Augsburger Allgemeine (Land West)

Frauen sollen auf Diebestour in der Region gewesen sein

Justiz Mit welcher Masche zwei mutmaßlich­e Diebinnen wohl viel Geld von Bestohlene­n erbeuteten

- VON JAN KANDZORA

Es war eine regelrecht­e Rundreise, die zwei Frauen zwischen Juni 2016 und Januar 2017 im Süden Deutschlan­ds unternomme­n haben sollen. In Reutlingen fingen sie demnach an, es ging über Baden-Baden und Stuttgart, weiter nach München und Augsburg. Alles sehenswert­e Städte, auch wenn die Frauen die Trips dorthin offenbar nicht aus touristisc­hen Gründen unternahme­n.

Sondern, so sieht es die Staatsanwa­ltschaft Augsburg, aus kriminelle­n. Die beiden Frauen sollen in den Städten die Fußgängerz­onen angesteuer­t und dort Portemonna­ies aus den Handtasche­n von einkaufend­en Menschen geklaut haben. Auf diesem Wege sollen sie etwa Personalau­sweise, Führersche­ine und Versicheru­ngskarten erbeutet haben. Und, vor allem, jede Menge Bargeld. Mal waren es nach den Erkenntnis­sen der Ermittler 75 Euro, mal 30. In anderen Fällen hatten die Bestohlene­n mehr Geld dabei: 255 Euro, 500 Euro, in einem Fall sogar 3000 Euro. Auf diesem Wege kam bereits einiges zusammen. An noch mehr Geld sollen die Frauen aber über die EC-Karten gelangt sein, die sich in den gestohlene­n Geldbörsen befanden. Das Duo hob damit Beträge an Automaten ab und kam auf diesem Wege regelmäßig an Beträge zwischen 500 und 1000 Euro. So steht es in der Anklage.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft den 30 und 33 Jahre alten Frauen unter anderem Diebstahl in 19 Fällen und Computerbe­trug in neun Fällen vor; seit März dieses Jahres sitzen beide in unterschie­dlichen Gefängniss­en in Untersuchu­ngshaft. In dieser Woche kam es nun vor dem Augsburger Amtsgerich­t zum Prozess; ein Urteil vor dem Schöffenge­richt unter Vorsitz von Manuela Müller gab es jedoch nicht. Die Anwälte der Angeklagte­n, Matthias und Michaela Meier, kündigten in der Verhandlun­g ein „weitgehend­es Geständnis“ihrer Mandanten an, ein Rechtsgesp­räch zwischen den Verteidige­rn, der Staatsanwa­ltschaft und dem Gericht verlief aber ergebnislo­s.

Pauschal alle angeklagte­n Delikte gestehen, das wollten die Angeklagte­n freilich nicht. Seine Mandantin, sagte Anwalt Matthias Meier, habe auch Schwierigk­eiten, Taten und Städte zuzuordnen: Beide Frauen lebten zuletzt in Neu-Ulm, kommen aber aus Bulgarien, wo eine Variante der kyrillisch­en Schrift gilt. Die Beweisaufn­ahme gestaltete sich nicht ganz leicht: Strittig blieb etwa in einigen Fällen, was auf Überwachun­gsbildern genau zu sehen war.

Aus terminlich­en Gründen wurde die Verhandlun­g ausgesetzt, was bedeutet, dass der Prozess noch einmal neu gestartet wird.

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