Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie viele Kappen haben die Würdenträger der Kirche?
Frage der Woche Anton hat sie gestellt, wir haben eine Antwort für ihn
Lieber Anton, sicher ist dir schon die spitz zulaufende Mütze aufgefallen, die der Bischof im Gottesdienst trägt. Sie heißt „Mitra“, ein griechisches Wort, das übersetzt „Stirnbinde“bedeutet. ● Mitra Die Mitra besteht aus zwei steifen Schilden, die mehr oder weniger hoch sein können, und einem Seidenstoff dazwischen. Hinten baumeln zwei geschmückte Bänder herab. Man sagt, sie bedeuten das Alte und das Neue Testament, also die beiden Teile der Bibel. Die Mitra aufzusetzen, ist gar nicht so leicht. Eigentlich ist sie nämlich flach. Man muss kräftig an den Rand der Schilde drücken, um sie auf den Kopf zu setzen. Diese Schilde können mit Goldfäden und Edelsteinen kostbar bestickt sein oder sie sind mit einem goldenen oder einfachen Stoff aus Seide oder Leinen bezogen. ● Pileolus Unter der Mitra oder anstelle von ihr trägt der Bischof ein Käppchen. Das heißt lateinisch Pileolus und italienisch Zucchetto. Meistens befindet sich in der Mitte eine kurze Schnur als Griff zum Auf- und Absetzen. Das Käppchen wird aus Seide genäht und hat verschiedene Farben. Ein Bischof trägt es violett, ein Kardinal scharlachrot, der Papst weiß und der Vorsteher eines Klosters schwarz oder braun. Du musst wissen, dass früher die Geistlichen eine kahle Stelle auf dem Kopf hatten, dort wurden die Haare abrasiert. Diese Stelle hieß „Tonsur“nach dem lateinischen Wort für rasieren. ● Birett Bei Pfarrern oder Domherren hast du vielleicht auch ein Birett gesehen. Das ist ein schwarzer Hut mit vier Flügeln. Pfarrer setzen das Birett gern auf, wenn sie im Winter bei frostigen Temperaturen eine Beerdigung halten. Oft sitzt oben ein Bommel drauf. An einem violetten Bommel erkennst du einen Prälat. So heißt ein Priester, den der Papst besonders geehrt hat. „Trage den Helm des Glaubens“, heißt es, wenn ein leuchtend rotes Birett einem neuen Domherrn bei der Amtseinführung feierlich aufgesetzt wird. Auch jüdische Rabbiner tragen im Gottesdienst ein Birett, das meistens mit Stickerei schön verziert ist. ● Tiara Der Papst trug früher eine ganz besondere Krone. Sie heißt Tiara, weil sie drei goldene Kronen übereinanderstapelt. Wenn sie dem neuen Papst aufgesetzt wurde, hieß es: „Empfang die dreifache Krone und vergiss nie, dass du Vater der Fürsten und König bist, das Haupt der Welt und der Statthalter Jesu Christi.“Papst Paul VI. (gesprochen: der Sechste) war der letzte Papst, der nach seiner Wahl 1963 mit der Tiara gekrönt worden ist. Er verschenkte sie gleich danach gegen eine Spende für die armen Leute in Rom. ● Camauro Im Winter hat der Papst noch eine warme Mütze, die auf Italienisch Camauro heißt. Sie ist aus rotem Samt und mit weißem Hermelinpelz gesäumt. Papst Benedikt XVI. (gesprochen: der Sechzehnte) hat sie wieder im Winter 2005 getragen. ● Saturno In alten Don-CamilloFilmen siehst du noch eine Kopfbedeckung: den flachen römischen Priesterhut. Er ist kreisrund und hat eine ziemlich breite Krempe und eine Kordel mit zwei Quasten. Papst Benedikt XVI. hat auch ab und zu so einen Hut in Rot getragen. Die große Krempe hat ihn vor der Sonne geschützt.