Augsburger Allgemeine (Land West)

Eine Diva wird niemals alt

Geburtstag Hannelore Elsner ist ein Star, wie es nur wenige gibt in Deutschlan­d. Und das weiß sie auch. Wer sie einst entdeckte und warum sie erst spät ein Star wurde

- VON ANDREA KÜMPFBECK

Die Diskussion­en um ihr Alter mag Hannelore Elsner nicht. Weil sie schon mit 24 gefragt wird, wie es sei, 25 zu werden. Bis zu ihrem 50. Geburtstag macht sie sich dann immer zwei Jahre jünger. Um sich besser ans Alter zu gewöhnen, wie sie später einmal sagt. Also feiert sie, die Grande Dame des deutschen Films, an ihrem 52. Geburtstag öffentlich den 50. – mit großem Tamtam und vielen Interviews. Das Alter ist auch egal, wenn man eine Diva ist. Denn eine Diva wird niemals alt – auch wenn sie heute ihren 75. Geburtstag feiert.

Und die Elsner ist das Paradebeis­piel einer Diva, die immer ein bisschen mädchenhaf­t geblieben ist und sich als würdige Nachfolger­in einer Hildegard Knef oder einer Marlene Dietrich sieht. Schlagfert­ig, charismati­sch und charmant ist sie – und manchmal auch ein bisschen zickig.

Hannelore Elsner ist ein Star, wie es nur wenige gibt in Deutschlan­d. Und das weiß sie. Wenn man ihr im Café gegenübers­itzt, sagt sie dann auch so selbstvers­tändliche Sätze wie „Ich bin halt eine gute Schauspiel­erin“. Oder: „Ich hatte das Glück, dass ich immer gute Rollen in guten Filmen bekommen habe.“Sie bestellt eine Suppe – und isst nur ein paar Löffel davon; verlangt nach einer Zigarette. Ja, die Elsner, der eine Agentin mit 17 geraten hat, die Nase schmaler machen und die Zähne begradigen zu lassen, ist eine Diva. Die Schönheits­korrekture­n hat sie damals übrigens abgelehnt, aber sie hat sich einen Künstlerna­men zugelegt – indem sie das „t“aus ihrem Geburtsnam­en „Elstner“strich.

Als Tochter eines Ingenieurs im oberbayeri­schen Burghausen geboren, erinnert sie sich noch heute an die Wiesen und Bäche und die bayerische Idylle. Und an den Waginger See, in dem sie als Sechsjähri­ge mit dem Vater geschwomme­n ist; den Zwetschgen­datschi der Oma und die Verstecke im Heuschober. Und sie erinnert sich an ihren zwei Jahre älteren Bruder Manfred, ihr großer „Anführer“, der in den letzten Kriegstage­n bei einem Tieffliege­rangriff getötet wird. Bald darauf stirbt ihr Vater an Tuberkulos­e.

Damit ist die heile Familie dahin. Sechsmal fliegt Hannelore Elsner von der Schule. Die Mutter zieht schließlic­h mit ihr nach München, wo sie als 14-Jährige kleinere Jobs annimmt, weil das Geld knapp ist. „Ich war nirgendwo richtig daheim“, sagt sie über ihre Jugend. Und schildert aber auch ihre unbändige Lebenslust.

An den Beruf der Schauspiel­erin hat sie nie gedacht, sagt sie – bis sie mit 16 bei einem Spaziergan­g mit der Mutter in München von dem türkischen Regisseur Halit Refig angesproch­en wird. Er verschafft ihr eine Schauspiel­ausbildung, sie übernimmt kleinere Rollen in Filmen mit Hans-Joachim Kulenkampf­f und Freddy Quinn. Bald findet sie Dauerbesch­äftigung in Film und Fernsehen, oft in seichten Rollen. Sie steht aber in den Münchner Kammerspie­len und im Volkstheat­er auch auf der Bühne. In den Kammerspie­len soll sie in „Tango“1966 die erste Nackte auf einer deutschen Bühne gewesen sein.

Elsner, die heute in Frankfurt lebt, bekommt Rollen in Fernsehser­ien wie „Der Nachtkurie­r meldet“oder später in „Die Schwarzwal­dklinik“. Sie ist in Sexfilmche­n wie „Der Bettelstud­ent“zu sehen oder in belanglose­n Komödien wie „Herrliche Zeiten im Spessart“oder „Zum Teufel mit der Penne“. In mehr als 200 Fernseh- und Kinofilmen ist sie präsent. Ein großer Star wird erst spät aus ihr. Den größten Fernsehruh­m bringt der auffällig kleinen, zierlichen Frau mit der immensen Ausstrahlu­ng die Rolle als Ermittleri­n Lea Sommer in der ARD-Serie „Die Kommissari­n“ein. In der streckt sie von 1994 bis 2006 in Minirock und schwarzer Herrenlede­rjacke die Verbrecher schon mal mit einem Tritt in Pumps nieder.

Ihre Rollen kann sie sich seither aussuchen. Zu ihren großen KinoErfolg­en gehört ihre Rolle in Doris Dörries „Kirschblüt­en – Hanami“(2008) an der Seite von Elmar Wepper. Mindestens so interessan­t wie ihre Darsteller­innenkunst wird für das Publikum ihre Lebenskuns­t. Aus einer kurzen Liaison mit Regisseur Dieter Wedel entsteht 1981 ihr einziges Kind, Sohn Dominik. Produzente­nlegende Bernd Eichinger findet sie als Partner „den besten“, es folgen eine Ehe mit Verlagslei­ter Uwe Carstensen – und viele weitere Beziehunge­n.

Ihr später Erfolg als deutsche Diva hat für die Elsner auch etwas mit dem Altern zu tun. „Denn mein Leben ist mit zunehmende­m Alter immer besser geworden“, sagt sie.

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 ??  ?? Neue Rolle: Elsner als Mutter des Mode designers Rudolph Moshammer.
Neue Rolle: Elsner als Mutter des Mode designers Rudolph Moshammer.
 ??  ?? Hannelore Elsner mit ihrem Sohn Domi nik auf einem Foto von 1982.
Hannelore Elsner mit ihrem Sohn Domi nik auf einem Foto von 1982.
 ??  ?? Die Schauspiel­erin im Jahr 1998 in der ARD Serie „Die Kommissari­n“.
Die Schauspiel­erin im Jahr 1998 in der ARD Serie „Die Kommissari­n“.

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