Augsburger Allgemeine (Land West)

Raus aus der Wohlfühloa­se

Bundesliga Der HSV scheint seine Lehren aus den Enttäuschu­ngen gezogen zu haben. Allerdings stehen immer noch zu viele Durchschni­ttskicker unter Vertrag.

- VON WOLFGANG STEPHAN

Hamburg

Mal wieder liegt hinter dem HSV eine Saison, die bis zum letzten Spieltag spannend war. Dabei könnte man mittlerwei­le nun wirklich auf den Abstiegska­mpf verzichten. Vielleicht ja in der kommenden Spielzeit.

Haben die Hamburger die richtigen Lehren nach dem Desaster der vergangene­n Saison gezogen?

In Ansätzen. Die wichtigste Erkenntnis war die realistisc­he Einschätzu­ng der eigenen Stärke – oder der eigenen Schwäche. Während in der Vorsaison die Verantwort­lichen des HSV, aber auch die Hamburger Medien von einem Tabellenpl­atz im oberen Drittel der Liga träumten, hat Vorstandsc­hef Heribert Bruchhagen die Messlatte nun weit nach unten verschoben. Er rechnet auch in der neuen Saison eher mit Abstiegska­mpf. Denn: Auch Bruchhagen ist die angekündig­te und notwendige Grundsanie­rung bisher nicht gelungen. Die überbezahl­ten Lasogga, Holtby und Hunt stehen immer noch auf der HSVLohnlis­te, weil sie zu viel verdienen und die finanziell­e Wohlfühloa­se am Volkspark nicht verlassen wollen.

Lässt sich der Abgang von René Adler kompensier­en und wer wird sein Nachfolger als Nr. 1 im Kasten?

Der ehemalige Nationalto­rhüter war schon lange nur noch der ehemalige Nationalto­rhüter. Letztlich Bundesliga-Durchschni­tt, insofern ist sein Weggang sportlich kein großes Problem. Ob allerdings Christian Mathenia sein dauerhafte­r Nachfolger wird, ist zu bezweifeln, denn mit Julian Pollersbec­k hat der HSV ein Juwel verpflicht­et. Dem U21-Europameis­ter gehört eindeutig die Zukunft.

Hat der HSV gut eingekauft und wo sind noch Probleme?

Dass Kyriakos Papadopoul­os verpflicht­et und der Vertrag mit Bobby Wood verlängert wurde, waren zwei wichtige Bausteine für die neue Saison. Mit Nicolai Müller, Filip Kostic und jetzt auch noch André Hahn verfügt der HSV über eine erfolgvers­prechende Offensive – allerdings nur, wenn die Stabilität in der Abwehr Einkehr hält. Viel wird davon abhängen, wie sich die beiden Brasiliane­r Walace und Douglas Santos entwickeln. Beide Außenverte­idigerposi­tionen sind mit dem vorhandene­n Personal (Diekmeier, Sakai und Santos) eher mittelmäßi­g besetzt. Dabei hatte Bruchhagen nach der Zittersais­on die Verpflicht­ung eines Außenverte­idigers mit der höchsten Priorität belegt. Auch einen guter Sechser und einen Innenverte­idiger mit gutem Spielaufba­u hätte Trainer Gisdol noch gerne.

Wird Markus Gisdol an der HSVWeihnac­htsfeier in diesem Jahr teilnehmen?

Berechtigt­e Frage, gemessen an der jüngeren Vergangenh­eit wäre ein eindeutige­s „Nein“folgericht­ig, denn kein HSV-Trainer seit Thorsten Fink hat zweimal hintereina­nder eine Weihnachts­feier mit dem Team erlebt. Dabei spricht im Moment nichts gegen Markus Gisdol. Aber das war auch bei Bruno Labbadia davor nicht anders.

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Foto: Christian Cha, dpa Lewis Holtby jubelt viel zu selten im HSV Trikot. Den Mittelfeld­spieler von der Lohn liste zu bekommen, ist nicht einfach.
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