Augsburger Allgemeine (Land West)
20 Jähriger beißt Polizeibeamten
Justiz Der junge Mann schlägt vor dem PM in Untermeitingen einen anderen Gast nieder. Danach führt er sich „wie ein Berserker“auf, obwohl drei Streifen und ein Diensthund vor Ort sind
Untermeitingen
Die Nacht war lang, es wurde viel gefeiert und noch mehr getrunken. Die Diskothek PM in Untermeitingen hatte nicht mehr lange auf, die meisten Besucher machten sich langsam auf den Heimweg. So auch ein 20-jähriger Augsburger. Doch statt im eigenen Bett verbrachte er die restliche Nacht in der Arrestzelle des Polizeipräsidiums in Augsburg, denn vor dem PM rastete der junge Mann aus.
Der Angeklagte stritt sich mit einem anderen Besucher an jenem Dezembermorgen vergangenen Jahres vor der Diskothek. Warum genau, daran konnte sich der Mann am Augsburger Amtsgericht nicht mehr erinnern. Schuld könnten die 1,6 Promille sein, die er damals im Blut hatte.
Als ein weiterer Gast die Situation entschärfen wollte, schlug der 20-Jährige unvermittelt auf ihn ein. Immer wieder traf er ihn mit den Fäusten im Gesicht. Auch als der Mann zu Boden ging, hörte der Angeklagte nicht auf. Ein dickes, blaues Auge und eine Schürfwunde an der Augenbraue zog sich der Streitschlichter bei dem Angriff zu.
Wenige Minuten später traf die erste Polizeistreife ein. Total außer sich sei der Angeklagte gewesen, sagte ein Polizeibeamter. Der 20-Jährige beleidigte die Polizisten massiv und flippte ihren Aussagen komplett aus. Er wehrte sich mit Händen und Füßen. Obwohl zwei weitere Streifen und ein Diensthund zur Unterstützung eintrafen, beruhigte sich der Angeklagte nicht. Einem Kopfstoß konnte ein Polizist noch ausweichen, nicht aber einem Fußtritt gegen das Knie. Als der 20-Jährige auf dem Rücksitz fixiert wurde, spuckte er um sich und biss einem Polizisten in den Zeigeund Mittelfinger.
Fast 45 Minuten lang dauerte der Einsatz am PM, doch damit war der Fall noch nicht abgeschlossen. Im Konvoi fuhren die Polizisten zum Polizeipräsidium nach Augsburg. Auf dem Weg dorthin fielen weitere Beleidigungen, es gab Spuck- und Beißattacken und der Angeklagte drohte den Beamten, sie abzustechen. Die Jugendgerichtshilfe gab an, dass der sportliche und durchtrainierte junge Mann fünf Monate zuvor bei einer Messerstecherei selbst schwer verletzt worden sei. Er erlitt Verletzungen in der Lunge und im Rücken. Der Angeklagte räumte die Taten ein. Sein Verteidiger Marco Müller machte deutlich, dass sein Mandant im normalen Leben „ein ganz annach ständiger Kerl“sei. Er habe damals vollkommen die Beherrschung verloren. In der Zwischenzeit zahlte der nicht vorbestrafte Angeklagte ein Schmerzensgeld an zwei Polizisten.
Staatsanwältin Melanie Ostermeier sagte, dass sich der Angeklagte in einem Ausmaß aufführte, das sie selten erlebt hat. Sie beantragte einen zweiwöchigen Dauerarrest. Richter Baumann sprach davon, dass sich der Angeklagte „wie ein Berserker“verhielt. Er hielt einen Dauerarrest für unumgänglich, dieser beträgt eine Woche.
Zudem muss der junge Mann eine Geldauflage in Höhe von 500 Euro zahlen und den Kurs „Alltag ohne Alkohol“besuchen.