Augsburger Allgemeine (Land West)
Gersthofen singt Christina Stürmer
Open Air Mit „alten Hadern“und neuen Hits: Österreichers Popstar kehrt nach ihrer Babypause stimmgewaltig, kontrastreich und nahbar zurück. Die Fans zeigen sich textsicher – und werden überrascht…
Ihre Augen hat sie geschlossen, die rechte Hand umschlingt fest das Mikrofon, mit links tippt sie zart auf ihr Herz: Die schlichte Performance von „Du fehlst hier“sichert Christina Stürmer am Montagabend beim Konzert zum Ausklang des Kulturina-Festivals auf dem Gersthofer Rathausplatz den größten Applaus – und doch steht der emotionalste Song des Sets im Kontrast zum restlichen Auftritt der Österreicherin.
Denn geschätzt wird die Sängerin von ihren Fans besonders für ihre quirlige und mitreißende Bühnenshow. „Wir haben viele Songs vom neuen Album dabei, spielen aber auch ein paar alte Hadern“, stimmt sie das Publikum mit ihrem unverwechselbaren oberösterreichischen Dialekt direkt zu Beginn ein. Ihr rocklastiger Pop kommt in Gersthofen gut an: Textsicher singen die Besucher bei jedem Song mit. „Seite an Seite“heißt das neue Album von Christina Stürmer und diesem Versprechen kommt die sympathische Sängerin prompt nach. „Seite an Seite, für immer“, singen die Fans, als die Künstlerin das Mikrofon ins Publikum hält.
Selbst nicht eingefleischte Fans kennen viele ihrer Lieder nach den paar Tönen. Auf dieses Rezept setzt die stimmgewaltige Sängerin, wie sie selbst zugibt: „Ein paar meiner Songs müssen einfach rein und dürfen bei keinem meiner Konzerte fehlen.“Zu dieser Auswahl gehören Hits wie „Ich lebe“, „Engel“, „Wenn mein Juli-Herz oder „Wir leben den Moment“, „Scherben“und „Amelie“.
Der Aufbau vieler ihrer Lieder erfolgt nach einem bewährten Prinzip: Einem meist bedächtigen, leisen und einfühlsamen Start, folgt der volle Einsatz ihrer international besetzten Band um Oliver Varga (Giersten tarre), Klaus Pérez-Salado (Schlagzeug), Matthias Simoner (Akkordeon, Gitarre und Keyboards) und dem Bassisten Rue Kostron.
Dann kommt der charakteristische Refrain, der oft länger ist als die dazugehörigen Strophen. Den Besuchern fällt es leicht mitzusingen und schon nach wenigen Songs tanzt das Publikum kollektiv zur Musik. Ohne Pause heizt Christina Stürmer so in eineinhalb Stunden mit 15 Songs ihren Fans ein.
Erst leise, dann laut, erst eintönig, dann bunt – es sind die Kontraste, die den Auftritt auf dem Rathausplatz auszeichnen. Das Lichtspiel bringt Farbe auf die Bühne, im schlichten Hintergrund prangt lediglich ein Kopfhörer, geformt zu einem symbolischen Herz, daneben kahle, schwarze Bäume, die restlichen großen Flächen sind weiß. Das passt zum zierlichen Energiebündel, das in weißem Shirt und schwarzer Jeans auftritt.
Das Konzert hat einen klar erkennbaren Spannungsbogen: Während die ersten acht Lieder fesseln und die Zuhörer mitreißen, wird es anschließend deutlich ruhiger und melancholischer. Bei Titeln wie „Ohne dich“oder „Mehr als perfekt“kühlt die hochgekochte Stimmung etwas ab – aber nur, um daschlägt“ nach ohne Übergang ins große Finale zu münden.
Eine Stunde nach Beginn ist der Höhepunkt des Abends erreicht, das orangene Licht kreist über die Bühne, Christina Stürmer hüpft und animiert mit ihren Armen das Publikum dazu, mitzuwinken.
Dann verschwindet sie plötzlich von der Bühne. Dafür rücken die drei Gitarristen in den Mittelpunkt, die mit ihren mehrminütigen Soli in bester Soundqualität über die Bühne rocken. Großer Applaus brandet auf.
Insgesamt kommt die bodenständige und sympathische Art der Sängerin bei ihren Fans an. Die einjährige Babypause merkt man ihr nicht an. Schließlich hat die 35-Jährige 14 Jahre Bühnenerfahrung. Der Durchbruch gelang ihr in der ORFCastingshow „Starmania“. Seitdem hat sie über 1,5 Millionen Tonträger verkauft.
Zwar routiniert, aber nicht ohne das Lachen im Gesicht zu verlieren, präsentiert sie eine souveräne Show ohne große Ausschmückungen, mit Hits und zahlreichen Stücken aus dem aktuellen Album. Nach „Millionen Lichter“war längst nicht Schluss: Gleich vier Stücke gibt sie als Zugabe, ehe die Fans zufrieden in die Nacht entlassen werden.