Augsburger Allgemeine (Land West)
Selbst in den eigenen Reihen wurde mancher nervös
den Appell: „Ihr müsst, ihr müsst, ihr müsst mir helfen.“War da was? In eine Wahlkämpferin „wie nie zuvor“hat sich Merkel bis dato jedenfalls nicht verwandelt. Selbst als Rivale Martin Schulz zu Jahresbeginn die SPD auf Augenhöhe brachte, schaltete die Kanzlerin nicht auf Offensive. Ungerührt weiterregieren hieß die Devise, die sogar manche in den eigenen Reihen nervös machte.
Dann folgten überraschend klare CDU-Siege bei den Landtagswahlen und die Kanzlerin dürfte sich bestätigt gefühlt haben. Wenn sie Mitte August aus dem Urlaub zurückkommt, wird es Ernst mit dem Wahlkampf. Mehrere Dutzend Auftritte in der Republik sind geplant, allein neun in Bayern. Bis auf Weiteres macht Merkel keine Anstalten, etwas anderes zu liefern als einen konzentrierten Titelverteidiger-Wahlkampf. Dazu gehört, den Amtsbonus auszuspielen, den Rivalen nicht aufzuwerten, Angriffe ins Leere laufen zu lassen. Und Vorsicht. Denn die Agenda kann sich rasch ändern, wie sich gerade zeigte, als Schulz im Gespräch mit unserer Zeitung die Flüchtlingsfrage zum Wahlkampfthema machte und versuchte, Merkel aus der Reserve zu locken. Bei einem Termin bestand die Kanzlerin schon vorab auf einem „Wie immer“: Das Fernsehduell mit Schulz am 3. September, das die Sender spontaner gestalten wollten, soll nach dem gleichen Modell von 2013 laufen.