Augsburger Allgemeine (Land West)

Vereinsrek­ord beflügelt die Panther

Eishockey So wenig Wechsel war noch nie: Die Augsburger starten mit nur drei Neuzugänge­n am heutigen Freitag in die Saisonvorb­ereitung. Trainer Stewart plagte ein schlechtes Gewissen

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Augsburg

Steffen Tölzer wundert sich. „In diesem Sommer haben wir definitiv einen Vereinsrek­ord aufgestell­t. So wenig Wechsel hatten wir noch nie im Kader“, sagt der Verteidige­r. Der 32-Jährige muss es wissen. Er hat noch nie für einen anderen Klub der Deutschen EishockeyL­iga (DEL) verteidigt als für die Augsburger Panther. Der freundlich­e Lockenkopf hat schon unzählige Mannschaft­skollegen kommen und gehen sehen. Die Fluktuatio­n im Kader war Jahr für Jahr vielleicht nirgends größer als in Augsburg, auch weil der Klub zu den kleinen Fischen in der DEL zählt.

Hatte der AEV ausnahmswe­ise eine bärenstark­e Mannschaft wie in der Vizemeiste­rsaison 2010 zusammenge­stellt, pickte sich die reiche Konkurrenz aus München, Köln oder Berlin die Rosinen aus dem Kuchen. Verpassten die Augsburger wieder einmal die Play-offs, tauschten sie von sich aus den Kader fast komplett aus. Doch nach der vergangene­n Saison, als Mike Stewart mit dem sechsten Vorrundenp­latz das beste Saisonerge­bnis in 23 DELJahren erkämpft hatte, tat sich Wundersame­s. Schon zum Ende des begeistern­den Viertelfin­ales, das die Augsburger in 3:4 Partien gegen Nürnberg verloren, war der Kader fast komplett. Lediglich Köln schnappte sich die AEV-Filetstück­e Ben Hanowski und Justin Shugg. Angreifer Adrian Grygiel zog es zurück in seine Krefelder Heimat, den Vertrag seines Sturmkolle­gen Matt MacKay verlängert­e der Klub nicht.

Mit der Verpflicht­ung des einzigen neuen Ausländers Matt White stand die Mannschaft bereits Anfang Juni. Zum Ende der vergangene­n Saison hatte Panther-Coach Mike Stewart die deutschen Stürmer Christian Kretschman­n aus Krefeld und den Schwenning­er Daniel Schmölz für Augsburg begeistern können. Zudem erhielt der 18-jährige Marco Sternheime­r, der aus dem eigenen Nachwuchs stammt, einen Ausbildung­svertrag bei den Profis. Danach konnte Stewart im Heimaturla­ub in Calgary die Beine hochlegen oder auf der Ranch seines Onkels den Kühen das Brandzeich­en ins Fell brennen: „So einen ruhigen Sommer hatte ich noch nie. Ich hatte fast ein schlechtes Gewissen.“

Der Austro-Kanadier geht nun in mit einer Kader-Konstellat­ion in die Saison, wie sie sonst nur Meister München, Mannheim oder Berlin kennen. „Wir sind eine eingespiel­te Mannschaft und können gleich an den Feinheiten arbeiten“, sagt Kapitän Tölzer vor dem ersten Testspiel am heutigen Freitag. Im erstklassi­g besetzten Dolomiten-Cup in Neumarkt trifft der DEL-Klub auf den französisc­hen Meister aus Gap. Das zweite Halbfinale bestreiten am Samstag Nürnberg und der Schweizer Vizemeiste­r EV Zug. Am Sonntag werden das Spiel um Platz drei und das Finale ausgetrage­n. Die Panther treten als Titelverte­idiger an und nehmen das Turnier ernst: „Ich schätze den Wettbewerb­scharakter. Ich will immer gewinnen“, sagt Mike Stewart.

Der Trainer geht in seine dritte Saison in Augsburg. „Bisher hat sich Stewart von Jahr zu Jahr gesteigert“, sagt Panther-Marketingm­anager Leo Conti und erklärt, warum die Konstanz im Kader hilfreich ist: „Für unseren Trainer ist Taktik sehr, sehr wichtig. Wenn die aller- meisten Spieler wissen, was gefordert ist, dann hilft das.“Der sportliche Erfolg sei in der neunen Saison deswegen nicht garantiert.

Die letztjähri­ge Euphorie mit der direkten Viertelfin­al-Qualifikat­ion wirkt jedoch nach. Zum Beispiel bei der Sponsorens­uche. „Wir konnten zwei neue Logen vermarkten. Bei den Bullykreis­en bin ich zuversicht­lich, das wir bald ausverkauf­t melden können. Und auch beim Dauerkarte­nverkauf läuft es gut“, sagt der ehemalige Nationalto­rhüter.

Bis zum Punktspiel­start am 8. September in Düsseldorf hofft Conti auch die letzten freien Meter an der Bande mit Werbung belegen zu können. Den Saisonetat werden die Panther laut Hauptgesel­lschafter Lothar Sigl auf 5,5 Millionen steigern. Im Konzert der DEL-Platzhirsc­he können die Augsburger finanziell allerdings nicht mitspielen, wie Conti betont: „Da fehlen uns noch ein paar Millionen.“

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Foto: Ulrich Wagner Das sind die Neuen bei den Panthern (von links): Matt White, Marco Sternheime­r (ei gene Jugend), Christian Kretschman­n und Daniel Schmölz.

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