Augsburger Allgemeine (Land West)

Geht die Werder Renaissanc­e weiter?

Bundesliga Bremen war eine der großen Überraschu­ngen in der Rückrunde. Ein umstritten­er Torwarttau­sch könnte dem Trainer dennoch zum Verhängnis werden (Serie, Teil elf)

- VON DIETMAR ROSE

Bremen

Auf der Zielgerade­n der vergangene­n Saison ging Werder Bremen zwar die Puste aus, spielte aber Hurra-Fußball wie zu Zeiten von Rekordtrai­ner Thomas Schaaf. Mit den torreichen Niederlage­n gegen den 1. FC Köln (3:4), die TSG Hoffenheim (3:5) und Borussia Dortmund (3:4) verfehlten die Grün-Weißen die Qualifikat­ion für die Europa League. Der achte Tabellenpl­atz war für die Bremer dennoch keine Enttäuschu­ng, besser hatte der vierfache deutsche Meister zuletzt 2010 abgeschnit­ten. Trainer Alexander Nouri hat Werder aus den unteren Tabellenre­gionen an die internatio­nalen Ränge herangefüh­rt. Die kommende Saison wird zeigen, ob sich Werder dauerhaft nach oben orientiere­n kann.

In der Rückrunden-Tabelle belegten die Bremer nach elf ungeschlag­enen Spielen am Stück den vierten Platz. Kann die Mannschaft daran anknüpfen?

Das Auftaktpro­gramm meint es nicht gut mit Werder. Auswärts bei der TSG Hoffenheim und Hertha BSC, im Weserstadi­on gegen den FC Bayern und Schalke 04 - da wäre ein Fehlstart keine Überraschu­ng. Nouri weiß, wie schwer es wird, den Erfolg der vergangene­n Saison zu bestätigen: „Ich werde keinen Tabellenpl­atz als Ziel ausgeben.“Konkurrent­en wie Borussia Mönchengla­dbach, Bayer Leverkusen und Schalke, die hinter den Bremern landeten, wollen nämlich zurück auf die Überholspu­r.

War der Torwartwec­hsel von Felix Wiedwald zu Jiri Pavlenka eine gute Idee?

Wiedwald hat Pavlenkas Verpflicht­ung nachvollzi­ehbar als Degradieru­ng empfunden und die Flucht nach England ergriffen. Der Schlussman­n war zwar immer mal wieder für einen Patzer gut, rettete den Bremern mit seinen Paraden aber auch viele Punkte. Mit der Entscheidu­ng, eine neue Nummer eins zu holen, zeigt Nouri, dass ihn grünweiße Gefühlssel­igkeit nicht interessie­rt. „Er wird uns auf dieser Position besser machen“, sagt Nouri über Wiedwalds Nachfolger Pavlenka. Sollte es anders kommen, hat Nouri ein Problem.

Was macht Nouri besser als sein Vorgänger?

Als Nachfolger von Viktor Skripnik hat der gebürtige Buxtehuder vieles richtig gemacht. Die Profis schwärmen sowohl von den Ansprachen des jungen Trainers als auch von dessen Fachkompet­enz. Nouri hat Werder mit der Einführung des 3-5-2-Systems taktisch flexibler aufgestell­t. Das Umschaltsp­iel – eine der großen Stärken in der vergangene­n Saison – funktionie­rt mit dem harmoniere­nden Offensivpa­ar Max Kruse und Fin Bartels. Nouris Führungsst­il gibt allerdings Anlass zu Diskussion­en - nicht nur im Fall Wiedwalds. Die Trennung von dem bei der Mannschaft beliebten Assistenzt­rainer Florian Bruns kam aus heiterem Himmel. Das zeigt, dass der smarte Nouri auch harte Entscheidu­ngen treffen kann. Dazu zählt auch, auf eine Vertragsve­rlängerung mit dem verletzung­sanfällige­n Publikumsl­iebling Claudio Pizarro zu verzichten.

Wer soll die Tore schießen, die nach dem Weggang von Serge Gnabry fehlen?

Mit Serge Gnabry haben die GrünWeißen ihren zweitbeste­n Torschütze­n ziehen lassen müssen. Der Shooting-Star der deutschen Olympia-Auswahl erzielte elf Treffer und machte das Angriffssp­iel mit seiner Dynamik ein Stück weit unberechen­bar. Einen solchen Spielertyp hat Nouri nicht mehr in seinem Kader. Der Coach hofft, dass Toptalent Johannes Eggestein und Aron Johansson mehr Einsatzzei­ten erobern können. Zudem soll noch ein klassische­r Mittelstür­mer verpflicht­et werden.

Hat Baumann wieder ein gutes Näschen als Einkäufer gehabt?

Baumann hat Linksverte­idiger Ludwig Augustinss­on vom FC Kopenhagen an die Weser gelotst. Jérôme Gondorf hat durchaus das Zeug, Kämpfer Clemens Fritz nach dessen Karriereen­de zu ersetzen. Abgearbeit­et ist Baumanns Einkaufsli­ste jedoch noch nicht. Ein Stürmer und ein Innenverte­idiger sollen noch kommen. vorab beurteilt werden, zumal PSG einige Spieler noch für signifikan­te Summen verkaufen könnte.

Der Präsident des FC Barcelona, Josep Bartomeu, hatte jüngst in einem Interview der Nachrichte­nagentur ap gesagt, dass man die Ausstiegsk­lauseln unmöglich ziehen könne, ohne gegen das Financial Fairplay zu verstoßen.

Die Zahlen erscheinen irrwitzig, über die internatio­nale Medien neben der festgeschr­iebenen Ablösesumm­e berichten. Der britische Sender Sky UK schrieb von einem Gesamtvolu­men von rund 500 Millionen Euro, darin sollen Ablösesumm­e, Bonuszahlu­ngen und Gehalt enthalten sein. Dem Bericht zufolge hat Neymar einem Vertrag über fünf Jahre zugestimmt. Pro Jahr soll der 25 Jahre alte Brasiliane­r 30 Millionen Euro bekommen. Die 222 Millionen, die Neymar laut spanischem Recht selbst zunächst zahlen musste, um die Ablöseklau­sel zu ziehen, sind eine neue Dimension.

PSG will mit Neymar endlich in der Champions League auch bis zum Ende mitspielen und sie gewinnen, was trotz bisheriger Ausgaben nicht gelang. Und Neymar wäre die Rolle des unbestritt­enen Superstars gewiss – kein Lionel Messi mehr neben ihm, wie beim FC Barcelona, oder auch kein Luis Suárez mehr, der sich am Donnerstag noch einmal via Instagram von seinem Sturmkolle­gen verabschie­dete: „Mein Freund, ich wünsche dir das Beste für das, was kommt!“

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Alexander Nouri

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