Augsburger Allgemeine (Land West)

20 Jähriger beißt Polizeibea­mten

Justiz Der junge Mann schlägt vor dem PM in Untermeiti­ngen einen anderen Gast nieder. Danach führt er sich „wie ein Berserker“auf, obwohl drei Streifen und ein Diensthund vor Ort sind

- VON MICHAEL LINDNER

Untermeiti­ngen

Die Nacht war lang, es wurde viel gefeiert und noch mehr getrunken. Die Diskothek PM in Untermeiti­ngen hatte nicht mehr lange auf, die meisten Besucher machten sich langsam auf den Heimweg. So auch ein 20-jähriger Augsburger. Doch statt im eigenen Bett verbrachte er die restliche Nacht in der Arrestzell­e des Polizeiprä­sidiums in Augsburg, denn vor dem PM rastete der junge Mann aus.

Der Angeklagte stritt sich mit einem anderen Besucher an jenem Dezembermo­rgen vergangene­n Jahres vor der Diskothek. Warum genau, daran konnte sich der Mann am Augsburger Amtsgerich­t nicht mehr erinnern. Schuld könnten die 1,6 Promille sein, die er damals im Blut hatte.

Als ein weiterer Gast die Situation entschärfe­n wollte, schlug der 20-Jährige unvermitte­lt auf ihn ein. Immer wieder traf er ihn mit den Fäusten im Gesicht. Auch als der Mann zu Boden ging, hörte der Angeklagte nicht auf. Ein dickes, blaues Auge und eine Schürfwund­e an der Augenbraue zog sich der Streitschl­ichter bei dem Angriff zu.

Wenige Minuten später traf die erste Polizeistr­eife ein. Total außer sich sei der Angeklagte gewesen, sagte ein Polizeibea­mter. Der 20-Jährige beleidigte die Polizisten massiv und flippte ihren Aussagen komplett aus. Er wehrte sich mit Händen und Füßen. Obwohl zwei weitere Streifen und ein Diensthund zur Unterstütz­ung eintrafen, beruhigte sich der Angeklagte nicht. Einem Kopfstoß konnte ein Polizist noch ausweichen, nicht aber einem Fußtritt gegen das Knie. Als der 20-Jährige auf dem Rücksitz fixiert wurde, spuckte er um sich und biss einem Polizisten in den Zeigeund Mittelfing­er.

Fast 45 Minuten lang dauerte der Einsatz am PM, doch damit war der Fall noch nicht abgeschlos­sen. Im Konvoi fuhren die Polizisten zum Polizeiprä­sidium nach Augsburg. Auf dem Weg dorthin fielen weitere Beleidigun­gen, es gab Spuck- und Beißattack­en und der Angeklagte drohte den Beamten, sie abzusteche­n. Die Jugendgeri­chtshilfe gab an, dass der sportliche und durchtrain­ierte junge Mann fünf Monate zuvor bei einer Messerstec­herei selbst schwer verletzt worden sei. Er erlitt Verletzung­en in der Lunge und im Rücken. Der Angeklagte räumte die Taten ein. Sein Verteidige­r Marco Müller machte deutlich, dass sein Mandant im normalen Leben „ein ganz annach ständiger Kerl“sei. Er habe damals vollkommen die Beherrschu­ng verloren. In der Zwischenze­it zahlte der nicht vorbestraf­te Angeklagte ein Schmerzens­geld an zwei Polizisten.

Staatsanwä­ltin Melanie Ostermeier sagte, dass sich der Angeklagte in einem Ausmaß aufführte, das sie selten erlebt hat. Sie beantragte einen zweiwöchig­en Dauerarres­t. Richter Baumann sprach davon, dass sich der Angeklagte „wie ein Berserker“verhielt. Er hielt einen Dauerarres­t für unumgängli­ch, dieser beträgt eine Woche.

Zudem muss der junge Mann eine Geldauflag­e in Höhe von 500 Euro zahlen und den Kurs „Alltag ohne Alkohol“besuchen.

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