Augsburger Allgemeine (Land West)
Warum sich ein Polizist an einen Augsburg Krimi wagt
Interview Der Beamte Franz Hafermeyer hat ein ungleiches Ermittlerduo erfunden. Wie realistisch sind seine Bücher?
Herr Hafermeyer, Sie haben in Wirklichkeit einen anderen Namen. Weshalb schreiben Sie Ihre Augsburg-Krimis unter einem Pseudonym?
Ich bin Polizeibeamter. Schreiben ist für mich ein Ausgleich zu meinem Beruf. Sport allein hat mir nicht gereicht, ich wollte auch was für den Kopf tun. Es soll aber Privatsache bleiben. Die Menschen, mit denen ich dienstlich zu tun habe, sollen mich als Polizist sehen und nicht als Krimiautor.
Franz Hafermeyer:
Ihre Kollegen bei der Polizei wissen aber von Ihrem Hobby, oder?
Ja. In meiner Schicht habe ich davon erzählt. Einige haben auch schon ein Buch von mir gelesen. Die Reaktionen waren sehr positiv. Das freut mich natürlich.
Hafermeyer:
Schauen die Kollegen besonders genau hin, ob auch alles stimmt?
Hafermeyer:
Möglich. Ein Kollege hat mich zum Beispiel darauf hingewiesen, dass ich einen Raum der Spurensicherung in den Keller des Präsidiums verlegt habe. In der Realität ist dieser Raum ganz woanders. Aber ich musste ihn in die Nähe der Zellen im Keller verlegen, das war für die Geschichte nötig.
Wie wichtig war es für Sie, Polizeiarbeit realistisch darzustellen? Von Polizisten hört man oft die Kritik, Krimis hätten mit der Realität nichts zu tun.
Das ist nicht einfach. Es war mir schon wichtig, bei den Abläufen nahe an der Realität zu bleiben. Damit es spannend wird, müssen die Ermittler aber ein paar Dinge tun, die es im richtigen Leben nicht gibt. Gefährliche Alleingänge gehören dazu. Außerdem würde ein Ermittler nicht so eng mit einem Privatdetektiv zusammenarbeiten,
Hafermeyer:
wie es in meinen Krimis der Fall ist. Wenn alles hundertprozentig korrekt wäre, dann wäre es ein Sachbuch und keine gute Unterhaltung.
Weshalb haben Sie sich entschieden, Augsburg als Tatort zu wählen?
Ich schreibe seit 1999. Ich habe viele probiert, auch Kinderbücher und Fantasy. Die Verlage wollten von mir aber nichts wissen, es wurde alles abgelehnt. Über ein Internetportal, in dem Autoren sich austauschen und ihre Texte vorstellen, ist irgendwann ein Agent auf mich aufmerksam geworden. Ich habe mir dann einen Regionalkrimi ausgedacht. Augsburg habe ich ausgewählt, weil ich die Stadt kenne und es hier noch nicht so viele Krimis gab. Mein Agent hat den ersten Entwurf an verschiedene Verlage geschickt. Und plötzlich haben gleich mehrere Interesse gezeigt.
Hafermeyer:
Müssen Sie sich für Ihre Bücher die Stadt noch einmal genau anschauen – oder kennen Sie alle Ecken, die Sie beschreiben, so gut?
Ich habe alle Schauplätze besucht, um einen genauen Eindruck zu bekommen. Zum Beispiel die Wolfzahnau, wo sich im Buch „Das Spätzle-Syndikat“eine dramatische Schlussszene abspielt. Ich habe viele Fotos gemacht. An einigen Stellen habe ich mir aber auch künstlerische Freiheiten erlaubt. So habe ich einen Swingerklub nach Gablingen verlegt, obwohl es einen solchen Klub dort nicht gibt.
Hafermeyer:
Die Hauptrollen in Ihren Krimis spielen eine Kripobeamtin und ein ExPolizist, der als Detektiv arbeitet. Was war Ihnen dabei wichtig?
Sie sollten keinem besonderen Schönheitsideal entsprechen, sondern ganz normal sein, mit
Hafermeyer:
menschlichen Fehlern. Die Geschichte lebt auch vom Gegensatz zwischen der einfühlsamen Beamtin und dem raubeinigen Ermittler.
Holen Sie sich für Ihre Bücher Anregungen bei echten Kriminalfällen, die sich in der Region abgespielt haben?
Nein. Wenn, dann geschieht es vielleicht unterbewusst. Um Ideen zu finden, setze ich mich hin oder ich lege mich auf die Couch und höre Musik. Ich notiere das, was mir einfällt, auf einem Block. So ist es übrigens auch mit den Figuren. Sie haben definitiv keine echten Vorbilder. Interview: Jörg Heinzle
Hafermeyer: Franz Hafermeyer
ist Poli zeibeamter im Großraum Augsburg. Der Hobby Autor lebt mit seiner Familie in Bayerisch Schwaben.