Augsburger Allgemeine (Land West)
Dramatisches Eschensterben im Stadtwald
Interview Forstamtsleiter Jürgen Kircher erklärt, warum Tausende Bäume krank sind. Gestern liefen wieder Fällungen
Im Siebentischwald wurden gestern fünf Eschen gefällt, es war nicht die erste Fällaktion dieser Art, warum?
Die Bäume standen zwischen Stempflesee und Ilsungstraße. Wegen der vielen Besucher im Stadtwald wurden sie regelmäßig kontrolliert. Dabei zeigte sich, dass sie vom Eschentriebsterben befallen sind. Innerhalb von drei Wochen sind sie zum akuten Sicherheitsrisiko geworden, wahrscheinlich beschleunigt durch die Hitze.
Kircher:
Das Eschentriebsterben ist deutschlandweit seit 2007 ein großes Problem, wie schlimm ist die Situation im Augsburger Stadtwald?
Wir gehen davon aus, dass es im Lechauwald und in den Außenrevieren so gut wie keine gesunde Esche mehr gibt. Tausende Bäume sind von der Pilzkrankheit befallen und sterben langsam ab. 2014 ergab eine Zählung, dass allein entlang der
Kircher:
Hauptwege im Siebenbrunner Wald und Haunstetter Wald rund 300 Eschen entweder geschwächt oder bereits so krank waren, dass sie gefällt werden müssen. Seither hat sich die Krankheit weiter rasant ausgebreitet. Derzeit ist die Entwicklung dramatisch.
Kann man kranke Bäume nicht durch eine spezielle Pflege retten?
Kircher:
Wir haben in den vergangenen Jahren gelernt, dass ein Beschneiden der kranken Bäume nicht hilft. Alle befallenen Eschen, die kahle Stellen in der Krone aufweisen, sterben ab. Derzeit kann niemand verhindern, dass sich der Pilz weiter ausbreitet.
In weiten Teilen der Augsburger Bevölkerung werden Fällaktionen kri- tisch gesehen. Sind sie in diesem Fall unabwendbar?
Wir fällen nur das, was unbedingt nötig ist. Das Sterben der Eschen tut uns auch weh, da die Esche eine wichtige Baumart in einer Hartholzaue ist. Im Naherholungsgebiet Stadtwald ist aber die Sicherheit besonders wichtig. Dort sind jedes Jahr vier Millionen Menschen unterwegs, die sich erholen
Kircher:
wollen. Auch die Kinder in den vielen Waldkindergärten dürfen nicht gefährdet werden.
Kann man Eschen als Totholz stehenlassen, das anderen Arten nützt?
Doch, das machen wir. Befallene Bäume weit weg von den Wegen bleiben und werden zu Biotopbäumen. Entlang der Wege aber können sie zu einem großen Sicherheitsrisiko werden. Nicht nur die Kronen werden dürr. Auch die Wurzeln werden von Pilzen befallen und faulen ab. Dann werden die Bäume instabil und unberechenbar.
Kircher:
Ist mit weiteren Fällungen zu rechnen?
Im Sommer machen wir nur die akuten Fälle, die für Besucher im Stadtwald gefährlich werden können. Die Hauptarbeiten werden erst im Winter stattfinden.
Kircher:
Wird für die Bäume Ersatz gepflanzt?
Ersatzpflanzungen sind in der Regel nicht nötig. Im Stadtwald funktioniert die Naturverjüngung mit anderen Arten sehr gut, etwa Ahorn, Eiche oder Ulme.
Interview: Eva Maria Knab
Kircher: