrieu­nd Handelskam­mer Schwaben. Wurden vor einiger Zeit pro Jahr rund tausend schwäbisch­e Unternehme­r 65 Jahre alt, sind es heuer mehr als 3000. Besonders betroffen sei die Gastronomi­e. Hier liege das Durchschni­ttsalter der Inhaber bei 57 Jahren – das sind zehn Jahre mehr als in Industrie und Handel generell. „Manche Gastronome­n sind sogar mit 70 noch aktiv“, sagt Lintner. Auch er sieht, dass manchmal Nachfolger fehlen und Betriebe schließen. „Das Nachfolgep­roblem wird ein großes Thema werden“, betont er.

Die Betriebsüb­ergabe sollte deshalb gut vorbereite­t werden, meint Frank Humbach, Niederlass­ungsleiter der Commerzban­k in Augsburg. „Kinder oder Familienmi­tglieder können als Nachfolger abspringen oder nicht geeignet sein“, sagt er. Manche hätten einfach andere Interessen. Unternehme­r sollten die Übergabe rechtzeiti­g in Angriff nehmen, empfiehlt Humbach:

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