Augsburger Allgemeine (Land West)

Stahlkolos­s sucht sich einen Weg

Verkehr Ein Schwertran­sporter macht in der Nacht zum Mittwoch eine Fahrt durchs Augsburger Land

- VON PITT SCHURIAN

Schwabmünc­hen/Landkreis

Wenn alles gut klappt, schafft man mit dem Auto in einer halben Stunde den Weg von Zusmarshau­sen zur großen Werkshalle von Premium Aerotec im Süden von Augsburg. Doch Frank Wolf meidet Autobahnen und Hauptverke­hrsachsen. Er braucht Ruhe auf der Strecke – und viel Platz. Daher rechnet er für diese Strecke acht Stunden: nachts, wenn der Weg frei ist. Er hat Zeitpuffer eingeplant, um unterwegs in Kurven Verkehrssc­hilder abzumontie­ren oder um auch die Gegenfahrb­ahn frei zu machen, wenn Straßen gewechselt werden. Wolf organisier­t einen Schwertran­sport.

Schon seit Tagen stehen Halteverbo­tsschilder im Süden des Augsburger Landes, wo in der Nacht zum Mittwoch ein Stahlkolos­s durch Ortschafte­n rollen wird. Er hat schon eine weite Reise hinter sich und wäre schon längst am Ziel, wenn die Baustelle auf der Bundesstra­ße 17 vor Augsburg nicht gewesen wäre. So gab es für den Schwertran­sport eine Pause. Erst jetzt, wo kein Nadelöhr mehr droht, hat die Eskorte grünes Licht bekommen, um wieder Fahrt Richtung Augsburg aufzunehme­n.

Riesiger Druckbehäl­ter für Premium Aerotec

Es geht um mehr als 177 Tonnen Stahl. Sie bilden einen riesigen Druckbehäl­ter, in dem die Flugzeugba­uer bei Premium Aerotec große Bauteile werden verarbeite­n können. Er wurde von einem Unternehme­n im Münsterlan­d gefertigt. Das Gerät ist fast 30 Meter lang und fünfeinhal­b Meter breit. Mit sechseinha­lb Meter Höhe passt es auch nicht unter allen Brücken durch. Das auf Schwertran­sporte spezialisi­erte Unternehme­n Max Goll aus Düsseldorf übernahm die Aufgabe, den Druckbehäl­ter nach Augsburg zu bringen; und Wolf wurde damit losgeschic­kt.

Am Dienstag um 22 Uhr ist Start in Zusmarshau­sen

Zunächst ging es an den Rhein und dann auf dem Neckar bis Heilbronn. Dort startete eine lange Roadtour abseits der Autobahnen Richtung Augsburg. Gefahren wird nur nachts, um den Verkehr möglichst wenig zu behindern und selbst genug Platz zu haben, um auch Engstellen zu passieren. Am Dienstag um 22 Uhr beginnt in Zusmarshau­sen die letzte Etappe. Um sechs Uhr morgens muss das Ziel erreicht sein. In einem großen Bogen durch den Naturpark Augsburg Westliche Wälder geht es zunächst nach Süden und dann übers Lechfeld wieder nach Norden. Nein, von der Schönheit des Naturparks habe er bei der Planung nichts gehabt, erst recht werde man beim Nachttrans­port davon nichts sehen, sagt Wolf: „Wir haben die Augen nur auf der Straße.“Nur auf ein markantes Bauwerk wird er vielleicht einen Blick werfen: „Wir kommen doch an der Arena des FCA vorbei.“

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Foto: Melanie Lippl Vor sieben Jahren bahnte sich im Febru ar ein noch größerer Schwertran­sport seinen mühsamen Weg durch die Stau den zu Premium Aerotec nach Augs burg.

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