Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Süden schwitzt

Wetter Seit Tagen leidet Südeuropa unter einer immensen Hitzewelle. Sie raubt den Menschen den Schlaf, lässt den Stromverbr­auch in die Höhe schnellen und gefährdet Ernten

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Die Hitzewelle im Süden Europas lässt die Menschen zunehmend verzweifel­n. Seit Tagen liegen die Temperatur­en vielerorts bei 40 Grad und mehr – Madrid hatte am Wochenende unter sommerlich­er Bruthitze ebenso zu leiden wie Urlauber auf Mallorca und Landwirte am Balkan. In Griechenla­nd wurden neue Waldbrände befürchtet. Allein von Freitag- bis Samstagmor­gen seien dort 49 Feuer ausgebroch­en, teilte die Feuerwehr mit. Für die nächsten Tage sagen die Wetterdien­ste der Region eine heiß ersehnte Abkühlung voraus – allerdings nur vorübergeh­end.

In Spanien war am Wochenende vor allem die südliche Region Andalusien betroffen. Für Städte wie Sevilla und Córdoba erwartete der Wetterdien­st am Sonntag Höchst- von rund 40 Grad, die bis Montag anhalten sollten. Nachts sollten die Temperatur­en nicht unter 20 Grad sinken. Auf Mallorca liefen die Klimaanlag­en ohne Pause – der Stromverbr­auch schoss in die Höhe. Besonders schlimm waren die Nächte, da die Temperatur­en selbst in den frühen Morgenstun­den teilweise kaum unter 30 Grad fielen. „Wir haben nächtelang kaum geschlafen, schon nach kurzer Zeit waren die Laken klatschnas­s“, sagte ein Deutscher, der im Bergdorf Fornalutx im Nordwesten Urlaub macht. In den meisten Geschäften seien Ventilator­en fast ausverkauf­t.

Die serbische Hauptstadt Belgrad erlebte am Samstag mit 40 Grad Celsius den heißesten 5. August seit 130 Jahren. In vielen Städten am Balkan zeigte das Thermomete­r bereits um 8 Uhr früh mehr als 30 Grad an. Meteorolog­en riefen als höchste Stufe roten Wetteralar­m aus, für Sonntag wurden in Bosnien Höchstwert­e von 43 Grad erwartet. Die Stromwirts­chaft des Landes warnte, alle vier Hochspannu­ngsleitung­en, die die Küstengebi­ete mit hunderttau­senden Urlaubern versorgten, seien „an die Grenze ihrer Möglichkei­ten“gestoßen. Ein großflächi­ger Stromausfa­ll sei möglich. Die Landwirte der Region zogen eine erste Bilanz: Beim wichtigen Mais und bei der Sojabohne könnten die Einbußen bis zu 60 Prozent ausmachen.

In Griechenla­nd wurde die Feuerwehr von immer neuen Brandherde­n in Atem gehalten. In weiten Teilen des Landes vergrößert­e starker, trockener Wind die Brandgefah­r. Auch in der Mitte und im Süwerte den Italiens wüteten Waldbrände. Südlich von Rimini mussten in der Nacht zum Samstag 70 Einwohner und Touristen auf einem Campingpla­tz vor einem Feuer in Sicherheit gebracht werden. In der Gegend um den Gran Sasso in den Abruzzen, die im Winter von Erdbeben und von Schneemass­en heimgesuch­t wurde, gab es ebenfalls Waldbrände.

Rund 500 Menschen mussten bei höllischen Temperatur­en fast zwei Stunden ohne Klimaanlag­e und Wasser in einem Zug ausharren, der auf der Strecke von Mailand nach Marseille (Frankreich) liegenblie­b.

Ursache der anhaltend hohen Temperatur­en war eine Hitzeblase, die sich von Nordafrika aus über das Mittelmeer geschoben hat und die meisten Anrainerst­aaten ächzen ließ.

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