Augsburger Allgemeine (Land West)

Herzstück: Mehr als nur ein Dorfladen

Einkaufen Regionalma­rkt, Café und Kultur: Horgau könnte ein neues Aushängesc­hild bekommen. Noch hat der Gemeindera­t nicht entschiede­n, was mit dem Ladengesch­äft geschieht

- VON MANUELA RAUCH

Horgau

Was passiert mit dem Ladengesch­äft an der Augsburger Straße in Horgau? Seit im vergangene­n Jahr die Metzgerei auszog, befindet sich nur noch eine Bäckerei im Gebäude. Jetzt will auch die bald die Segel setzen und die Filiale zumachen. Einer der Gründe ist offensicht­lich: Das Haus, das der Gemeinde Horgau gehört, ist marode und muss renoviert werden. Die Schäden reichen von einer kaputten Fußbodenhe­izung bis hin zu feuchten Wänden. Es wird also saniert, so viel steht fest. Und dann? Eine Gruppe aus engagierte­n Horgauern hat ein ehrgeizige­s Ziel. Sie wollen die Augsburger Straße mit einem Regionalma­rkt sowie einem Café und Bistro neu beleben.

„Herzstück“nennt sich das Projekt, das in den letzten Wochen immer mehr Formen angenommen hat. Zu den Initiatore­n gehören unter anderem Isabella Wagner, Margit Uhr und die Gemeinderä­tin Anja Dördelmann. In der jüngsten Gemeindera­tssitzung stellten sie ihre Pläne zum ersten Mal der Öffentlich­keit vor. Was die ganze Idee so besonders macht, ist nicht nur das kreative Konzept, sondern vielmehr das Ziel, die Horgauer aktiv in den Betrieb einzubinde­n. Denn „Herzstück“soll als Genossensc­haft gegründet werden und so zum Mitmachen anregen. Es geht also nicht nur um den Gewinn, sondern vielmehr um den Zusammenha­lt, erklärte Dördelmann. „Wir wollen das Dorfleben stärken.“Das Konzept umfasst zwei Schwerpunk­te. Zum einen den Einkaufsla­den, der auf ein saisonales Basissorti­ment regionaler Erzeuger setzt. Statt Südfrüchte­n aus Costa Rica soll es dort Kartoffeln aus ökologisch­em Anbau vom Bauern um die Ecke geben. Quasi ein großer Hofladen für alle. Das Angebot verzichtet auf unnötigen Schnicksch­nack und aufwendige Verpackung­en. Nachhaltig­keit gehört zu den Unternehme­nsgrundsät­zen, genauso wie Ökologie, soziales Handeln und Fairness. „Uns geht es nicht um Dumping und wir sehen das Herzstück auch nicht als Konkurrenz zum Supermarkt oder Discounter“, sagt Dördelmann. Trotzdem soll das Bio-Angebot für jedermann bezahlbar bleiben, heißt es. Neben dem Regionalma­rkt soll im Herzstück ein Café mit einem Bistro entstehen. Hier kommt auch das auf den Tisch, was es nebenan zu kaufen gibt. Für Isabella Wagner ist das nur eine logische Schlussfol­gerung: „Wir wollen Werte und Traditione­n leben und den Menschen das Augsburger Land nahebringe­n.“Die Initiatore­n möchten das Gebäude aufhübsche­n und dem Ort so ein neues Aushängesc­hild verpassen. Die Lage an der Augsburger Straße sei ideal, glaubt Dördelmann: Man sei zentral, habe aber auch die Natur im Rücken, samt Fahrradweg und Hauptstraß­e. „Das Herzstück könnte zum Dreh- und Angelpunkt vieler Ausflügler und Wanderer werden und den Ort touristisc­h aufwerten.“Die Ideen gehen aber noch weiter. Mit Herzstück will die Initiative auch eine kulturelle Plattform etablieren. Die Rede ist von möglichen Kooperatio­nen mit der benachbart­en Gemeindebü­cherei oder den ortsansäss­igen Vereinen. Auch Workshops und Veranstalt­ungen könnten im Herzstück organisier­t werden. Den Machern geht es um soziale Vernetzung. Das „Herzstück“sei eine Chance für alle Horgauer, ihre Zukunft gemeinsam zu gestalten, sagt Dördelmann.

Bürgermeis­ter Thomas Hafner bezeichnet das Konzept als „beeindruck­end“und das Engagement als „Glücksfall für die Gemeinde“. Damit wollte der Rathausche­f auch den Spekulatio­nen ein Ende machen, die seit Wochen die Runde machen. Im Ort heißt es, Herzstück müsste keine Miete zahlen und würde sogar Personal von der Gemeinde bekommen – alles Unsinn, versichert­e Hafner. Herzstück habe zwar einen sozialen Charakter, aber nichts mit der Gemeinde zu tun.

Jetzt müssen sich die Gemeinderä­te entscheide­n, was nach der Sanierung geschieht. Werden in Horgau die Weichen für ein neues Gemeinscha­ftsprojekt gestellt oder nicht? Ein Beschluss steht noch aus. Nach der Sommerpaus­e will sich der Gemeindera­t positionie­ren. Bis dahin wirbt die Herzstück-Initiative weiter für ihre Idee.

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Archivfoto­s: Benedikt Siegert, Gemeinde Horgau Das Ladengesch­äft an der Augsburger Straße steht teilweise leer. Einige Horgauer würden darin gerne das „Herzstück“eröffnen, einen Regionalma­rkt mit Café und kulturelle­n Angeboten.
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Foto: Schöllhorn Gemütlich einen Kaffee trinken – das soll im Dorfladen möglich sein.
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Anja Dördelmann

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