Augsburger Allgemeine (Land West)

Aufregung um nichts

- VON ALOIS KNOLLER loi@augsburger allgemeine.de

Die drei Sicherheit­sleute am Eingang hätte sich Christiane Lembert-Dobler vom städtische­n Friedensbü­ro am Montagaben­d sparen können. Von der Debatte in der Kresslesmü­hle ging zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr aus. Weder marschiert­e der Schwarze Block zur Sympathieb­ekundung auf, noch fühlten sich die Hörer aufgerufen, danach Steine zu werfen, noch drohten Gegendemon­stranten die Veranstalt­ung zu sprengen.

Noch nicht einmal die von Oberbürger­meister Kurt Gribl befürchtet­e unerträgli­che Provokatio­n, der Alt-68er Thorwald Proll könnte die G20-Krawalle rechtferti­gen, fand statt. Der einstige Kaufhausbr­andstifter beließ es weithin beim Historisch­en. Wenn er keinen Unterschie­d ziehen will zwischen Protest und Gewalt, dann steckt darin kein Aufruf zur Randale. Die traut man dem ergrauten alten Herrn auch gar nicht (mehr) zu.

Was mag OB Gribl zu seinem unverhältn­ismäßigen Alarm veranlasst haben? Geschah es als Beitrag zum Wahlkampf, um sich als Sachwalter der öffentlich­en Sicherheit zu profiliere­n? Geschah es aus persönlich­er Empörung darüber, einen einstigen Straftäter als Zeitzeugen aufs Podium zu hieven? Man kann darüber nur spekuliere­n.

Eindeutig zu weit geht Gribl mit der Anweisung, das Programm des Friedensbü­ros dem Stadtrat künftig zur Genehmigun­g vorzulegen. Damit stünde die Tür offen, beliebig darin herumzukor­rigieren, missliebig­e Akteure auszusperr­en und damit die kontrovers­e Debatte zu unterbinde­n. In einer Welt voller Konflikte würde dies sicher nicht zum Frieden beitragen.

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