Augsburger Allgemeine (Land West)
Sechs in Djangos Swing
Jazzkonzert im Familienbad
Django Reinhardt hätte sich hier sicherlich wohlgefühlt. Der Pavillon im Augsburger Familienbad, gerade wieder von Kinobetreiber Franz Fischer zu neuem Glanz aufpoliert, hat seine Bewährungsprobe als Konzertort mit Bravour bestanden. Ein Jazz-Sextett in Djangos Originalbesetzung begeisterte hunderte Zuhörer am lauen Sommerabend auf der Terrasse und stimmte perfekt auf die Preview des Biopics „Django“ein. Das überstehende Dach des Pavillons erwies sich als Schalltrichter für die nur dezent verstärkte akustische Musik aus drei Gitarren, Geige, Kontrabass und Klarinette.
Die drei Gitarren (Helmut Nieberle, Diknu Schneeberger, Ferry Baierl) ergaben einen satten Sound mit feiner Reibung der Akkorde. Mal trieben sich die drei gegenseitig temperamentvoll an, mal machten sie ein warmes, melodiöses Bett für virtuose Partien der Soloinstrumente. Etwa für den einfühlsam gezupften Bass von Wolfgang Kriener. Das Feuer brachte Sandro Roy mit seiner Violine ins Spiel, der meist mehrere Saiten auf einmal mit seinem flinken Bogen ins Swingen versetzte. Fiebrige Erregung steht dem jungen Augsburger Geiger ebenso wie elegische Melancholie. Klarinettist Stephan Holstein schließlich bereicherte das Klangbild der Saiten mit dem Hauch des Bläsers, der mal frech eine vorlaute Phrase einwirft.
Holstein und Nieberle hatten fürs Open-Air-Kino eine Setlist erstellt, die weit mehr als ein Vorspiel war. Wer nach der knappen Stunde nach Hause ging, hatte ein vollständiges, abgerundetes Konzert gehört, das Djangos Pariser Euroswing-Klangbild mit Klassikern wie „Shine“, wie „Joseph, Joseph“und „Nuages“ausmaß. Und am Ende gönnten sie dem Publikum sogar ein Stück aus Djangos verschollener Messe: die wundervoll groovigen „Schwarzen Augen“nach der Melodie des russischen Volkslieds.
„Dieses Bad lädt dazu ein, mehr daraus zu machen“, meinte der Regensburger Nieberle zum Abschied. Welch ein schönes Versprechen!