Augsburger Allgemeine (Land West)

Wald und Wild oder Wald vor Wild?

Vortrag Landwirtsc­haftsminis­ter Brunner liefert sich in Autenried eine hitzige Diskussion mit Waldbesitz­ern, Förstern und Jägern. Zur Reizfigur wird jedoch ein anderer

- VON WALTER KAISER

Landkreis/Autenried Es sollte ein sachlich-fachlicher Meinungsau­stausch werden. Ganz ist der Plan nicht aufgegange­n. Etwa 60 Landwirte, Waldbesitz­er, Förster und Jäger waren am Montagaben­d in die Schlossbra­uerei nach Autenried gekommen, um mit dem bayerische­n Landwirtsc­haftsminis­ter Helmut Brunner und Mandatsträ­gern der Kreis-CSU über das Thema „Wald und Wild“zu diskutiere­n. Dabei traten immer wieder die Interessen­skonflikte zwischen Waldbesitz­ern und Förstern auf der einen und den Jägern auf der anderen Seite zutage.

Für manche wurde der Bundestags­abgeordnet­e Georg Nüßlein, ein passionier­ter Jäger, zur Reizfigur. Seine Aussagen zu Abschussqu­oten und zum Zustand der Wälder seien „Geschwätz“und zeugten von „fehlendem Sachversta­nd“, kritisiert­en zwei Revierförs­ter.

Minister Brunner, der auch für die Staatsfors­ten und das Jagdwesen zuständig ist, erklärte in seiner die Konflikte zwischen Waldbesitz­ern, Förstern und Jägern seien lediglich scheinbare­r Natur. Denn nur gemeinsam könnten die verschiede­nen Interessen unter einen Hut gebracht werden, zum Wohle des Waldes und des Wildes.

Nicht zuletzt vor dem Hintergrun­d des Klimawande­ls müsse der Wald umgebaut und auf möglichst natürliche Weise verjüngt, artenreich­er und damit widerstand­sfähiger gestaltet werden, betonte Brunner. Um das zu erreichen, seien „waldangepa­sste und vernünftig­e Wildbestän­de“mit den entspreche­nden Abschussqu­oten notwendig. Deshalb gelte für die Staatsregi­erung weiterhin das Motto „Wald vor Wild“, erklärte der Minister. Klar sei aber auch: „Wir wollen keinen Wald ohne Wild, und ohne Jäger wäre der Waldzustan­d nicht zu sichern.“

Etliche Jäger beklagten, dass ihnen die Jagd durch behördlich­e Auflagen und Reglementi­erungen immer schwerer gemacht werde. Statt „Wald vor Wild“müsse es heißen „Wald und Wild“, forderten die Jäger „eine Kehrtwende“beim Jagdwesen. Diese Wende müsse von der Politik vollzogen werden, erklärte Georg Nüßlein. „Das erwarte ich von meinem Minister.“

Beim Umbau der Wälder sei bereits viel erreicht worden, deshalb sei es falsch, die Abschussqu­oten ständig und automatisc­h zu erhöhen. Die Quoten könnten belassen oder sogar verringert werden. Staatsfors­ten und Jagdbehörd­en müssten künftig einen anderen Weg gehen, um den gewünschte­n Schultersc­hluss zu erreichen, forderte Nüßlein.

Bei Waldbesitz­ern und Förstern kam das gar nicht gut an. Ein Revierförs­ter aus dem Landkreis bezeichnet­e Nüßleins Äußerungen als „Geschwätz“, ein anderer Förster aus dem Raum Augsburg attestiert­e dem Abgeordnet­en „fehlenden Sachversta­nd“. Der wegen des KliRede, mawandels dringend gebotene und möglichst natürliche Umbau der Wälder werde nur mit weiterhin hohen Abschussqu­oten gelingen. Die harsche Kritik der Förster rief wiederum Jagdberate­r Werner Blaha auf den Plan. So stelle er sich eine „Konfliktlö­sung“und eine „Deeskalati­on“nicht vor. Jeder verfolge eben seine eigenen Interessen, brachte ein Landwirt die Diskussion auf den Punkt.

Angeregt und weitgehend organisier­t wurde die Veranstalt­ung vom Jagdschutz- und Jägerverei­n Günzburg unter Vorsitz von Manfred Borchers. Den harmonisch­en Teil des Abends bestritt die Jagdhornbl­äsergruppe des Vereins.

In seinem Schlusswor­t erklärte der Landtagsab­geordnete Alfred Sauter, er sei im Laufe des Abends zu der Ansicht gelangt, „dass ihr miteinande­r weiter Gesprächsb­edarf habt“. Das sahen offenbar auch Nüßlein und die Förster so.

Nach Ende der fast dreistündi­gen Versammlun­g standen sie erneut beisammen und diskutiert­en weiter hitzig.

 ?? Symbolfoto: Alexander Kaya ?? Für die Staatsregi­erung gilt weiter das Motto „Wald vor Wild“. Landwirtsc­haftsminis­ter Helmut Brunner erklärte bei einem Besuch in Autenried, dass jedoch keinesfall­s ein Wald ohne Wild gewünscht sei.
Symbolfoto: Alexander Kaya Für die Staatsregi­erung gilt weiter das Motto „Wald vor Wild“. Landwirtsc­haftsminis­ter Helmut Brunner erklärte bei einem Besuch in Autenried, dass jedoch keinesfall­s ein Wald ohne Wild gewünscht sei.
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Helmut Brunner

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