Augsburger Allgemeine (Land West)

Messeratta­cke gibt weiter Rätsel auf

Ermittlung­en Der Mann, der in Bobingen zwei Menschen angegriffe­n hat, sitzt in Haft

- VON ADRIAN BAUER

Bobingen/Augsburg

Der Mann, der am Freitag in Bobingen eine Frau mit einem Messer verletzt und einen weiteren Mann angegriffe­n hatte, sitzt in Untersuchu­ngshaft, die Polizei ermittelt zu den Hintergrün­den der Tat, die als gefährlich­e Körperverl­etzung geführt wird. Laut einer Präsidiums­sprecherin werden in den nächsten Tagen die Geschädigt­en und weitere Zeugen vernommen. Auch die angegriffe­ne 41 Jahre alte Frau sei bald vernehmung­sfähig, da sie laut Polizei keine allzu schlimmen Verletzung­en davongetra­gen hat. Zum Motiv des Mannes gibt es keine neuen Angaben.

Der 28-jährige Asylbewerb­er aus Eritrea hatte am Freitag zunächst nahe eines Restaurant­s am Augsburger Königsplat­z mehrere junge Frauen belästigt. Die Polizei hatte den Mann mitgenomme­n, seine Personalie­n überprüft und ihn danach wieder auf freien Fuß gesetzt.

Nur wenige Stunden später griff der Mann in der Turmstraße in Bobingen eine Frau an, die flüchten und die Polizei alarmieren konnte. Schließlic­h ging der Eritreer mit dem Messer auf einen 27 Jahre alten Asylbewerb­er los, der ihm die Waffe aber abnehmen konnte. Zwei 15 Jahre alte Syrer beruhigten den Angreifer, der sich dann widerstand­slos von der Polizei festnehmen ließ.

Allerdings hat sich der Vorfall wohl nicht wie berichtet im „Café Internatio­nal“zugetragen, das der Bobinger Asylhelfer­kreis betreibt. Die Augsburger Polizei hatte am Sonntag mitgeteilt, der letzte Angriff habe sich in einem Café in der Pestalozzi­straße abgespielt und auf Nachfrage bestätigt, dass es sich um das Café Internatio­nal handele. Das sei nicht korrekt, sagt Maria Hüttenhofe­r mit, die bei der Stadt Bobingen für die Freiwillig­enkoordina­tion Asyl zuständig ist: „Das Café war zu dem genannten Tatzeitpun­kten geschlosse­n“, heißt es in einer Stellungna­hme. Das Café sei eine wichtige Plattform für Kommunikat­ion und Informatio­n für Geflüchtet­e. Die Tat habe nichts mit dem Café oder dem Helferkrei­s zu tun, man distanzier­e sich von jeder Form von Gewalt. Der Platz vor der alten Schule sei auch außerhalb der Öffnungsze­iten des Cafés ein beliebter Treff für Flüchtling­e, weil es dort einen WLAN-Hotspot gebe, sagte Hüttenhofe­r.

Der gewalttäti­ge Mann hat nach Auskunft des Helferkrei­ses zwar in Bobingen gewohnt. Allerdings zog er bereits im Juli 2016 in eine Einrichtun­g in Zusmarshau­sen um, als eine Asylunterk­unft in Bobingen geschlosse­n wurde. Der Helferkrei­s habe keinen Kontakt mehr zu dem Eritreer. Allerdings hat der Mann wohl noch Bekannte in Bobingen und kennt sich in der Stadt aus.

Die Polizei betont, dass das Zusammenle­ben zwischen Flüchtling­en und Einheimisc­hen in Bobingen weitgehend problemlos laufe. „Wir haben keine Erkenntnis­se über größere Probleme“, sagt eine Sprecherin des Präsidiums. So komme es in den Unterkünft­en zwar gelegentli­ch zu Streiterei­en – wie so oft, wenn viele Menschen auf engem Raum zusammenle­ben. Dies deckt sich auch mit den Erkenntnis­sen der Polizei aus dem vergangene­n Jahr: Der Anteil der Zuwanderer bei Fällen von gefährlich­er Körperverl­etzung im öffentlich­en Raum ist zwar relativ hoch, oft sind die Geschädigt­en aber ebenfalls Ausländer (wir berichtete­n).

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