Augsburger Allgemeine (Land West)
Staffel läuft den Lauf ihres Lebens
Leichtathletik SpVgg Auerbach-Streitheim holt bei den bayerischen Meisterschaften drei Gold-, eine Silber und zwei Bronzemedaillen im Augsburger Rosenaustadion
Augsburg.
Zwei Vereine durften das Augsburger Rosenaustadion bei den bayerischen Leichtathletik-Meisterschaften auf der renovierten Laufbahn als Wohnzimmer betrachten. Einmal die Gastgeber, die mit vielen Vorschusslorbeeren gehandelte LG Augsburg, und die 20 Kilometer vom Stadion entfernte SpVgg Auerbach/Streitheim. Während die Augsburger am Ende der Titelkämpfe nur einen bayerischen Titel vorweisen konnten, trumpfte der „Dorfverein“aus Auerbach aus dem Westen groß auf. Drei Gold-, eine Silber- und zwei Bronzemedaillen, sowie zwei vierte Plätze – mehr Erfolg war an zwei Tagen einfach nicht mehr möglich. Manchmal meinten die zahlreichen mitgereisten Auerbacher Anhänger zu träumen.
Dabei begannen die Meisterschaften für die Leichtathleten der SpVgg Auerbach/Streitheim nicht gerade berauschend. Bei der männlichen Jugend U18 wollte Simon Kastner endlich mal über 100 Meter als Erster aus den Startblöcken kommen und sein Eifer misslang. Um keinen Fehlstart zu verursachen er noch einmal zurück und in diesem Moment fiel der Startschuss und das Rennen war mit 11,97 Sekunden gelaufen. Besser machte dies bei der weiblichen Jugend Sina Kemmerling, sie qualifizierte sich mit 13,12 Sekunden aus dem Vorlauf für den Zwischenlauf, scheiterte aber in diesem mit neuer persönlicher Bestzeit von 12,97 nur um 0,22 Sekunden am Endlauf und wurde unter 40 Bewerberinnen sehr gute Neunte.
Aber da kam ja auch noch die 4 x 100-Meter-Staffel, die in der Besetzung Sina Kemmerling, Sophia Müller, Emily Schuster und Angela Stockert aufgrund ihrer diesjährigen Leistungen als einer der Favoriten ins Rennen ging. Doch gerade bei Staffelrennen geht vieles schief, doch es musste nicht gerade bei einer bayerischen Meisterschaft sein. Und es ging alles gut, denn die vier Mädchen im Alter von 16 und 17 Jahren legten den Lauf ihres Lebens hin und holten Gold. In der neuen schwäbischen Rekordzeit von 47,94 Sekunden löschten sie den inzwischen 42 Jahre alten Rekord des TSV Göggingen vom 27. Juli 1975, ebenfalls im Rosenaustadion gelaufen, aus. Bei der alten Bestleistung von 48,10 Sek. war damals keine Geringere als die spätere Olympiateilnehmerin Claudia Steger mit von der Partie.
Drei Versuche hätten David Kirch allesamt zum Titel gereicht
Als wenig später David Kirch bei der männlichen Jugend U20 im Dreisprung ebenfalls Gold und den Titel holte, waren die Erwartungen bereits bei Halbzeit der Meisterschaft übertroffen. Doch Kirch hatte großes Glück, dass weniger als acht Bewerber zum Dreisprung antraten. Wären es mehr gewesen, wäre nach drei ungültigen Sprüngen der Wettkampf für ihn vorbei gewesen. Aber so durfte er weitermachen und es kamen noch drei Versuche, die am Ende alle zum Titel gereicht hätten. Die Siegerweite lautete schließlich für ihn 14,68 m – das waren sogar zwei Zentimeter weiter wie bei den Männern.
Während bei der männlichen Jugend U18 Tobias Müller in neuer persönlicher Bestzeit von 2:03,93 Minuten seine zwei Runden über 800 m absolvierte und guter Sechster wurde, startete Angela Stockert im Kugelstoßwettbewerb und holte Bronze mit 13,50 m. Dies war ihre zweite Medaille an diesem Tage und am nächsten Tag war es im Hochzog sprung nochmals der dritte Rang mit 1,64 Meter. Nur ein Versuch weniger und sie hätte sogar Silber geholt.
Zu den Höhepunkten gehörten für die Starterinnen der SpVgg Auerbach/Streitheim ohne Zweifel die 100 Meter Hürden der weiblichen Jugend U18. Zuerst gewannen Emily Schuster (15,05) und Sophia Müller (14,74 Sek) ihre Vorläufe, dann der große Schreck. Angela Stockert strauchelte an der sechsten Hürde, raffte sich nochmals auf und erreichte noch die achtbeste Zeit von 15,22 Sekunden, die gerade noch zum Finale reichte. Hier sahen die Zuschauer dann eine Machtdemonstration der Auerbacherinnen. Schulter an Schulter flogen die Drei über die Hürden und schafften einen Doppelsieg. Für Stockert, die ihre dritte Medaille holte, blieben die Uhren bei 14,40 und bei Müller bei 14,71 stehen. Eine Winzigkeit von 0,02 Sekunden verhinderte einen Dreifachsieg, denn Emily Schuster landete auf Platz Vier mit 14,92 Sek.
Kein Wunder, dass beim abschließenden Weitsprung bei den Auerbacherinnen die Luft heraus war, denn einzig Sophia Müller konnte mit ihrem vierten Rang und 5,28 Meter ihre Normalform erreichen.