Augsburger Allgemeine (Land West)
Doch nur ein Mensch
Frankreich Erstaunlich schnell hat sich die Euphorie um Emmanuel Macron gelegt
Paris
Er musste ja kommen, der Moment der Ernüchterung. Längst schien es absehbar, dass der Hochgelobte zwar nicht stürzen, aber zumindest ein erstes Mal stolpern würde. Allzu unheimlich wurde vielen Beobachtern der Höhenflug von Emmanuel Macron, der nach einem beispiellosen Aufstieg zum jüngsten französischen Präsidenten gewählt wurde. Auf der internationalen Bühne glänzte der 39-Jährige bislang, der selbstbewusst Wladimir Putin, Donald Trump und Benjamin Netanjahu nach Paris einlud und innige Verbundenheit mit Angela Merkel demonstrierte.
Zugleich regt sich zunehmend Kritik an der Amtsauffassung Macrons, der sein Image maximal zu kontrollieren versucht: Anders als sein gesprächiger Vorgänger François Hollande ist er kaum greifbar für Journalisten und sein Sprecher rechtfertigte die Absage des traditionellen Präsidenteninterviews am 14. Juli, dem Nationalfeiertag, mit dem Hinweis, die Gedankengänge des Staatschefs seien dafür „zu komplex“. Am selben Tag machte General Pierre de Villiers, bis dahin oberster Befehlshaber der Streitkräfte, seinem Ärger über geplante Kürzungen des Militärhaushaltes lautstark Luft und trat kurz darauf zurück.
Kommt nun also die Entzauberung nach der „Macron-Manie“? Oder handelt es sich um eine Gegenreaktion der Medien, die Kritikpunkte am Präsidenten suchen – und finden? Schien Macron der Aufstieg an die Macht fast spielerisch leicht zu gelingen, so gilt dies nicht unbedingt für deren konkrete Ausübung.