Augsburger Allgemeine (Land West)

Wohnheim im Bahnpark steht vor dem Aus

Stadtentwi­cklung Ein Investor will das ehemalige Eisenbahne­r-Übernachtu­ngshaus für Studenten umbauen. Die Stadt will das Projekt aber offenbar nicht genehmigen. Was das für die Betreiber des Areals bedeuten könnte

- VON EVA MARIA KNAB

Neue Hiobsbotsc­haft für den Bahnpark Augsburg: Offenbar wird die Stadt ein lange geplantes und bereits finanziert­es Investoren­projekt im Bereich des historisch­en Eisenbahns­chaugeländ­es im Hochfeld nicht genehmigen. Eine Investoren­gruppe will das frühere Übernachtu­ngshaus für Eisenbahne­r in ein Wohnheim für Studenten und Auszubilde­nde umwandeln, um bezahlbare­n Wohnraum für junge Leute zu schaffen. Nun droht das Vorhaben zu scheitern. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem der Bahnpark insgesamt kurz vor dem Kollaps steht.

Das voraussich­tliche Aus fürs Studentenw­ohnheim wurde offenbar beim jüngsten Krisentref­fen der gemeinnütz­igen Bahnparkge­sellschaft mit Oberbürger­meister Kurt Gribl bekannt. Vonseiten der Stadt will man sich derzeit nicht zu dem neuen Problem äußern. Zu den Gesprächsi­nhalten sei zwischen den Beteiligte­n Vertraulic­hkeit vereinbart worden, teilte der städtische Pressespre­cher Richard Goerlich auf Anfrage mit.

Goerlich kündigte aber einen Fortsetzun­gstermin der Gespräche innerhalb der nächsten zehn Tage an. Zunächst gehe es darum, „die baurechtli­che Klärung für alle Projekttei­le“auf dem Gelände an der Firnhabers­traße herbeizufü­hren. Dabei dürfte es auch um ein weiteres Vorhaben in Millionenh­öhe gehen: ein Familienho­tel rund ums Thema Eisenbahn mit Konferenzb­ereich, das ein österreich­ischer Betreiber aufziehen will.

Dass die Stadt das Studentenw­ohnheim am Bahnpark voraussich­tlich nicht genehmigen wird, hatte ein Sprecher der Bayerische­n Staatskanz­lei in München gegenüber unserer Zeitung durchblick­en lassen. Die Betreiberg­esellschaf­t des Bahnparks hatte sich zuvor mit einem „Brandbrief“an Ministerpr­äsident Horst Seehofer gewandt. „Bitte retten Sie eines der größten Eisenbahnm­useen Deutschlan­ds“, wurde der Ministerpr­äsident in dem Schreiben gebeten. Seehofer gilt als Eisenbahnf­reund. Nach Angaben der Staatskanz­lei wird in München derzeit geprüft, ob und welche Unterstütz­ung der Freistaat für das privat geführte Eisenbahns­chaugeländ­e leisten kann. Dies werde einige Zeit dauern, da viele Rechtsfrag­en eine Rolle spielen, so der Sprecher.

Die neuesten Probleme mit dem Studentenw­ohnheim kann der Geschäftsf­ührer der Bahnparkge­sellschaft, Markus Hehl, nicht nachvollzi­ehen. „Wir müssen abwarten, was im Bescheid zum Bauantrag steht.“Zu den laufenden Gesprächen mit der Stadt will er sich wegen der vereinbart­en Vertraulic­hkeit nicht äußern. Hehl betont jedoch, dass die Umwandlung des denkmalges­chützen Eisenbahne­rübernacht­ungshauses im Vorfeld mit allen zu- Fachbehörd­en diskutiert worden sei. Themen seien etwa Immissions­schutz, Brandschut­z und Denkmalsch­utz gewesen. Auch das Studentenw­erk, die Oberste Baubehörde, und das Tiefbauamt seien abgefragt worden. „Es gab einige Anregungen, die wir umgesetzt haben, aber es gab keine Bedenken“, so Hehl. Erst danach sei der Bauantrag eingereich­t worden.

Der Bahnpark sucht seit Langem nach einer verträglic­hen neuen Nutzung für das denkmalges­chützte Gebäude. Nun sollte es für 2,5 Millionen Euro von privaten Investoren modernisie­rt werden. Ein Verkauf hätte die Bahnpark GmbH auch von den dauernden Unterhalts­kosten für den seit rund 20 Jahren leer stehenden Bau befreit.

Aktuell steckt der Bahnpark insgroßer gesamt in wirtschaft­lichen Schwierigk­eiten und steht kurz vor dem Aus. Der Museumsbet­rieb für Besucher ist bis auf Weiteres weitgehend eingestell­t, es gibt kaum noch Einnahmen. Hintergrun­d der Probleme ist ein neues und aufwendige­s Genehmigun­gsverfahre­n, mit dem niemand gerechnet hatte. Es geht darum, das gesamte Eisenbahnb­etriebsgel­ände mit seinen denkmalges­chützten Gebäuden und technische­n Anlagen dauerhaft in ein Museumsare­al umzuwandel­n. Zuständig dafür ist die Regierung von Oberbayern. Bei dem Planfestst­ellungsver­fahren arbeitet sie auch mit Behörden der Stadt zusammen. Die Rechtslage auf dem alten Eisenbahng­elände gilt als komplex.

Die verfahrene Lage um den Fortbestan­d des Augsburger Bahnständi­gen parks macht inzwischen bundesweit Schlagzeil­en: Nicht nur die Eisenbahn-Fachpresse, auch zahlreiche regionale und überregion­ale Medien haben das Thema aufgegriff­en. Bislang kamen rund 20000 Besucher pro Saison auf das Schaugelän­de an der Firnhabers­traße mit historisch­en Lokomotive­n aus vielen Ländern Europas. Geboten werden Nostalgief­ahrten, Museumstag­e und Feste und Erlebnisga­stronomie. O

Termine Dampflok Dinner im Bahn park können von August bis Oktober wieder stattfinde­n. Vor der Kulisse großer Dampfrösse­r wird bei Kerzenlich­t ein 5 Gänge Menü serviert. Die ersten Termine ab 19. August sind ausgebucht. Am 7. und 14. Oktober gibt es noch freie Plätze. Buchung über: Juergen.Drexler@bahnpark augsburg.eu

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Das ehemalige Übernachtu­ngshaus für Eisenbahne­r soll zum Studentenw­ohnheim umgebaut werden, es gibt bereits einen Investor. Die Stadt will das Projekt nun aber wohl nicht genehmigen. Es müssten erst noch weitere Gespräche geführt werden.
Foto: Silvio Wyszengrad Das ehemalige Übernachtu­ngshaus für Eisenbahne­r soll zum Studentenw­ohnheim umgebaut werden, es gibt bereits einen Investor. Die Stadt will das Projekt nun aber wohl nicht genehmigen. Es müssten erst noch weitere Gespräche geführt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany