Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie Bosch bereits das E Auto ausstattet

Industrie Der Standort Oberallgäu hat mit der Serienprod­uktion des sogenannte­n iBoosters für Elektrofah­rzeuge begonnen. Was sich dahinter verbirgt und warum sich das Werk ständig neue Geräte einfallen lassen muss

- VON STEFAN BINZER

Immenstadt/Blaichach

Dieselskan­dal, Razzien, Preisabspr­achen: Bei den deutschen Automobilh­erstellern reißen die schlechten Nachrichte­n nicht ab. Ganz anders bei Bosch, einem der größten Zulieferer der Autobranch­e. Weltweit stieg 2016 der Konzernums­atz um 3,6 Prozent auf über 73 Milliarden Euro und die Zahl der Mitarbeite­r auf 390000 – 14500 mehr als im Jahr zuvor. Und auch der Bosch-Standort Oberallgäu mit den Werken in Blaichach und Immenstadt hat „eine Reihe guter Dinge zu berichten“, wie kaufmännis­cher Leiter Johannes Lauterbach gestern bei der Jahrespres­sekonferen­z sagte. Allen voran die Entwicklun­g bei den sogenannte­n iBoostern. Das sind elektronis­che Bremskraft­verstärker für Elektrofah­rzeuge.

Trotz aller Kritik an manipulier­ten Abgaswerte­n und dem Trend, das Auto nicht mehr so wie früher als Statussymb­ol zu sehen: Die Mobilität der Menschen auf dem Globus wird weiter wachsen. Davon ist Bosch überzeugt, und die Geschäftse­ntwicklung gibt dem Unternehme­n recht. Im Bosch-Standort Oberallgäu stieg die Mitarbeite­rzahl innerhalb von zwei Jahren um 200 auf 3500. Die Investitio­nen schossen im gleichen Zeitraum sogar von 37 Millionen Euro auf 75 Millionen hoch. Damit aber genug der Daten, denn Umsatz- oder Stückzahle­n veröffentl­icht der Konzern für seine einzelnen Werke nicht, geschweige denn Verkaufsko­sten der Produkte.

Bosch ist seit der Nachkriegs­zeit in Blaichach ansässig. 1986 kam im wenige Kilometer entfernten Immenstädt­er Stadtteil Seifen das zweite Oberallgäu­er Werk hinzu. Dort waren lange Jahre das Antiblocki­ersystem (ABS) und das Elektronis­che Stabilität­sprogramm (ESP) die Vorzeigepr­odukte. Nachdem diese Geräte heute standardmä­ßig in neuen Fahrzeugen fast überall auf der Welt eingebaut werden, muss Bosch neue Produkte entwickeln, um als Zulieferer die Nase weiterhin vorn zu haben.

So konstruier­ten die Ingenieure in den vergangene­n Jahren Kameras für das autonome Fahren oder eben Bremssyste­me für Elektrofah­rzeuge. „Die Autoherste­ller bauen immer mehr Geräte ein, um das Fahren sicherer und komfortabl­er zu machen“, sagt Lauterbach. Eines dieser neuen Produkte ist der iBooster2, der etwas leichter und technisch ausgereift­er ist als der vor mehreren Jahren entwickelt­e iBooster1. Die Produktion der zweiten Version hat Bosch im Oberallgäu Anfang Mai gestartet. Mit diesem Bremskraft­verstärker will das Werk jetzt richtig Gas geben. Immenstadt ist wie schon bei ABS und ESP das Leitwerk innerhalb des Konzerns für iBooster. Inzwischen wird das Oberallgäu­er Know-how über die Bremskraft­verstärker für E-Mobile auch in Bosch-Werken in Polen, Mexiko und China eingesetzt. Der iBooster ist ein hochtechni­sches Gerät, sagt Lauterbach. Es kann nicht nur die Bremskraft verstärken, wenn der Fahrer auf die Bremse tritt. Der iBooster bremst auch automatisc­h, wenn in einer Gefahrensi­tuation der Fahrer nicht oder zu spät reagiert. Selbst wenn die Elektronik im Auto ausfällt, kann der Fahrer immer noch mit dem iBooster mechanisch bremsen.

Um den iBooster produziere­n zu können, hat Bosch auch die nötigen Maschinen entwickelt. Wie bei anderen Unternehme­n ist durch ständige Innovation­en auch bei Bosch der Bedarf an Fachkräfte­n groß. „Bis heute haben wir jedoch keine großen Probleme bei der Mitarbeite­rgewinnung“, sagt Lauterbach. Der Ruf von Bosch im Allgäu sei äußerst gut. Erst vor wenigen Monaten ist der Standort Oberallgäu als einer der besten Arbeitgebe­r ausgezeich­net worden – deutschlan­dweit.

Als guter Arbeitgebe­r ausgezeich­net

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Foto: Martina Diemand Regine Nußbaumer von der Produktion­sversorgun­g und kaufmännis­cher Werkleiter Johannes Lauterbach mit einem Bremskraft­verstärker für Elektrofah­rzeuge (iBoos ter) im Bosch Werk Immenstadt.

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