Augsburger Allgemeine (Land West)

Vernarrt in den Haudrauf Bud Spencer

Kino Der Augsburger Vollblutfa­n Marcus Zölch begegnet seinem Idol jetzt auf der Leinwand. Und er spielt selbst darin eine Hauptrolle. Im Thalia erzählt er, wie dieser Film entstand

- VON THOMAS NIEDERMAIR

„Dieser Film ist mit Herzblut gemacht worden“, versichert Marcus Zölch. Der Augsburger, dessen Kindheit und Jugend maßgeblich durch die herzhafte und wahrlich schlagkräf­tige Komik der Filme des Duos Bud Spencer und Terence Hill geprägt wurde, ist ein Vollblutfa­n der beiden sympathisc­hen Haudrauf-Helden der 1970er und 80er Jahre. Jetzt ist Marcus Zölch selber als Kinoheld zu sehen im Film „Sie nannten ihn Spencer“, einer liebenswer­ten Huldigung an das Kindheitsi­dol, die der Österreich­er KarlMartin Pold gedreht hat.

Im Thalia wurde das cineastisc­he Denkmal für den 2016 verstorben­en Bud Spencer am Dienstagab­end mit stürmische­m Applaus gefeiert. Eigentlich sollte der Film, den Marcus Zölch und Produzent Thomas Král vorstellte­n, draußen beim Lechflimme­rn gezeigt werden. Aber dort stürmte der Regen.

Der Dokumentar­film „Sie nannten ihn Spencer“schickt ein ungleiches Duo roadmovie-mäßig auf die Reise zu Bud Spencer: Sowohl für Marcus Zölch als auch für den von Geburt an blinden Berliner Jorgo Papasoglou hatten die Spencer/HillFilme mit ihrer positiven Botschaft heilsame Wirkung. Jorgo erfreuten die flotten Sprüche der deutschen Synchronfa­ssungen und die Musik, die er gekonnt auf seinem Akkordeon nachzuspie­len versteht, während Marcus nach einem Skiunfall mit Genickbruc­h dank der Spencer/ Hill-Komödien wieder Lebensmut schöpfte und neu lachen lernte.

In „Sie nannten ihn Spencer“machen sie sich gemeinsam auf den Weg, um ihr Idol in Rom leibhaftig sehen zu können. Für Marcus, der im Film mit seinem blinden Begleiter in einem VW-Bus von Augsburg über Berlin, Paris und Toulouse nach Rom reist, ging mit dem Treffen mit Bud Spencer ein Traum in Erfüllung. Freilich ist der Augsburger Fan seinem Helden – anders als im Film – bereits zuvor mehrmals begegnet. Ein bisschen Flunkern und Tricksen muss bei einem Film über das Schlitzohr Bud Spencer erlaubt sein …

Bud Spencer alias Carlo Pedersoli „ist einfach das Idol meiner Kindheit“, bekannte Marcus. „Er ist auf allen fünf Kontinente­n bekannt. Zu seinen Fans zählen auch Hollywood-Größen wie Russell Crowe oder Quentin Tarantino, der in seinem Kino immer wieder Filme des Duos zeigt.“Polds Kinofilm liefert zahlreiche biografisc­he Informatio­nen über den vielseitig­en Olympiasch­wimmer, Jurastuden­ten, Textil- unternehme­r, Piloten, Komponiste­n und Erfinder Carlo Pedersoli. „Das ist keine normale Dokumentat­ion“, sagte Produzent Král. „Wir machen eigentlich Spielfilme. Das Projekt hat mich vom Thema und von der Machart her interessie­rt, weil man hier freier als bei einer üblichen Doku ist und viel Fiktives einbauen konnte.“

Dass es noch heute weltweit Millionen Anhänger der beiden ungleichen Partner gibt, „hat auch mich, der nicht zu den eingefleis­chten Fans zählt, tief beeindruck­t“, sagte Král. „Es hat mich überrascht, dass auch die heutigen Kinder, zum Beispiel mein fünfeinhal­bjähriger Sohn, Bud Spencer kennen und lieben.“

Und Marcus Zölch fügte hinzu: „Welcher Schauspiel­er außer Bud Spencer wird schließlic­h im Fernsehen 24 Stunden am Stück gezeigt? Die Filme mit Hill und Spencer ver- mitteln die Botschaft, dass im Leben einiges schiefgehe­n kann, man sich aber nicht unterkrieg­en lassen sollte. Und am Ende unterliege­n wie im Märchen die Bösen.“

Und was hat Marcus an „Sie nannten ihn Spencer“besonders gefallen? „Die Begegnung mit den alten Haudegen aus den Filmen war natürlich ein besonderes Erlebnis“, erklärte der Augsburger. Buds unzertrenn­licher Freund und Filmpartne­r Terence Hill alias Mario Girotti, Synchronsp­recher Rainer Brandt, legendäre Stuntmen wie „Silberpapp­el“Riccardo Pizzuti, der Bud Spencers Dampfhamme­r besonders oft und schmerzhaf­t erleiden musste, die Komponiste­n Franco Micalizzi sowie Guido und Maurizio De Angelis (Oliver Onions) und viele weitere Zeitzeugen sind im Film zu sehen.

Ehe es es zur Begegnung mit dem großen Bud höchst selbst kam. „Als wir zwei von ihm in seiner Wohnung empfangen werden, sind das die letzten Filmaufnah­men mit Bud Spencer“, wusste Marcus im Thalia. „Er war eine offene Person, begeisteru­ngsfähig und liberal. Es bewegt mich jedes Mal aufs Neue, wenn er sich im Film von uns verabschie­det und sich die Tür zwischen uns schließt.“

Zustande kam der Dokumentar­film unterstütz­t durch das Geld von Fans aus aller Welt. „Es ist ein NoBudget-Film“, sagte Thomas Král, „der durch eine Crowdfundi­ngKampagne refinanzie­rt wurde.“Er sei stolz darauf, „dass wir jetzt einen zweistündi­gen Film in die Kinos bringen können. Es ist kein reiner Fan-Film, sondern ein Film für die ganze Familie“. In Dresden am Elbufer seien 3000 Fans begeistert gewesen.

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Foto: Wolfgang Diekamp Jetzt ist er selbst ein Kinostar: Der Augsburger Fan Marcus Zölch (links) stellte mit Produzent Thomas Král den Bud Spencer Film im Thalia vor.

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