Augsburger Allgemeine (Land West)
Urlaubsmitbringsel: Krankes Tier statt Schmusehund
Reisen Experten warnen: Vierbeiner aus dem Ausland können schnell zum Problem werden
Gessertshausen/Landkreis Augsburg
Die großen Kulleraugen einer herumstreunenden Katze. Der treue Blick eines alleingelassenen Straßenhundes. Wer kann da schon widerstehen? Vor allem im Urlaub, wenn man es sich selbst gut gehen lässt? Immer wieder kommt es vor, dass Urlauber die Vierbeiner mit nach Hause nehmen. Doch dort können sie dann schnell zu einem tierisch großen Problem werden.
Die junge Frau aus der Nähe von Augsburg fand während ihres Urlaubs in Dubai eine verwahrloste Katze. „Sie sah nicht gesund aus, war sehr dünn und ausgetrocknet. Wir haben sie etwas gefüttert und gestreichelt. Irgendwann wich sie uns nicht mehr von der Seite“, erzählt sie. Da reifte der Entschluss: Der Stubentiger sollte mit nach Deutschland kommen. Die junge Frau erkundigte sich, was zu tun sei, um die Katze mit nach Deutschland nehmen zu können. „Es war wirklich ein großer Aufwand. Ich habe mich viel eingelesen und habe viel organisiert“, sagt sie gegenüber unserer Zeitung.
Die Katze musste in Dubai in eine Klinik, musste untersucht und geimpft werden. Die ganze Aktion sei nicht nur mit viel Aufwand verbunden gewesen. Sie hatte auch einige Kosten verursacht: Rund 200 Euro musste die Tierliebhaberin bezahlen. Der Aufwand habe sich dennoch gelohnt: Heute wohnen Mensch und Mieze zusammen unter einem Dach.
Kritisch wird es dann, wenn sich Tierliebhaber zu wenig Gedanken darüber machen, wie es zu Hause – im Alltag – mit dem Tier weitergeht. „Oft landen die Tiere aus dem Auslandsurlaub dann bei uns im Tierheim. Insbesondere Hunde“, sagt Sabine Gassner. Sie ist die Geschäftsführerin des Tierschutzvereins Augsburg und Umgebung. Manchmal sei es eben nicht der schnucklige „Fiffi“, den sich die Leute wünschen, sondern ein Tier mit psychischen oder physischen Erkrankungen.
Die Tiere seien teilweise unter kritischen Umständen aufgewachsen, erklärt Jonas Erben von der Tierklinik in Gessertshausen. Viele hätten Krankheiten, die auch auf Menschen übertragbar sind. Auch in der Tierklinik landen immer wieder Tiere aus dem Ausland – und werden erst einmal gründlich geimpft.
Das passiert aus gutem Grund, erklärt Marion Unger vom Tierschutzverein „Ein Herz für Hundekinder“. Die meisten mitgebrachten Tiere seien nicht gegen Tollwut geimpft. Mindestens 21 Tage vor der Abreise müsse ein Tier aber dagegen geschützt werden. Erst dann dürfe der Vierbeiner über die Grenze.
Auch Birgit Miller von der Katzenhilfe aus Langweid wird von Urlaubern, die einen Vierbeiner im Gepäck haben, immer wieder um Rat gebeten. Sie empfiehlt generell, dass ein Tier vor der Ausreise in dem jeweiligen Land untersucht, gechipt und geimpft werden sollte. Auch wenn es positive Beispiele gibt – Marion Unger hält wenig von tierischen Souvenirs.
Die Tierliebhaberin warnt insbesondere davor, Hunde mitzunehmen. Im Landkreis gebe es schon genügend Tiere in Pflege, die dringend ein richtiges Zuhause bräuchten. Marion Unger betont: Keinesfalls sollte ein Tier nur aus Mitleid aus dem Urlaub mitgenommen werden.