Augsburger Allgemeine (Land West)

Trübe Aussichten für die DTM

Motorsport Mit dem angekündig­ten Rückzug Ende 2018 stürzt Mercedes die Tourenwage­nserie in die Krise. Kemptener Teamchef Abt sieht DTM-Chef Berger in der Pflicht

- VON MILAN SAKO

Augsburg

Hans-Jürgen Abt ist ein Mann der ersten Stunde im Deutschen Tourenwage­n-Masters und kann die Situation einschätze­n. Der angekündig­te DTM-Ausstieg von Mercedes zum Ende des kommenden Jahres bringt die Tourenwage­nSerie in Schieflage. „Das ist schon eine kritische Situation. Es wäre fatal, wenn die Tourenwage­nSerie wegfallen sollte“, sagt der 54-jährige Teamchef des Abt-Audi-Rennstalls aus Kempten. Zugleich kündigt Mercedes den Einstieg in die Formel E an. Die Entscheidu­ng wirft Fragen auf.

Warum steigt Mercedes aus der DTM aus?

Die Serie ist eine reine MarketingP­lattform der großen Hersteller Audi, BMW und Mercedes. In den vergangene­n Wochen und Monaten gab es jedoch permanent Streit um Zusatzgewi­cht, dann wieder um die Einführung stärkerer Motoren und um das Reglement. Um die Kosten für die Serie niedrig zu halten, ist die Fahrzeug-Entwicklun­g stark einge- Es bietet sich kaum Raum für Innovation­en. Außerdem ist die DTM stark auf deutsche Fans zugeschnit­ten. Fünf der neun Renn-Wochenende­n finden in Deutschlan­d statt.

Ist die DTM in Gefahr?

„Natürlich macht man sich Sorgen“, sagt Abt. Etwa 30 Angestellt­e seines rund 200 Mitarbeite­r zählenden Unternehme­ns Abt Sportsline arbeiten im DTM-Projekt. Der Allgäuer Rennstall ist seit Jahren als Werksteam von Audi im Einsatz. Zwar fuhr die Serie bereits zwischen 2006 und 2011 nur mit Audi und Mercedes. „Aber nur noch zwei Hersteller in der DTM kann ich mir nicht vorstellen. Das wird nicht passieren“, vermutet Hans-Jürgen Abt.

Was ist zu tun?

Teamchef Abt baut auf den ehemaligen Formel-1-Piloten und neuen DTM-Chef Gerhard Berger: „Er ist jetzt gefordert, er muss Konzepte entwickeln. Es ist ja noch Zeit.“Besorgt klingt Audi-Motorsport­chef Dieter Gass: „Es gilt, diese neue Situation mit allen Beteiligte­n zu analysiere­n, Lösungen zu finden und etwaige Alternativ­en zur DTM zu bewerten.“Ein bedingungs­loses Ja zur DTM klingt anders. Die ITR als Trägerorga­nisation und Vermarkter der DTM steht unter Druck.

Was macht die Formel E attraktiv?

Hans-Jürgen Abt ist seit dem Start der Elektro-Renner vor drei Jahren dabei. „Wir sind schon ein wenig stolz darauf, dass wir mit als Erste auf die Formel E gesetzt haben.“Inzwischen erkennen auch die großen Hersteller das Potenzial der Rennseschr­änkt. rie mit Batteriebe­trieb. Worum sich die Formel 1 jahrelang erfolglos bemüht hat, ist jüngst der Formel E gelungen: Auf einem Stadtkurs in New York zu fahren. Eine Genehmigun­g für ein klimaneutr­ales Rennen, ohne Abgase, ohne Gestank und Lärm ist leichter zu bekommen. Mercedes will sich ab 2019 in der Formel E engagieren und daneben weiter in der Formel 1 aktiv bleiben.

Was machen Audi und BMW?

Audi hat vor kurzem seinen Einstieg in die Formel E verkündet. Die Ingolstädt­er übernehmen ab Dezember die Abt-Mannschaft, die den Audi-Werkseinsa­tz weiter leitet. Teamchef bleibt Hans-Jürgen Abt. BMW will ab der Saison 2018/19 in die E-Serie kommen, in der Renault und Jaguar bereits vertreten sind.

Welche Rolle spielt das Fernsehen?

Der DTM-Vertrag mit der ARD läuft 2017 aus. Die Einschaltq­uoten sind mäßig. Zuletzt in Moskau verfolgten am Samstag 840000 Zuschauer das Rennen, der Marktantei­l lag bei 7,9 Prozent. Tags darauf waren es 1,08 Millionen Zuschauer (8,0 % Marktantei­l). Die Frankfurte­r Allgemeine Zeitung hatte jüngst berichtet, die ARD verhandle mit den Formel-1-Verantwort­lichen über TV-Rechte.

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Hans Jürgen Abt

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