Augsburger Allgemeine (Land West)
Die blaue Diesel-Illusion
Bei so viel Blau wäre längst Skepsis angebracht gewesen. Denn deutsche Auto-Hersteller haben zum großen Farbtrick gegriffen, um mit aller Macht Diesel-Fahrzeuge anzupreisen. Ja, sie wollten uns weismachen, die Motoren seien „clean“, also sauber. Dabei scheuten die Konzerne vor psychologischer Manipulation nicht zurück: Sie haben das Blaue vom Himmel gelogen, um den Diesel reinzuwaschen. Sowohl Daimler als auch Volkswagen klebten Modellen der Stickoxid-Schleudern den verharmlosenden englischen Namenszusatz „Blue“an, ob Bluetec oder Bluemotion. Blau, dachte sich sicher mancher Kunde, muss etwas Gutes sein. Schließlich steht die Farbe für Klarheit und Reinheit, eben den Himmel und die Weite.
Also unbegrenzte Fahrfreuden mit den Clean Diesels aus Stuttgart und Wolfsburg! Doch, was vielen nicht bewusst sein mag: Blau gilt auch als die Farbe der Täuschung. Welch bittere Ironie steckt darin für viele Käufer, die sich ein solches Diesel-Blue-Modell mit AdBlueHarnstofftank aufschwatzen ließen.
Um die Farblehre nicht zu verlassen: Besitzer derartiger Autos erleben nun ihr blaues Wunder. Denn die Fahrzeuge sind weniger wert, weil Konzern-Manager gelogen haben, was den wahren Ausstoß gesundheitsgefährdender Stickoxide betrifft. Mit billigen Software-Updates allein ist der Schaden nicht behoben. Die Autokonzerne müssen vielmehr 1000 Euro und mehr pro Auto in die Hand nehmen und die Lügen-Autos umbauen. Die Bosse werden sich grün- und blauärgern.
Doch sie haben all das selbst provoziert. Ihre Autos waren weder grün noch blau, sondern derart ausgestattet, dass sich in die Irre geführte Käufer heute schwarzärgern.
Black Diesel – das wäre der korrekte Werbeslogan gewesen. Doch Wahrheit verkauft sich schlecht.