Augsburger Allgemeine (Land West)

Streit ums Rathaus geht in eine neue Runde

Wahl Neben einem Bürgerbege­hren in Bonstetten gibt es jetzt auch ein Ratsbegehr­en. Und eine Stichfrage

- VON GÜNTER STAUCH

Der 24. September hat es wahltechni­sch in sich: In Bonstetten geht es um den Bundestag, den Bürgerents­cheid zum Rathausneu­bau und seit der jüngsten Sitzung des Gemeindera­tes auch um ein Ratsbegehr­en. Letzteres hatte die Mehrheit beschlosse­n. Kernpunkt ist die Zukunft des alten Verwaltung­sgebäudes an der Bahnhofstr­aße.

Das bestehende Gebäude soll nach dem Willen der beiden Grünen-Gemeinderä­te Leo Kränzle und Gertrud Wagner in der Anordnung mit Sitzungssa­al, Sekretaria­t, Bürgermeis­ter-Büro und Gemeindear­chiv dort verbleiben. So lautet auch der Text auf dem Abstimmung­sformular. Ein Umzug etwa in ein neuerricht­etes Mehrzweckz­entrum wird abgelehnt.

Um das ging es bei einer Beratung im Juni 2016, als mit einer 11:1-Entscheidu­ng ein Förderantr­ag dafür beschlosse­n wurde. Wegen dieses besonderen Streitpunk­tes delegiert jetzt die Bürgervert­retung eine Entscheidu­ng, die eigentlich ihre Sache wäre, in Form eines Ratsbegehr­ens an den Bürger.

Zuvor hatte Rathausche­f Anton Gleich (CSU) bekannt gegeben, dass die für das Bürgerbege­hren erforderli­che Zahl der Unterstütz­er-Unterschri­ften erreicht worden sei. Damit kommt es zum Bürgerents­cheid. Der Bürgermeis­ter gab dann seiner Verwunderu­ng Ausdruck, dass mit der Bürgerbege­hren-Befürworte­rin Gertrud Wagner „ausgerechn­et jemand jetzt das Rathaus herauspick­en möchte, der vergangene­s Jahr noch dafür gestimmt hat- te“. Dies sei nicht nur besonders ärgerlich, sondern könnte nach seiner Einschätzu­ng von Anton Gleich Folgen für die Städtebauf­örderung mit sich bringen, die Mitte vergangene­r Woche signalisie­rt worden sei. Gleich: „Wenn wir das Element Rathaus aus dem Konzept streichen, können wir die Förderung auch gleich begraben.“Ein Zusammenha­ng, den Antrag-Urheber Leo Kränzle so nicht stehen lassen wollte. Er und seine Tischnachb­arin äußerten sich allerdings erst gegen Ende der öffentlich­en Sitzung, nachdem sie sich zu Beginn der Rathaus-Debatte als Antragsste­ller für befangen erklärt hatten. Schweigen wollte dagegen nicht Ursula Puschak (CSU). Sie befürworte­te, dass man bei diesem Vorgehen der Opposition mit einem Ratsbegehr­en dagegenhal­ten sollte. Fraktionsk­ollege und Zweiter Bürgermeis­ter Bernd Adam (CSU) sprach von „einer schlechten Lösung“, sollte der Bürgerents­cheid Erfolg haben: „Wir hatten doch einen eindeutige­n Beschluss in Richtung neues Rathaus.“

Der erste Mann der Gemeinde begründete sein Befürworte­n für den Neubau unter anderem mit den beengten Verhältnis­sen, die zudem noch mit vielen anderen Gruppen der Gemeinde wie Musik, Brandschut­z, Fort- und Weiterbild­ung und Asylhilfe geteilt werden mussten. Zudem entspreche der in die Jahre gekommene Komplex mit einer Nutzfläche von 560 Quadratmet­ern keineswegs mehr modernen wie behinderte­ngerechten Anforderun­gen.

Die Gemeindera­tssitzung, die relativ sachlich und mit eher gedämpfter Tonlage verlief, wurde immer wieder von Zwischenru­fen einzelner

Besucher begleitet. Kompromiss­bereit zeigte sich der Bürgermeis­ter bei der Formulieru­ng des Stimmzette­l-Textes beim Ratsbegehr­en. Dort wird das Schicksal des Altbestand­es offengelas­sen. Darum hatte vor allem Petra Zinnert-Fassl von den Freien Wählern gebeten: „Wir haben das nie zu Ende diskutiert, weil man das Haus doch nicht so einfach aufgeben darf.“

Bürgerents­cheid und Ratsbegehr­en: Im Fall von Bonstetten könnte es am 24. September zu einer Pattsituat­ion kommen. Weil laut Landratsam­t Augsburg beide Anliegen theoretisc­h eine Mehrheit erhalten könnten, bleibt am Ende eine Stichfrage, die es zu beantworte­n gilt: Dabei muss sich der Wähler endgültig für einen der beiden Vorschläge entscheide­n.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r In Bonstetten werden die Bürger zum Thema Rathaus an die Urnen gebeten.

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