Augsburger Allgemeine (Land West)
So sehen sich Kinder
Wettbewerb Der Stadtberger Jugendkunstpreis ist entschieden. Die Ausstellung der eingereichten Werke überrascht
Stadtbergen
Sie alle gehören zu den strahlenden Siegern, und nicht wenige von ihnen entpuppen sich bereits in ihren frühen Jahren als echte Ausnahmetalente: Der Stadtberger Jugendkunstpreis 2017 ist entschieden und hat selbst unter den Juroren für einige erstaunliche Überraschungen gesorgt.
Der Stadtberger Nachwuchs im Alter zwischen vier und 16 Jahren sollten kreative Ideen zum Motto „Selbstporträt – das etwas andere Selfie“ganz nach eigenem Empfinden umsetzen. Alle der rund 70 eingereichten Werke haben mit dem Stadtberger Rathausfoyer einen würdigen Ausstellungsraum gefunden. Sicherlich zu Recht, denn einige dieser ungewöhnlichen Exponate könnten vermutlich mit manchem selbst ernannten Künstler moderner Stilrichtungen mithalten. Alleine schon die weit schweifende Fantasie der jungen Talente schien schon beim Schaffensprozess der innovativen Werke vor keinerlei Grenzen Halt gemacht zu haben: Manche der kreativen Kinder verewigten ihr eigenes Antlitz ganz klassisch mit Buntstiften oder Wachsmalkreiden, andere wählten ausgefeilte CollageTechniken oder ganz neue Varianten des guten alten Scherenschnitts. Doch mitunter trifft man in der Galerie auch auf außergewöhnliche Artefakte, die etwas völlig Unbekanntes zeigen oder fast schon professionelle Anlehnungen an die ganz großen Meister der Moderne offenbaren: kubistische Gesichter aus der Schaffenswelt von Pablo Picasso, filigrane Maskenreliefs und Keramikköpfe oder auch zerbrechlich wirkende Rauminstallationen aus Pfeifendrähten, Kronkorken und aufgereihten Schmuckperlen. Zwei besonders raffinierte Kleinode: ein Gruppenbild mit einer stattlichen Anzahl individueller „Mona Lisas“im poppigen Andy-Warhol-Stil und der dreidimensionale Guckkasten Lea Pleil voller bunter Detailszenen, der wohl ein spannendes Selbstporträt des Innenlebens der Künstlerin repräsentiert.
Dem Jurorenteam, bestehend aus Andrea Groß, Brigitte Heintze und Friederike Klotz, fiel es keineswegs leicht, eine Entscheidung zu treffen, und dennoch konnten einige verdiente Gewinner der schönen Künste auserkoren und von Bürgermeister Paulus Metz auf der großen Rathaus-Vernissage geehrt werden: Den ersten Platz in der jüngsten Teilnehmergruppe (vier bis sechs Jahre) erhielt der Leitershofer Kindergarten Immanuel für sein gemeinschaftliches Gesamtkunstwerk, wogegen sich das Siegertreppchen bei den Sieben- bis Zehnjährigen das Künstlerduo Michael Fraind und Rocco Krsnik teilen durfte: Die beiden kleinen Maler hatten gemeinsam am gleichen Selbstporträt gearbeitet, sodass im fertigen Gemälde zwei ganz verschiedene Gesichtshälften zu einem einzigen Gesamtporträt verschmolzen – eine wesentvon lich sympathischere Version von Dr. Jekyll und Mr. Hyde.
In der obersten Altersgruppe (sechs bis elf Jahre) hatten sich die Juroren auf keinen eindeutigen Sieger festgelegt. Als Preise für die angehenden Künstler wurden von den Veranstaltern kleine Geldbeträge, Urkunden und – besonders schön – eine Postkartensammlung der jeweiligen Werke vorgesehen. Und wie bei den ganz Großen: So mancher junge Gestalter ließ es sich bei der Preisvergabe nicht nehmen, den Besuchern zu berichten, wie es zur Idee des betreffenden Werkes gekommen ist und welche Techniken angewendet wurden.
Am Ende durften wie bei einer echten Vernissage alle Kinder über das vom Kulturamt bereitgestellte Büfett herfallen – bestehend aus Bananen-Kirsch-Saft und einem frisch gehobelten Obstsalat. O
Info Die Ausstellung der Kinderkunst werke ist noch bis zum 18. August im Stadtberger Rathausfoyer zu sehen.