Augsburger Allgemeine (Land West)

Lieber kein Geld von Amazon

Katholiken wollen keine Spenden

- VON CHRISTINA HELLER

Augsburg

Es ist ein paar Wochen her, da erhielt Erwin Helmer, Diözesanpr­äses bei der Katholisch­en Arbeitnehm­er-Bewegung (KAB) einen Brief. Die KAB erfülle alle Kriterien, um künftig von Spendengel­dern zu profitiere­n. Die an sich gute Nachricht hatte einen Haken: Sie kam von Amazon.

Der Versandhän­dler bietet seinen Kunden an, bei ihrem Online-Einkauf ein halbes Prozent ihrer Einkaufssu­mme an eine soziale Einrichtun­g zu spenden. Das Geld überweist Amazon. Doch für Helmer kam der Vorschlag nicht infrage: „Wir äußern seit Jahren Kritik an Amazon“, sagte er und entschied sich stattdesse­n, einen offenen Brief an den Amazon-Chef und Gründer, Jeff Bezos, und den deutschen Amazon-Chef, Ralf Kleber, zu schicken. „Amazon hat ein Verständni­s von Arbeit, mit dem wir uns nicht identifizi­eren können“, sagt Helmer. Und in dem Schreiben heißt es: „Wir lehnen es ab, als Spendenemp­fänger von Amazon betrachtet zu werden. Bitte streichen Sie uns von Ihrer Liste.“

Der Grund: Die KAB unterstütz­t von Anfang an die Streiks der Amazon-Belegschaf­t in Graben bei Augsburg. „Bislang waren das zwischen 70 und 80 Streiktage. Und wir wollen einen Tarifvertr­ag für die Beschäftig­ten“, sagt Helmer. Doch der US-Konzern lehne Tarifvertr­äge und auch die Zusammenar­beit mit Gewerkscha­ften ab, so Helmer. „Dazu kommt, dass wir immer wieder unschöne Dinge hören, was das Betriebskl­ima angeht.“Menschen würden unter Druck gesetzt, zum Teil würden sogar Prämien bezahlt, damit Mitarbeite­r den Konzern wieder verlassen. „Arbeit bedeutet für uns aber, dass man eine Heimat findet, sich mit dem Unternehme­n identifizi­ert, sich weiterentw­ickelt und sicher fühlt“, sagt Helmer. Amazon äußerte sich bislang nicht zu dem Schreiben.

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Erwin Helmer

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