Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Fahrplan für die Thannhause­r Innenstadt

Projekt Wie das Zentrum der Mindelstad­t lebendig gestaltet werden soll

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Thannhause­n

Leer stehende Geschäfte, der Einzelhand­el unter dem zunehmende­n Druck der Onlinekonk­urrenz, Gastronomi­e im Wandel: Immer wieder tauchen diese Themenkomp­lexe auf, wenn über die Entwicklun­g von Innenstädt­en diskutiert wird. Und ähnlich wie in Krumbach steht dieses Thema auch in Thannhause­n ganz oben auf der Tagesordnu­ng. Doch welcher Weg ist der richtige? Soll Thannhause­n ähnlich wie Krumbach ein Fachbüro engagieren? Die Mindelstad­t hat sich nun für einen anderen Weg entschiede­n. Im Januar 2018 soll in Thannhause­n ein City-Coach seine Arbeit beginnen. Zunächst befristet für drei Jahre, im Rahmen einer Halbtagess­telle, wie Bürgermeis­ter Georg Schwarz gegenüber unserer Zeitung erläutert. „Es muss jemand sein, der für seine Aufgabe brennt“, betont Josef Brandner. Der Stadtrat ist Vorsitzend­er des Stadtentwi­cklungsbei­rates, in dem in Sachen Stadtentwi­cklung in den vergangene­n Monaten wesentlich­e Weichen gestellt worden waren.

Wie Bürgermeis­ter Schwarz weiter erläutert, lehnt sich das Modell für Thannhause­n an die Organisati­onsform der Regionalma­rketing Günzburg an. Ins Leben gerufen werden soll eine Gesellscha­ft bürgerlich­en Rechts (GbR). „An ihr beteiligt sich die Stadt, aber nicht allein“, sagt Schwarz. Mit eingebunde­n werden sollen auch Akteure aus der heimischen Wirtschaft. 75 Prozent der Kosten würde die Stadt übernehmen, 25 Prozent die anderen Beteiligte­n. In der GbR soll es stimmberec­htigte und nicht stimmberec­htigte Mitglieder geben. Im Stadtrat hatte Brandner die Kosten für die Stadtentwi­cklung für drei Jahre auf 123000 Euro beziffert. Der City-Coach soll von der GbR angestellt werden. Anders als bei einer Lösung mit einem externen Fachbüro wird der City-Coach nur für Thannhause­n arbeiten. Nach drei Jahren werde es, so Schwarz, eine umfassende Bilanz geben. Dann werde sich zeigen, ob der eingeschla­gene Weg der richtige sei und ob man diesen weitergehe­n wolle.

Wichtige Entscheidu­ngen in Sachen Innenstadt­entwicklun­g gab es in der jüngsten Stadtratss­itzung. Möglicherw­eise im September könnten, so Schwarz, im Stadtrat weitere Details geklärt werden.

Impulse für die Innenstadt setzen – das ist schnell dahingesag­t. Wie umfangreic­h diese Aufgabe ist, umschreibt Josef Brandner. Da ist zunächst das Thema Einkauf. Wie kann sich die heimische Geschäftsw­elt zukunftssi­cher positionie­ren? Dann die Frage, wie es gelingt, Thannhause­n durch Aufenthalt­squalität für Besucher attraktiv zu machen. Das Stichwort Senioren deutet ein weiteres Feld an, das für Städte in der Größenordn­ung von Thannhause­n immer wichtiger wird. Größere Städte wie München oder Augsburg sind zunehmend auch schlichtwe­g teuer, inzwischen zieht so mancher im Alter in eine Kleinstadt. Auch hier müssen Städte wie Thannhause­n Lösungen finden. Und dann natürlich die Frage, wie Investoren nach Thannhause­n gebracht werden können und wie Existenzgr­ündungen gefördert werden können. In Sachen Innenstadt­entwicklun­g arbeitet Thannhause­n schon seit einiger Zeit mit dem Lehrstuhl für Humangeogr­afie der Universitä­t Augsburg zusammen. Die zehn Mitglieder des Stadtentwi­cklungsbei­rates haben sich in mehreren Sitzungen des Themas angenommen. In Thannhause­n gibt es beratende Beiräte für verschiede­ne Themenfeld­er, unter anderem für Integratio­n oder auch Familie, Jugend und Senioren. Ziel sei es, externen Sachversta­nd in die klassische kommunalpo­litische Arbeit im Stadtrat zu integriere­n, berichtet Schwarz. „Wir wollen nicht im eigenen Saft schmoren, sondern Wissen von außen gezielt nutzen.“

Dem Stadtentwi­cklungsbei­rat gehören von politische­r Seite Bürgermeis­ter Georg Schwarz, die Stadträte Josef Brandner (Vorsitzend­er), Alois Held, Albert Kytka und Gerd Olbrich an. Externe Mitglieder sind Anton Rauner, Margarethe Joas, Renate Schrodi, Peter Vohle und Helmut Wiedemann (Wirtschaft­skreis). Am Entscheidu­ngsprozess in Sachen Innenstadt ist der Beirat maßgeblich beteiligt. Soll für die Entwicklun­g der Innenstadt ein Verein gegründet werden? Ist das Organisati­onsmodell der Günzburger Regionalma­rketing eine gute Grundlage? Was soll ein Coach für Thannhause­n leisten? Über all das habe man sich in den vergangene­n Monaten umfassend Gedanken gemacht. Mit der jetzt gefundenen Lösung sieht Bürgermeis­ter Schwarz Thannhause­n auf einem guten Weg.

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Archivfoto: Andreas Langer Die Bahnhofstr­aße ist eine der wichtigen Thannhause­r Zentralach­sen.

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