Augsburger Allgemeine (Land West)

Neu leben lernen

Projekt Die „Schwungfed­ern“feiern 20-Jähriges. Wie sich ihre Lage verändert hat

- VON GERLINDE KNOLLER

Ende der neunziger Jahre konnte es sein, dass manche Menschen mit 50 oder knapp darüber von einem Tag auf den anderen zum alten Eisen geworfen wurden. Die Wirtschaft baute die mittlere Ebene ab, entledigte sich ihrer Generation 50plus. „Sie wurden abgefunden, das eigene Haus war oft noch nicht abbezahlt, die Kinder im Studium …“erinnert sich Monika Bauer. Das waren die Anfänge des Projekts „Schwungfed­er“, das Monika Bauer, damals Referentin für Altersarbe­it bei der Bayerische­n Evangelisc­hen Landeskirc­he in Augsburg, mit ins Leben gerufen hatte. Auch wenn das Projekt inzwischen so nicht mehr existiert, feiern die ehemaligen „Schwungfed­ern“, vorwiegend Teilnehmer der damaligen Kurse, jetzt ihr 20-jähriges Jubiläum.

Viele Jahre war das Schwungfed­er-Netz unter dem Dach des Evangelisc­hen Bildungswe­rkes in Augsburg Anbieter eines Aktivsemin­ars für Menschen der Generation 50 plus, um sie auf ihren neuen, dritten Lebensabsc­hnitt vorzuberei­ten. In mehreren Modulen erhielten sie nach der Erwerbsarb­eit oder Familienze­it Anregungen zu Themen wie Zeitgestal­tung, Gesundheit, Wohnen oder Sicherheit. Sie lernten, so Klaus Lippmann vom Schwungfed­erteam heute, ihr Leben verantwort­ungsvoll in die Hand zu nehmen und darin Sinn zu finden.

Auch wurden sie herangefüh­rt an eine mögliche ehrenamtli­che Tätigkeit, etwa ein soziales Engagement oder ein Mitwirken in einem Verein. Den Qualifizie­rungskurse­n der Schwungfed­er vorangegan­gen war die Entwicklun­g des „Gesprächsf­orums 50plus“, das es den Teilnehmer­n ermöglicht­e, im Gespräch mit anderen Orientieru­ng für ihren neuen Lebensabsc­hnitt zu finden. Bis zum Jahr 2016 gab es beim Evangelisc­hen Bildungswe­rk noch eine hauptamtli­che Stelle, die für die Schwungfed­er mitverantw­ortlich war. Seither ist jedoch die Stelle vakant.

Qualifizie­rungskurse gibt es nicht mehr. Was es aber noch gibt, sind ehemalige „Schwungfed­ern“– inzwischen zwischen 70 und 80 Jahre alt, die sich einmal im Monat treffen – mit festem Programm, etwa zu gesellscha­ftspolitis­chen Themen.

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