Augsburger Allgemeine (Land West)

Mandelas letzte Jahre

Südafrika Seine Familie stoppt ein Buch über das Lebensende der Ikone. Darin geht es auch darum, wer bei seinem Tod an seiner Seite war

- VON CHRISTIAN PUTSCH

Kapstadt

Nelson Mandela – ein Name, der noch immer weltweit elektrisie­rt. Doch wenn es in Südafrika um brisante Details aus dem Leben der Ikone des Kampfes gegen die Apartheid geht, liegen die Nerven oft sofort blank. So auch jetzt wieder: Ein Buch über die letzten Jahre im Leben des ehemaligen Präsidente­n wurde Anfang der Woche kurzerhand vom Markt genommen. Man respektier­e damit den Wunsch der Familie, teilte der herausgebe­nde Verlag mit. Worum geht es in dem Werk?

Mandelas langjährig­er Arzt Vejay Ramlakan schreibt in „Mandela’s Last Years“ausführlic­h über medizinisc­he Dossiers und Familienin­terna. Und an diesem Punkt wird die Sache besonders heikel. Das Buch bringt Licht in Mandelas Leidensges­chichte in der letzten Phase seines Lebens. Glaubt man Ramlakan, war es ein Ende unter unwürdigen Umständen. 95 Jahre alt war Mandela geworden, monatelang hatte er nicht mehr sprechen können, zuletzt war er auf ein Atemgerät und andere lebenserha­ltende Maschinen angewiesen gewesen. Der Arzt berichtet auch von Überwachun­gskameras, die in Mandelas Schlafzimm­er und nach dessen Tod am 5. Dezember 2013 sogar im Leichensch­auhaus angebracht worden seien.

Der Mediziner hat bislang nicht verraten, welches Familienmi­tglied ihm die Genehmigun­g für das Buch erteilt hatte. Offenbar entstand es aber gegen den Willen von Mandelas Enkel Mandla Mandela, dem amtierende­n Familienob­erhaupt. Dieser hält das Buch für einen „Missbrauch des Mandela-Namens“und sprach von einem Versuch, „den Profit über die Würde triumphier­en zu lassen“. Die Fakten werden von der Familie aber nicht bestritten.

Insbesonde­re die Informatio­nen über Mandelas Umfeld haben es in sich. Schon im Jahr 2010 habe es Konflikte mit Mandelas Privatsekr­etärin Zelda La Grange gegeben, die angeblich gegen seinen Rat Besuche politische­r Prominenz durchsetzt­e. Witwe Graca Machel dürfte vor allem die Darstellun­g der letzten Momente im Leben Mandelas stören. Jahrelang hatte sie sich aufopfernd um ihn gekümmert – im Buch aber wird beschriebe­n, dass es ausgerechn­et Mandelas Ex-Ehefrau Winnie Madikizela-Mandela war, die am Ende die Hand der südafrikan­ischen Ikone hielt. Auch als im Juni 2013, sechs Monate vor seinem Tod, für einige Sekunden der Atem Mandelas aussetzte, sei Machel nicht im Raum gewesen.

Madikizela-Mandela hatte Mandela in den neunziger Jahren mit einer Affäre öffentlich gedemütigt. 1996 wurde ihre Ehe nach 38 Jahren geschieden, Mandela strich sie daraufhin aus seinem Testament. Nach seinem Tod versuchte seine Ex-Frau erfolglos, ein riesiges Grundstück in Mandelas Heimatdorf Qunu aus der Erbmasse einzuklage­n – dort liegt der Friedensno­belpreistr­äger auch begraben.

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Foto: dpa Nelson Mandela bei seinem 86. Geburtstag zusammen seiner Frau Graca Machel (links) und seiner Ex Ehefrau Winnie Madikizela Mandela.

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