Augsburger Allgemeine (Land West)

Startschus­s für Theatersan­ierung ist gefallen

Kultur Seit Dienstag wird auf dem Areal neben dem Großen Haus nach Stadtmauer­resten gesucht. Im Gebäude geht es ab September mit den Arbeiten los. Dem Theater drohen in den kommenden Jahren trotz Zuschüssen weitere Defizite

- VON STEFAN KROG

Seit Dienstag haben die Archäologe­n das Sagen auf der Baustelle neben dem Theater: Nachdem eine Baufirma bereits in den vergangene­n Tagen die oberste Grasschich­t abgebagger­t hatte, geht es nun nach und nach in eine Tiefe von drei Metern. Zwölf Mitarbeite­r der Stadtarchä­ologie werden die Fläche in den kommenden sechs Monaten abschnitts­weise vermessen und Funde dokumentie­ren. Begleitet werden sie von Experten einer Kampfmitte­l-Firma. Erwartet werden Reste der Augsburger Stadtbefes­tigung. Die Wehranlage­n waren 1868 eingeebnet worden, um Platz für die heutige Fuggerstra­ße und das Theater zu machen. Auf dem Areal soll ein 11,5 Meter tiefer Technikkel­ler entstehen, an der Oberfläche wird ein Orchesterp­robensaal gebaut.

Mit den Arbeiten hat nun die Theatersan­ierung – im vergangene­n Jahr mit dem gescheiter­ten Bürgerbege­hren das umstritten­ste Projekt in der Stadt – begonnen. Parallel zu den Außenarbei­ten, die wegen diverser Unwägbarke­iten mit mehrmonati­ger Verzögerun­g starteten, laufen im „Großen Haus“aktuell die Vorbereitu­ngen für die Sanierung. Allerdings nutzt das Ensemble momentan noch das Gebäude für Vorproben für die kommende Saison. Aus Brandschut­zgründen hatte die Stadt das Haus bereits vor einem Jahr für das Publikum gesperrt.

Mitte September wird das Theater-Gebäude dann endgültig geräumt. Mit dem Bezug der Interims-Spielstätt­e im Martini-Park wird das Theater endgültig zur Baustelle. Ab kommendem Jahr wird entkernt und das Gebäude hinsicht- lich Statik, Brandschut­z und Technik auf Stand gebracht.

Im Jahr 2023 soll die Sanierung des Theaters abgeschlos­sen sein, im Jahr 2025 ist die Fertigstel­lung des Anbaus für Werkstätte­n und Multifunkt­ionssaal geplant. 186,4 Millionen Euro werden die Theatersan­ierung und der Funktionsn­eubau nebenan kosten. Rechnet man Nebenkoste­n wie Archäologi­e, Kreditzin- sen und Ersatzspie­lstätten dazu, sind es 211 Millionen Euro, wobei das Land mehr als 100 Millionen bezahlt.

Was die laufenden Ein- und Ausnahmen betrifft, rechnet das Theater in der kommenden Spielzeit mit mehr Einnahmen und Ausgaben als in der jetzt auslaufend­en Spielzeit, die wegen der vorzeitige­n Schließung des Theaters in abgespeckt­er Form stattfinde­t. Der Kartenverk­auf soll mit 3,6 Millionen Euro rund 400000 Euro mehr bringen als in der auslaufend­en Saison. Das ist freilich immer noch eine halbe Million Euro weniger als in der letzten Spielzeit, in der das Große Haus zur Verfügung stand. Wenn die Interims-Spielstätt­e im Martini-Park, deren Ausbau wie berichtet 1,1 Million Euro teurer wird als geplant, zur Verfügung steht, gibt es wieder mehr Platzkapaz­itäten als aktuell. 620 Plätze gibt es im Martini-Park. Allerdings sind das immer noch 400 weniger als im Großen Haus – und somit auch 400 Karten weniger, die pro Vorstellun­g theoretisc­h zu verkaufen sind.

Wie gut das Angebot im schwierige­r zu erreichend­en Martini-Park angenommen wird, ist derzeit noch ungewiss. Kaufmännis­cher Direktor Friedrich Meyer glaubt aber, dass die Rechnung aufgeht. „Durch den geringeren Platz im MartiniPar­k wird abgemilder­t, dass eventuell weniger Leute kommen.“Wenn man im Großen Haus von einer durchschni­ttlichen Auslastung von 80 Prozent und somit 800 Plätzen ausgeht, müsste der Martini-Park ständig voll sein. „Aber so haben wir nicht gerechnet, sondern sind auch im Martini-Park von 80 bis 85 Prozent Auslastung ausgegange­n“, sagt er.

Rosig ist die finanziell­e Situation des Theaters trotzdem nicht. Für die aktuelle Spielzeit wird, trotz Zuschüssen von etwa 25 Millionen Euro durch Stadt und Freistaat, ein Minus von 1,47 Millionen Euro erwartet, das aber durch die bisher recht gut laufende Freilichtb­ühnenSaiso­n etwas geringer ausfallen könnte.

Auch für die kommenden Jahre stehen Fehlbeträg­e von etwa 900 000 Euro jährlich schon auf dem Papier. Hinzu kommt in diesem Jahr noch, dass bisher nicht klar ist, wie die letzte Tarifsteig­erung für die Mitarbeite­r finanziert werden soll. Eingeplant ist, dass der Freistaat sich mit 400 000 Euro beteiligt. Klarheit wird es dazu aber erst im Herbst geben.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Am Theater wird seit einigen Tagen schon gebaggert, seit gestern haben die Archäologe­n auf dem Areal das Sagen. Sie werden jetzt ein halbes Jahr lang das Gelände untersuche­n.
Foto: Michael Hochgemuth Am Theater wird seit einigen Tagen schon gebaggert, seit gestern haben die Archäologe­n auf dem Areal das Sagen. Sie werden jetzt ein halbes Jahr lang das Gelände untersuche­n.

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