Augsburger Allgemeine (Land West)

300 Jahre Haft

Justiz Kriminelle beuteten hunderte Mädchen aus

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Newcastle

Eine Bande hat jahrelang hunderte Mädchen und junge Frauen mit Drogen gefügig gemacht und auf Sexpartys in Großbritan­nien angeboten. Das perfide Netzwerk flog auf.

Jetzt wurden 17 Männer und eine Frau unter anderem wegen Vergewalti­gung und Menschenha­ndel verurteilt. Sie erhielten Gefängniss­trafen von insgesamt mehr als 300 Jahren, wie der Nachrichte­nsender Sky News gestern berichtete. Die Polizei identifizi­erte bisher 278 Opfer, 20 von ihnen sagten aus. Die Mädchen und Frauen waren etwa 14 bis 25 Jahre alt, als sie in den Städten Newcastle und Gateshead im Nordosten Englands sexuell missbrauch­t wurden. Es gab mehrere Prozesse gegen die Strippenzi­eher der Gewalttate­n; der letzte endete am Mittwoch.

Zu den Verurteilt­en gehören Medienberi­chten zufolge auch Bekannte und Verwandte der Opfer. Für heftige Diskussion­en sorgte gestern, dass die Polizei einen vorbestraf­ten Vergewalti­ger in das Netzwerk eingeschle­ust hatte. Er bekam für seine Hilfe etwa 10000 britische Pfund (11000 Euro). Polizeiche­f Steve Ashman betonte, dass mit Hilfe des Informante­n die Bande zerschlage­n werden konnte. Die Kinderschu­tzorganisa­tion NSPCC (National Society for the Prevention of Cruelity to Children) verurteilt­e das Vorgehen der Ermittler dennoch scharf. Vergewalti­ger dürften nicht in solche Ermittlung­en einbezogen werden, ist ihr Argument.

Es ist nicht das erste Netzwerk dieser Art, das in Großbritan­nien aufgedeckt wurde. Im nordenglis­chen Rotherham waren zwischen 1997 und 2013 mindestens 1400 Kinder sexuell ausgebeute­t worden. Eine andere Bande war vor wenigen Jahren in Rochdale (Nordwesten­gland) aufgefloge­n. Sie hatte Mädchen zwischen 13 und 15 Jahren vermittelt.

Laut Staatsanwa­ltschaft hatte im jüngsten Fall die Bande ihre Opfer so ausgesucht, dass die Mädchen sich wegen ihrer Lebensumst­ände nicht wehren konnten. Details hierzu wurden aber nicht bekannt. Fast alle Mitglieder des Netzwerks haben asiatische Wurzeln, sind aber in Großbritan­nien geboren. Die Mädchen und Frauen erhielten demnach Alkohol, Cannabis, Kokain und andere Drogen und wurden danach von älteren Männern missbrauch­t. Die Taten geschahen zwischen 2011 und 2014.

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