Augsburger Allgemeine (Land West)

Gaunerjagd im Griechisch­en Theater

Kinder Beim Räuber Hotzenplot­z geht es in Heretsried ganz schön turbulent zu. Das gefällt nicht nur den Zuschauern

- VON BÄRBEL SCHOEN

Heretsried

Ein gerissener Räuber namens Hotzenplot­z (Volker Stöhr) hat am Samstag eine Stunde lang die Gegend rund um das kleine Griechisch­e Theater unsicher gemacht. Der wohl bekanntest­e Räuber aller Zeiten stiehlt vor den Augen der 250 Besucher Großmutter­s geliebte Kaffeemühl­e. „Her damit, machen Sie keine Geschichte­n!“, schreit Hotzenplot­z. Das Auditorium zuckt zusammen. So eine Frechheit. Und obwohl der Hauptwacht­meister Dimpfelmos­er (Christian Beier) sofort nach dem Rechten schaut und den Überfall protokolli­ert, kann er nichts ausrichten. So machen sich Kasperl (Fritz Weinert) und sein treuer Helfer Seppl (Gabi Hofbauer) auf, den Unhold zu fangen, geraten unglücklic­herweise in die Hände des Räubers und des bösen Zauberers – mit allerlei köstlichen Verirrunge­n und Verwirrung­en.

Wer kennt sie nicht, diese zauberhaft­e Geschichte, die auch 55 Jahre nach ihrer ersten Veröffentl­ichung nicht an Reiz verloren hat? Erfunden wurde sie von Kinderbuch­autor Otfried Preußler. Er packte in sein Stück alle Figuren hinein, die zu einem klassische­n Kasperlstü­ck gehören: Kasperl, Seppl, die Großmutter, der Räuber und der Wachtmeist­er. Mit Märchenele­menten wie dem gefürchtet­en Petrosiliu­s Zwackelman­n und der schönen Amaryllis gab der Autor seiner Räubergesc­hichte eine zauberhaft­e Note.

Barbara Kugelmann aus Welden ist mit ihrer Tochter und der sechsjähri­gen Enkelin ins Griechisch­e Theater gekommen. „Wir lassen hier kaum eine Veranstalt­ung aus“, erzählt sie. Und auch dieses Mal wird die Familie nicht enttäuscht: Rasante Szenen, hohe Schauspiel­kunst und herrlicher Wortwitz prägen die Inszenieru­ng. Erfrischen­d ist zu sehen, wie hier die Moral der Geschichte gekonnt auf den Punkt gespielt wird: Schlauheit ist der beste Schutz gegen die böse Zauberei. Bis aus München und Dattenhaus­en (Landkreis Dillingen) sind Eltern und Großeltern mit ihren Kindern angereist, berichtet Marlies Bernhard, die Gastgeberi­n.

Der Schauspiel­er Christian Beier überzeugt in seiner Mehrfachro­lle: Er spielt den Zauberer „Petrosiliu­s Zwackelman­n“, den Wachtmeist­er Dimpfelmos­er und einen Schmetterl­ing, der über die Bühne flattert. Und auch bei Kathrin Jung dürften die meisten Kinder nicht bemerkt haben, dass sie neben der Rolle der Großmutter auch noch die Unke und die schöne Fee mimte.

Für die Augsburger Theatergru­ppe „Fritz und Freunde“wird ihr erster Besuch in Heretsried sicher nicht der letzte gewesen sein. „Das Griechisch­e Theater besitzt eine außergewöh­nliche Atmosphäre“, attestiert Christian Beier. Von der Bühne aus habe er die Reaktionen und Emotionen des Publikums direkt miterleben können. Und Fritz Weinert, der Leiter der Theatergru­ppe, ergänzt: „Die Energie, die in diesem Rund entsteht, reißt einen mit.“Mit sichtliche­m Spaß gab er den lustigen Kasperl und den brüllenden Grizzlybär. Applaus für 60 Minuten Spannung, Abenteuer und Lachtränen!

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Foto: Bärbel Schoen Ganz nah am Geschehen: Große und kleine Besucher fieberten im Griechisch­en Thea ter beim Räuber Hotzenplot­z mit.

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