Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Bahnpark und seine Geschichte
Projekt Wegen eines aufwendigen Genehmigungsverfahrens ist das Erfolgsprojekt im Hochfeld ins Trudeln geraten. Das Gelände hat eine bewegte Vergangenheit und viele, die sich seiner annehmen. Eine Chronologie
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● Die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen errichten im heutigen Stadtteil Hochfeld auf einer Fläche von rund 24 Hektar ein Betriebsund Ausbesserungswerk. ● Während die Augsburger Innenstadt unter den alliierten Luftangriffen schwer zerstört wird, bleiben die Eisenbahnanlagen im Hochfeld nahezu unversehrt. ● Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege stellt einen großen Teil des Bahnbetriebs- und Ausbesserungswerkes einschließlich der Gebäude, der Gleisanlagen, der Drehscheiben und der Oberleitungsspinne unter Denkmalschutz. ● Die Deutsche Bahn stellt den Betrieb auf dem Areal weitgehend ein. Ein städtebaulicher Ideenwettbewerb soll Zukunftsperspektiven aufzeigen. Die Stadt Augsburg schreibt in den Wettbewerbsbedingungen für den Bereich des heutigen Bahnparks Augsburg eine museale und kulturelle Nutzung vor. ● Geburtsstunde des Bahnparks Augsburg: Unter Oberbürgermeister Paul Wengert und Kulturbürgermeisterin Eva Leipprand fasst der Kulturausschuss des Augsburger Stadtrates am 24. Oktober 2002 einstimmig den Grundsatzbeschluss zur Errichtung eines Bahnparkprojektes als ein museales und kulturelles Angebot. ● Gründung des „Fördervereins Bahnpark Augsburg e.V.“und erste Aktivitäten für eine kulturelle und museale Nachnutzung. ● Vor dem Hintergrund des Grundsatzbeschlusses des Stadtrates
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vom Oktober 2002: Gründung der gemeinnützigen Bahnpark Augsburg gGmbH. ● Der Stadtrat beschließt einstimmig die Gründung der „Stiftung Bahnpark Augsburg“, die den Aufbau des Kultur- und Museumsprojektes unterstützt. ● Oberbürgermeister Paul Wengert (SPD) und Bundestagsabgeordneter Christian Ruck (CSU) erwirken den Eigentumsübergang: Die Deutsche Bahn überträgt zum symbolischen Preis von einem Euro das Rundhaus, die Dampflokhalle und das Übernachtungsgebäude an den Bahnpark mit dem Ziel, dort eine kulturelle und museale Nutzung zu entwickeln. Im Eigentum der Bahnpark Augsburg GmbH sind
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Dampflokhalle, Ringlokschuppen (Rundhaus Europa), Übernachtungsgebäude und mehrere Nebengebäude mit Drehscheibe, Sterngleisen, Oberleitungsspinne, Bockkran, vier Bunker, Wasserkran, zwei Tiefbrunnen, Gleisanlage und Freifläche mit 26 796 Quadratmetern. Zusätzlich gibt es eine von der Deutschen Bahn gepachtete Fläche. ● Der Bahnpark wird nach 2004 zum zweiten Mal mit dem „Preis für Architektur und Denkmalpflege“der Langnerschen Stiftung ausgezeichnet. Das Preisgeld in Höhe von 25000 Euro wird für die Ausstattung der „Gläsernen Dampflokwerkstatt“verwendet. ● Im Oktober 2014 beginnt die Sanierung des denkmalgeschützten
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Rundhauses für 1,2 Millionen Euro. Zu den Förderern gehören: Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Landesamt für Denkmalpflege, Bezirk Schwaben, Deutsche Stiftung Denkmalschutz mithilfe der Lotterie Glücksspirale, Landesstelle für die nicht staatlichen Museen in Bayern, Stadt Augsburg und Stadtsparkasse Augsburg. ● Unter der Schirmherrschaft von Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert wird die denkmalgeschützte Drehscheibe saniert. Die Arbeiten mit einem Volumen von über 300 000 Euro werden im Mai 2015 abgeschlossen. ● Ebenfalls 2015 wird der Bahnpark als Mitglied in die „Europäische Route der Industriekultur ERIH“aufgenommen. ERIH steht für European Route of Industrial Heritage und gilt als Netzwerk der wichtigsten Standorte des industriellen Erbes in Europa. ● Mai: Auf Vermittlung des CSU-Europa-Abgeordneten Markus Ferber und auf Einladung von Antonio Tajani (späterer Präsident des Europa-Parlamentes) stellt der Bahnpark Augsburg das Projekt „Rundhaus Europa“im EuropaParlament in Straßburg vor. Auf Anregung von Tajani soll das „Rundhaus Europa“als eines der ersten Kooperationsprojekte mit dem „Haus der Europäischen Geschichte“in Brüssel verknüpft werden. Parallel finden die Baumaßnahmen am Rundhaus ihren vorläufigen Abschluss. Mit der Aufnahme von
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drei weiteren historischen Botschafter-Lokomotiven aus Frankreich, Schweden und Österreich erreicht die Sammlung endgültig internationales Museums-Niveau. ● In Abstimmung mit Bezirk und Stadt wird ein Fachgutachten in Auftrag gegeben. Es bestätigt: Das Konzept Bahnpark sei nicht nur in denkmalpflegerischer und kultureller Hinsicht richtig. Der Bahnpark sei darüber hinaus als Instrument der Stadtentwicklung zu sehen. Zwischenzeitlich engagieren sich sieben Vereine und Arbeitsgruppen aus Nah und Fern mit rund 350 Mitgliedern beim Aufbau. ● Die Bahnpark-Gesellschaft reicht im Januar und Februar 2017 die vorab abgestimmten Bauanträge zur Nutzungsänderung für die Dampflokhalle, für das Rundhaus Europa und für das Übernachtungsgebäude ein. Zur gleichen Zeit nennt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit Sitz in Bonn in ihrer Zeitschrift „Monumente“den Bahnpark als „Schatz des Südens“erstmals in einem Atemzug mit anderen Augsburger Sehenswürdigkeiten wie dem Goldenen Saal von Elias Holl, der Fuggerei oder dem Schaezlerpalais. Im Zuge eines Planfeststellungsverfahrens der Regierung von Oberbayern für die Museumsnutzung des alten Bahngeländes muss der Bahnpark bis auf Weiteres weitgehend geschlossen bleiben. Der Bahnparkbetreiber steht wegen fehlender Einnahmen kurz vor dem wirtschaftlichen Aus und ruft Stadt und Freistaat um Hilfe.
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