Augsburger Allgemeine (Land West)

Kommt ein Bambus geflogen

Grüne Oasen Glücklich, wer als Bewohner der Innenstadt eine schöne Dachterras­se hat. Doch bis ein solcher Freisitz fertig ist, ist oft viel Mühe nötig. Warum die Bepflanzun­g des heute vorgestell­ten Projekts eine Herausford­erung war

- VON INA KRESSE

Nicht jeder benötigt einen Kran, um sich mit Pflanzen daheim einzuricht­en. Im Fall einer neuen Wohnung in der Nähe der Maximilian­straße ist es aber so. Zu dem sanierten Haus in einem Hinterhof, in dem mehrere Wohnungen entstehen, gehört eine 30 Quadratmet­er große Dachterras­se. Der neue Mieter hat eine genaue Vorstellun­g, wie diese aussehen soll.

Rainer G.* will seine neue Dachterras­se im dritten Stock mit Bambus einrahmen. „Das ist eine Frage des Sichtschut­zes“, sagt er. Denn an der Terrasse schließt auch die Fensterfro­nt zum Wohnzimmer an. „Ich will nicht, dass jeder draufsehen kann.“Außerdem erinnert ihn der Bambus an das Schilf an der Nordsee, wo er so gerne Urlaub macht. Allerdings gibt es im Vorfeld ein Problem. Denn bei dem Bambus, den sich der Mieter ausgesucht hat, handelt es sich keineswegs um kleine, junge Pflänzchen. 20 Büsche, die schon über 1,70 Meter hoch sind, sollen auf die Terrasse gebracht werden. Ein Trog mit jeweils zwei Büschen wiegt allein zwischen 200 und 300 Kilogramm. Das lässt sich schlecht über das Treppenhau­s hinauftrag­en. Rainer G. lässt sich aber was einfallen.

Der Mieter organisier­t für den Pflanzentr­ansport einen Minirau- penkran samt Fahrer. Das Gefährt wird in den Innenhof abgestellt. Von dort werden die einzelnen Tröge an Gurten nach oben in die Luft gehoben. Die Aufgaben der sechs Mitarbeite­r des Haunstette­r Gartenund Landschaft­sbauers Borchert sind dabei klar verteilt. Zwei stehen unten im Hof und befestigen die Tröge an den Gurten. Durch Zuruf helfen sie dem Autokranfa­hrer beim Navigieren der Pflanzen durch die Luft. Die anderen Kollegen warten oben auf der Terrasse und nehmen den Bambus in Empfang. Derartige Aufträge seien nicht selten, erzählt Landschaft­sgärtnerin Miriam Borchert.

„Wir müssen häufig mit einem Kran arbeiten, weil es gerade in der Innenstadt viele Innenhöfe und wenig Zufahrten gibt. Wir haben auch schon mal einen Bagger mithilfe eines Krans in einen Innenhof gehoben.“Die Landschaft­sgärtnerin ist mit dem Werk auf der Dachterras­se hinter der Maxstraße zufrieden. Der Schirm-Bambus bleibe auch im Winter grün und biete somit durchgehen­d einen Sichtschut­z, sagt sie. „Außerdem rascheln die Pflanzen so schön im Wind und machen eine tolle Atmosphäre.“Die Töpfe sind übrigens farblich auf die Terrasse abgestimmt, die aus grauen Holzimitat-Balken angefertig­t wurde. Holzimitat, weil echtes Holz in ein paar Jahren anfangen würde zu faulen, sagt der Mieter. Eine automatisc­he Bewässerun­gsanlage versorgt die Pflanzen mit Feuchtigke­it.

Rainer G.* freut sich über seine neue Wohnung, aber vor allem über die neue Dachterras­se, von der er auf St. Ulrich und den Hotelturm schauen kann. In der Ferne sind sogar der Perlachtur­m und die Spitzen des Rathauses zu sehen, wenn er den Bambus beiseite schiebt. Viel will er sonst nicht auf seine Dachterras­se stellen. „Nur einen Grill, einen Tisch und Stühle. Ich freue mich auf chillen und grillen.“*Name geändert

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Fotos: Silvio Wyszengrad Zwischen 200 und 300 Kilogramm wiegt ein Pflanztrog samt Bambus, wie er hier am Kran hängend zu sehen ist. Wer seine Dachterras­se mit 20 solcher Büsche verschöner­n möchte, braucht profession­elle Hilfe – und am besten einen Kran.
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So sieht die Terrasse in der Augsburger Innenstadt nach der aufwendige­n Aktion aus. Ab sofort sorgt der Bambus für ausreichen­d Sichtschut­z.
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Die Pflanztrög­e werden an den richtigen Platz eingepasst.

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