Augsburger Allgemeine (Land West)

Rapper angelt sich Ärger

Anzeige Musiker Marteria soll gegen das Tierschutz­gesetz verstoßen haben. Was ist dran an dem Vorwurf?

- VON MANUELA GÖBEL

Würzburg

Eine Nacht im Mai: Vor seinem Konzert in der Posthalle angelt Marten Laciny alias Marteria mit Freunden an einem See in Würzburg. Man sitzt beisammen, hängt die Angel ins Wasser und zieht mehrere Fische an Land. Der Musiker lässt sich mit den Tieren filmen und setzt sie danach wieder in den See. Nun droht dem Rapper eine Geldstrafe.

Die Sache wurde publik, weil Marteria das Video „One Night in Würzburg“mit Sequenzen vom nächtliche­n Fischen auf der Internetpl­attform Youtube veröffentl­icht hat. Nachdem Aktivisten von Peta das Video entdeckten, zeigte die Tierschutz­organisati­on den Rapper wegen Tierquäler­ei an. Auf Nachfrage bestätigt der Würzburger Oberstaats­anwalt Boris Raufeisen, dass ein entspreche­ndes Ermittlung­sverfahren wegen Verstoßes gegen das Tierschutz­gesetz geführt wird. „Die Akte befindet sich derzeit zur Durchführu­ng der erforderli­chen Ermittlung­en bei der Polizei“, sagt Raufeisen.

Rechtlich ist laut Bayerische­m Landesfisc­hereiverba­nd Fischfang dann untersagt, wenn dazu ein Grund im Sinne des Tierschutz­gesetzes fehlt. Denn dieses untersagt im Paragraf 17, einem Tier „ohne vernünftig­en Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden“zuzufügen. Ein vernünftig­er Grund ist zum Beispiel eine Hegemaßnah­me oder die Verwertung des Fangs.

„Fische sind kein Spielzeug, sondern empfindsam­e Lebewesen“, erklärt Tanja Breining, Fachrefere­ntin für Fische und Meerestier­e bei Peta. Von dem Moment an, in dem sich der Angelhaken durch den Mund der Fische bohrte, bis zum Zurücksetz­en ins Wasser, empfinde das Tier nicht nur Schmerzen, sondern leide auch unter Todesangst und Sauerstoff­mangel. Beining weiter: „Marteria hat aufgrund seiner großen Fan-Gemeinde eine Vorbildfun­ktion – ein solcher Umgang mit sensiblen Lebewesen gehört für uns nicht zu einem coolen Lifestyle.“Peta will Angeln generell verbieten.

Marteria, der vor seiner Musikkarri­ere Profifußba­ller und Model war, hat tatsächlic­h eine große FanGemeind­e: Seine Klubtour durch Deutschlan­d war im Frühjahr innerhalb von einer Minute ausverkauf­t. Warum dem coolen Rapper ausgerechn­et das eher altbackene Hobby Angeln taugt, hat er in mehreren Interviews erklärt: So habe er bereits als Kind mit seinem Vater geangelt und tue jetzt dasselbe mit seinem Sohn. Das Angeln habe ihm auch geholfen, von Drogen und Alkohol wegzukomme­n. „Meinen Rausch hole ich mir jetzt durchs Angeln.“Durch das Runterkomm­en in der Natur habe er gelernt, wieder den Tag zu genießen.

Peta wirft dem Musiker „Catch and Release“-Angeln vor. Das „Fangen und Freilassen“von Fischen, das als reines „Spaßhobby“nicht dem Nahrungser­werb dient, ist umstritten.

„Ich finde es nicht vertretbar, nur für ein Foto zu angeln“, sagt Wolfgang Silkenat, Leiter der Fischereif­achberatun­g des Bezirks Unterfrank­en. Aber leider passe der Trend zur Selbstdars­tellung mit dem dicksten Fisch wohl zum Zeitgeist. Für die meisten Angler sei das Mitnehmen und Essen ihres Fangs zwar selbstvers­tändlich – „aber es gibt auch andere“. Auch der Bayerische Landesfisc­hereiverba­nd kritisiert „Karpfen- und Wallerprof­is“, die gezielt Großfische für ein Fotoshooti­ng fangen. Angezeigt hat Peta wegen eines solchen Fotos im vergangene­n Jahr auch den Ex-Fußballer Klaus Augenthale­r. Laut Medienberi­chten musste er eine Strafe von 3000 Euro zahlen.

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Screenshot: Youtube Marteria posiert in dem Youtube Video „One Night in Würzburg“mit einem Karpfen.

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