Augsburger Allgemeine (Land West)
Günzburg von oben...
Stadtturm ...mit Weißwurst und Brezen
Wer in der Günzburger Altstadt unterwegs ist, kommt an ihm kaum vorbei. Entweder läuft man direkt unter ihm hindurch oder sieht ihn beim Schlendern über den lang gezogenen Marktplatz von Weitem. Der Stadtturm, auch „Unteres Stadttor“genannt, mit dem grünen Dach, der Mondphasenuhr und den rehbraunen Fensterläden ist das Wahrzeichen Günzburgs. Er bietet zudem einen Ausblick, den man sich nicht entgehen lassen sollte.
Früher wohnten die Turmwächter mit ihren Familien in dem Gebäude. Das fünfte und sechste Stockwerk dienten als Arbeits- und Wohnräume. Die Wächter waren gleichzeitig Musiklehrer. Um ihren Lohn aufzubessern, erteilten sie den Schülern des Piaristenkollegs Musikunterricht. Mit der Zeit verfiel der Stadtturm. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es Überlegungen, das marode Tor abzureißen. Es wäre nicht der erste Turm in Günzburg gewesen. Das Obere Tor, das Pendant des Stadtturms, wurde schon im 19. Jahrhundert abgetragen. Doch in den 1980er Jahren begannen die Renovierungsarbeiten. Jetzt zeigt sich der Stadtturm wieder von seiner besten Seite. Nun ist er eine beliebte Touristenattraktion.
Heute befindet sich im vierten Stock eine Ausstellung von mechanischen Großuhren und Standuhren aus Günzburg. In der Türmerstube gibt es ein Café und eine kleine Teeküche. Der Raum ist mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Mitunter findet man auf den Stuhllehnen Abbildungen von Wappen früherer Adelsgeschlechter aus der Region.
Der Ausblick dort oben ist herrlich. Die Menschen auf dem Marktplatz kommen einem wie Zwerge vor. An guten Tagen kann man sogar die Alpen oder die Türme des Ulmer Münsters in der Ferne erkennen. Zu essen gibt es natürlich auch etwas. Jeden Dienstag von 10 bis 14 Uhr wird ein Weißwurstfrühstück angeboten. Jeden ersten Sonntag des Monats und an den Marktsonntagen gibt es Kaffee und hausgemachten Kuchen – allerdings nicht in den Sommerferien. Andreas Baumer