Augsburger Allgemeine (Land West)
Pläne für die Staudenbahn
Nahverkehr Ab Dezember 2021 soll die Staudenbahn wieder regelmäßig rollen. Die Frage ist nur: wie oft? Morgen kommt der Politiker nach Stadtbergen, der darauf die Antwort geben könnte
Mit dem Besuch von Innenminister Joachim Herrmann wächst die Hoffnung, das bald wieder die Staudenbahn rollt. Wie steht es um die Reaktivierung?
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Landkreis Augsburg
Dieser Mann hat entscheidenden Anteil daran, dass der Nahverkehr im Augsburger Land in wenigen Jahren attraktiver werden könnte: Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann, der auch für den Verkehr zuständig ist, ist der Ansprechpartner der Politiker aus der Region bei der Reaktivierung der Staudenbahn. Die soll ab 2021 wieder regelmäßig zwischen Langenneufnach und Gessertshausen oder Augsburg verkehren. Am morgigen Donnerstag kommt Joachim Herrmann nach Stadtbergen.
Da könnte auch das Thema Staudenbahn zum Gespräch werden. Die Bahnstrecke, die seit Anfang der 90er Jahre stillliegt, soll bis 2021 wieder in Betrieb genommen werden. Schon 2015 sicherte das zuständige Staatsministerium dem Landkreis Augsburg und der Bahnbetriebsgesellschaft Stauden auf der Strecke zwischen Gessertshausen und Langenneufnach 18 Zugpaare täglich zu. Doch wie steht es mittlerweile um die Reaktivierung der Zugstrecke?
Die beteiligten Stellen sind allgemein positiv gestimmt. „Die Reaktivierung der Staudenbahn befindet sich auf einem guten Weg“, betont ein Sprecher des Landratsamts auf Frage nach dem aktuellen Stand des Vorhabens. Auch Hubert Teichmann, der Geschäftsführer der Bahnbetriebsgesellschaft Stauden, sagt: „Der Sachstand ist rundum erfreulich.“
Und doch sind noch ein paar Fragen offen. Teichmann hat klare Forderungen an das Ministerium: „Wir würden auf unserer Strecke gerne maximal viele Züge fahren lassen, von denen so viele wie möglich bis nach Augsburg durchfahren.“Ob und wie viele Züge der Staudenbahn von Langenneufnach bis nach Augsburg durchfahren, sei „die Gretchenfrage des Projekts“, so Teichmann. Der Idealfall wäre für ihn ein Stundentakt den ganzen Tag, der zu den Hauptverkehrszeiten durch einen weiteren Zug alle 30 Minuten verstärkt würde. Auch die Forderungen von Landtagsabgeordneter Carolina Trautner (CSU) gehen in diese Richtung. Sie lobt die Kooperationsbereitschaft Herrmanns bei dem Projekt. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass eine Bahnstrecke reaktiviert wird. Aber als Zukunftsregion brauchen wir einen gut ausgebauten Nahverkehr“, sagt sie. Das bedeute aber auch, insbesondere zu den Hauptverkehrszeiten „so viele Zugpaare wie möglich“auf die Schiene zu bringen. In diesem Zusammenhang sei das dritte mittel- bis langfristig für den Großraum Augsburg unabdingbar.
Das dritte Gleis möchte Hubert Teichmann aber nicht als Totschlagargument der Politik gelten lassen. „Im Reaktivierungsgutachten heißt es, dass ein Stundentakt der Staudenbahn bis nach Augsburg auch ohne drittes Gleis kein Problem wäre“, sagt der Geschäftsführer. Im Landratsamt sieht man das etwas anders. „Das dritte Gleis ist natürlich auch für die Staudenbahn von großer Bedeutung“, heißt es in einer Stellungnahme. Der Streckenabschnitt sei derzeit „am Rande seiner Leistungsfähigkeit“und es gäbe „nur noch wenig Kapazitäten, um noch weitere Züge aufzunehmen“.
Abseits der Debatte um das dritte Gleis bedeutet die Reaktivierung der Strecke für Hubert Teichmann und sein Unternehmen viel Arbeit. Entlang der Strecke gibt es noch einiges zu tun, bevor wieder regelmäßig Züge fahren können – und das sollte man doch auch ordentlich machen, wenn man schon viel Geld in die Hand nehme. Er erklärt: „Wir wollen dann schnell und geräuschdie arm fahren.“Aktuell müsse der Zug bei jedem Bahnübergang langsamer werden und ein lautes Warnsignal abgeben. Lösungen für die Übergänge zu finden und zu bauen, würde laut Teichmann die meisten Mittel verschlingen. Doch die Investitionen seien notwendig: Der Zug solle streckenweise bis zu 120 Stundenkilometer schnell sein.
Ein weiteres Problem: Erst vor etwas mehr als einer Woche lag Teichmann ein nötiger Vertrag mit dem Staudenbahnschienen-Trägerverein – das ist ein Zusammenschluss von Gessertshausen, Fischach und Langenneufnach – unterschrieben vor. „Natürlich haben wir schon Vorarbeit geleistet“, sagt er, „trotzdem wurde die Planung etwas verzögert.“Eine reine Formalität, sagt Fischachs Bürgermeister Peter Ziegelmeier für den Trägerverein. Im Zusammenhang mit der jüngsten Flurbereinigung hätten sich die Besitzverhältnisse entlang der Strecke verändert, erklärt er.
Ziegelmeier weiß genau, was er meint, wenn er von der Staudenbahn als „Umfahrung light“spricht. „Fahren Sie doch mal morgens mit dem Auto von Fischach nach Augsburg; da stehen sie schon bei Gessertshausen im Stau.“Verkehr und Abgase belasteten die Gemeinden. Er wird aber nicht müde, die positiGleis ven Auswirkungen der Staudenbahn für die Region zu betonen. Ziegelmeier führt den „Münchner Speckgürtel“an. Alle Gemeinden um die Landeshauptstadt hätten mit der S-Bahn einen Aufschwung erlebt, erklärt er. Die Staudenbahn könne die Orte im Landkreis ebenso attraktiver für junge Familien mit Schulkindern und Berufstätige machen, sagt er.
„Wir wollen dann schnell und geräuscharm fahren.“ Hubert Teichmann