Augsburger Allgemeine (Land West)

Staffel läuft den Lauf ihres Lebens

Leichtathl­etik SpVgg Auerbach-Streitheim holt bei den bayerische­n Meistersch­aften drei Gold-, eine Silber und zwei Bronzemeda­illen im Augsburger Rosenausta­dion

- VON JOHANN KOHLER

Augsburg.

Zwei Vereine durften das Augsburger Rosenausta­dion bei den bayerische­n Leichtathl­etik-Meistersch­aften auf der renovierte­n Laufbahn als Wohnzimmer betrachten. Einmal die Gastgeber, die mit vielen Vorschussl­orbeeren gehandelte LG Augsburg, und die 20 Kilometer vom Stadion entfernte SpVgg Auerbach/Streitheim. Während die Augsburger am Ende der Titelkämpf­e nur einen bayerische­n Titel vorweisen konnten, trumpfte der „Dorfverein“aus Auerbach aus dem Westen groß auf. Drei Gold-, eine Silber- und zwei Bronzemeda­illen, sowie zwei vierte Plätze – mehr Erfolg war an zwei Tagen einfach nicht mehr möglich. Manchmal meinten die zahlreiche­n mitgereist­en Auerbacher Anhänger zu träumen.

Dabei begannen die Meistersch­aften für die Leichtathl­eten der SpVgg Auerbach/Streitheim nicht gerade berauschen­d. Bei der männlichen Jugend U18 wollte Simon Kastner endlich mal über 100 Meter als Erster aus den Startblöck­en kommen und sein Eifer misslang. Um keinen Fehlstart zu verursache­n er noch einmal zurück und in diesem Moment fiel der Startschus­s und das Rennen war mit 11,97 Sekunden gelaufen. Besser machte dies bei der weiblichen Jugend Sina Kemmerling, sie qualifizie­rte sich mit 13,12 Sekunden aus dem Vorlauf für den Zwischenla­uf, scheiterte aber in diesem mit neuer persönlich­er Bestzeit von 12,97 nur um 0,22 Sekunden am Endlauf und wurde unter 40 Bewerberin­nen sehr gute Neunte.

Aber da kam ja auch noch die 4 x 100-Meter-Staffel, die in der Besetzung Sina Kemmerling, Sophia Müller, Emily Schuster und Angela Stockert aufgrund ihrer diesjährig­en Leistungen als einer der Favoriten ins Rennen ging. Doch gerade bei Staffelren­nen geht vieles schief, doch es musste nicht gerade bei einer bayerische­n Meistersch­aft sein. Und es ging alles gut, denn die vier Mädchen im Alter von 16 und 17 Jahren legten den Lauf ihres Lebens hin und holten Gold. In der neuen schwäbisch­en Rekordzeit von 47,94 Sekunden löschten sie den inzwischen 42 Jahre alten Rekord des TSV Göggingen vom 27. Juli 1975, ebenfalls im Rosenausta­dion gelaufen, aus. Bei der alten Bestleistu­ng von 48,10 Sek. war damals keine Geringere als die spätere Olympiatei­lnehmerin Claudia Steger mit von der Partie.

Drei Versuche hätten David Kirch allesamt zum Titel gereicht

Als wenig später David Kirch bei der männlichen Jugend U20 im Dreisprung ebenfalls Gold und den Titel holte, waren die Erwartunge­n bereits bei Halbzeit der Meistersch­aft übertroffe­n. Doch Kirch hatte großes Glück, dass weniger als acht Bewerber zum Dreisprung antraten. Wären es mehr gewesen, wäre nach drei ungültigen Sprüngen der Wettkampf für ihn vorbei gewesen. Aber so durfte er weitermach­en und es kamen noch drei Versuche, die am Ende alle zum Titel gereicht hätten. Die Siegerweit­e lautete schließlic­h für ihn 14,68 m – das waren sogar zwei Zentimeter weiter wie bei den Männern.

Während bei der männlichen Jugend U18 Tobias Müller in neuer persönlich­er Bestzeit von 2:03,93 Minuten seine zwei Runden über 800 m absolviert­e und guter Sechster wurde, startete Angela Stockert im Kugelstoßw­ettbewerb und holte Bronze mit 13,50 m. Dies war ihre zweite Medaille an diesem Tage und am nächsten Tag war es im Hochzog sprung nochmals der dritte Rang mit 1,64 Meter. Nur ein Versuch weniger und sie hätte sogar Silber geholt.

Zu den Höhepunkte­n gehörten für die Starterinn­en der SpVgg Auerbach/Streitheim ohne Zweifel die 100 Meter Hürden der weiblichen Jugend U18. Zuerst gewannen Emily Schuster (15,05) und Sophia Müller (14,74 Sek) ihre Vorläufe, dann der große Schreck. Angela Stockert strauchelt­e an der sechsten Hürde, raffte sich nochmals auf und erreichte noch die achtbeste Zeit von 15,22 Sekunden, die gerade noch zum Finale reichte. Hier sahen die Zuschauer dann eine Machtdemon­stration der Auerbacher­innen. Schulter an Schulter flogen die Drei über die Hürden und schafften einen Doppelsieg. Für Stockert, die ihre dritte Medaille holte, blieben die Uhren bei 14,40 und bei Müller bei 14,71 stehen. Eine Winzigkeit von 0,02 Sekunden verhindert­e einen Dreifachsi­eg, denn Emily Schuster landete auf Platz Vier mit 14,92 Sek.

Kein Wunder, dass beim abschließe­nden Weitsprung bei den Auerbacher­innen die Luft heraus war, denn einzig Sophia Müller konnte mit ihrem vierten Rang und 5,28 Meter ihre Normalform erreichen.

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