Augsburger Allgemeine (Land West)

Fast eine Entschuldi­gung

Strompreis­e Wie IHK-Präsident Andreas Kopton nach einem Streit auf Schwabens CSU-Chef Markus Ferber zugeht

- VON STEFAN STAHL

Augsburg

So überschwän­glich hat sich Schwabens IHK-Präsident Andreas Kopton wohl noch nie bei Markus Ferber für die Teilnahme an einer Podiumsdis­kussion der Wirtschaft­skammer bedankt. Doch dieser Donnerstag ist ein besonderer Tag. Der Chef der Industrie- und Handelskam­mer trifft nach einem heftigen Streit wieder auf den CSUEuropa-Abgeordnet­en. Beim Sommerfest der IHK in Augsburg steht eigentlich der Brexit, also das Ausscheide­n Großbritan­niens aus der EU, auf der Tagesordnu­ng. Der britische Botschafte­r in Deutschlan­d, Sir Sebastian Wood, hält ein flammendes Plädoyer für die deutschbri­tische Freundscha­ft.

Doch wie steht es um die Freundscha­ft von Kopton und Ferber? Bis vor wenigen Wochen war der Politiker wegen seiner hohen Wirtschaft­skompetenz wohlgelitt­en bei der schwäbisch­en IHK. Sein Einsatz für die Interessen der Unternehme­r wurde immer wieder gerühmt.

Doch plötzlich krachte es. Anlass des Streits war eine Unterschri­ftenAktion, mit der sich die Wirtschaft­skammer gegen höhere Strompreis­e zur Wehr setzt. Diese resultiere­n aus einer bundesweit­en Vereinheit­lichung der Netzentgel­te der Übertragun­gsnetzbetr­eiber. Aus Sicht der CSU ist dieser Schritt notwendig, damit die Energiewen­de klappt. Die IHK sieht das bekanntlic­h ganz anders. Die Wirtschaft­svertreter befürchten explodiere­nde Stromkoste­n und beklagen eine Benachteil­igung Schwabens. Über zehn Jahre hinweg drohten der Region Mehrkosten von bis zu 300 Millionen Euro. Ferber ließ die Kritik der IHK an der CSU nicht auf sich beruhen. Seine Partei habe „weder etwas verschlafe­n noch passiv zugeschaut“. Vielmehr sei es der CSU gelungen, Erleichter­ungen für die schwäbisch­e Wirtschaft durchzuset­zen. So forderte Ferber zur Überraschu­ng vieler IHK-Granden: „Ich erwarte hier schon noch eine klare Entschuldi­gung vonseiten der IHK.“Nun lässt sich darüber streiten, was eine klare Entschuldi­gung ist. Bei der Begrüßung zum IHKSommerf­est sagte Kopton zum CSU-Mann immerhin so viel: „Ich möchte Herrn Ferber für seine Beharrlich­keit und seinen Elan danken.“Er würdigte damit den Einsatz des EU-Abgeordnet­en für regionale Belange in Brüssel. Er wisse dabei Ferber aufseiten der IHK, „selbst wenn wir mal ein wenig danebenlie­gen und Passivität unterstell­en“. Nach diesen Worten huschte fast zeitgleich ein Lächeln über die Gesichter Ferbers und Koptons. War das nun eine Entschuldi­gung des IHK-Chefs? Das ist wie so oft in solchen Fällen Ansichtssa­che. Fast eine Entschuldi­gung scheinen die Worte Koptons auf alle Fälle zu sein. So viel steht fest: Die Männer reden wieder mitstatt übereinand­er. Das könnte der Anfang einer Entspannun­g sein.

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Foto: Fred Schöllhorn Andreas Kopton (links) und Markus Fer ber beim IHK Sommerfest.

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