Augsburger Allgemeine (Land West)

„So kommt Leben in Aystettens Mitte“

Interview Ein Gespräch mit Bürgermeis­ter Peter Wendel: Warum er lieber einen Gemeindera­t ohne Parteien hätte und warum er voll hinter dem Bauvorhabe­n auf dem Rössle-Areal steht

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Aystetten Bei der Kommunalwa­hl im Frühjahr 2014 bekam Peter Wendel, Kandidat der Freien Wähler, über 63 Prozent der Stimmen und setzte sich damit eindeutig gegen seine Mitbewerbe­r Peter Rauberger (CSU) und Maria Hackl (SPD/Grüne) durch. Wie liefen die ersten drei Jahre in Wendels inzwischen zweiter Amtszeit als Aystettens Bürgermeis­ter?

Herr Wendel, mit welchem Gefühl, auch Vorsatz, traten Sie nach Ihrem Erfolg 2014 Ihre zweite Amtsperiod­e an?

Wendel: Mit einem sehr guten Gefühl. Wenn man eine solche Mehrheit hinter sich weiß, gibt einem das einen ungeheuren Motivation­sschub. Der Bürger hat die gute Arbeit der letzten Jahre honoriert. Es beruhigt, die klare Mehrheit hinter sich zu wissen, trotzdem ist es mein Ziel, fraktionsü­bergreifen­d gemeinsame Beschlüsse zu fassen und wichtige Dinge voranzubri­ngen.

Sie sagten damals, dass man das Vergangene ruhen lassen müsse, und Sie sprachen damit auch die vielen Querelen im Aystetter Rat an. Wie haben sich das Klima und die Zusammenar­beit zwischen den Fraktionen bis heute entwickelt, und woran liegt das nach Ihrer Meinung?

Wendel: Zu diesen Worten stehe ich auch heute noch. Im Großen und Ganzen ist die Zusammenar­beit über alle Fraktionen hinweg gut. Es ist gelebte Demokratie, wenn es verschiede­ne Meinungen gibt. Ich persönlich würde mir einen Gemeindera­t ohne Parteien wünschen, dann würde öfter die Vernunft über die Parteitreu­e siegen.

Auch die Verwaltung im Rathaus bekommt nun immer wieder Lob seitens des Gemeindera­ts – worauf ist dies zurückzufü­hren?

Wendel: Es war ein hartes Stück Arbeit, hier nach und nach gute und zuverlässi­ge Mitarbeite­r zu bekommen. Jetzt kann ich auf eine motivierte und fachlich ausgezeich­nete Truppe bauen, und mit Jürgen Schantin habe ich einen sachkundig­en und sehr erfahrenen Geschäftsl­eiter.

Welche Projekte waren in den vergangene­n drei Jahren besonders wichtig und wegweisend für Aystetten?

Wendel: Dazu gehören die Bebauung des Rössle-Grundstück­s in Aystettens Mitte, der Schuldenab­bau (Ende 2017 unter drei Millionen Euro), die energetisc­he Sanierung der Schulturnh­alle, die Sanierung des Sportheims und der Kanal- und Wasserleit­ungen.

Es gibt aber trotz aller Harmonie doch ein Projekt, bei dem der Gemeindera­t keineswegs an einem Strang gezogen hat und um das es 2015 sogar einen Bürgerents­cheid gegeben hat – eben die Bebauung des Rössle-Areals.

Wendel: Bei dem damaligen Bürgerents­cheid wurde das notwendige Quorum nicht erreicht. Damals wurde der Verwaltung Rechtsbruc­h vorgeworfe­n, dabei wurde alles mit der kommunalen Rechtsaufs­icht abgestimmt. Trotzdem hätte ich in einem Bürgerents­cheid nichts Schlimmes gesehen, er ist ein wichtiges Instrument der Demokratie. Es zeigt aber von Weitsicht, nach jahrelange­m Leerstand wieder Leben in un- sere Ortsmitte zu bringen. Mit Thomas Puschak habe ich einen Bauherrn gefunden, der die Wünsche der Gemeinde berücksich­tigte. Die Bauträger standen ja nicht Schlange. Ich bin vollkommen von diesem Projekt überzeugt, das sich gut einfügt. Es spricht nichts gegen eine Verdichtun­g im Zentrum. Alles in der Ortsmitte, das hat eine Lebensqual­ität, die heute in Ortschafte­n dieser Größenordn­ung alles andere als selbstvers­tändlich ist.

Welche Aufgaben gilt es in Aystetten bis zur nächsten Wahl und auch generell in Angriff zu nehmen? Haben Sie Visionen für Aystetten? Wendel: Die Planung und Gestaltung der Ortsmitte, dadurch Stärkung des Einzelhand­els und des Zentrums. Weitere Schuldenti­lgung, Straßen- und Kanalsanie­rung, Sicherung der Trinkwasse­rversorgun­g durch den vollständi­gen Beitritt zur

Loderbergg­ruppe, Beteiligun­g an der Anschaffun­g eines Notstromag­gregats der Loderbergg­ruppe. Ich bin auch sehr froh, wieder eine gut funktionie­rende Feuerwehrf­ührung zu haben, und wünsche mir für unsere Feuerwehr mehr aktive Mitglieder aus der Bürgerscha­ft.

Was haben Sie sich persönlich für die nächsten drei Jahre in Ihrem Amt vorgenomme­n?

Wendel: Ich wünsche mir, dass meine Mitarbeite­r und ich gesund bleiben, damit wir gemeinsam alle Aufgaben bewältigen können.

Die schönsten Aufgaben eines Bürgermeis­ters in so einer kleinen Gemeinde?

Wendel: Nach wie vor der Kontakt mit den Bürgern – Trauungen, Geburtstag­e. Gerade wenn ältere Mitbürger aus ihrem reichen Leben erzählen, finde ich das immer wieder beeindruck­end. Das Mitgestalt­en einer Gemeinde ist einfach eine schöne Aufgabe, ebenso die aktive Teilnahme am Gemeindele­ben.

Interview: Petra Krauss-Stelzer

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Es gab lange Diskussion­en in Aystetten, sogar einen Bürgerents­cheid, doch inzwischen ist der Bau auf dem Rössle Areal weit fortgeschr­itten. Thomas Puschak, Bauträger aus Augsburg, errichtet in der Ortsmitte ein Wohn und Geschäftsh­aus.
Foto: Marcus Merk Es gab lange Diskussion­en in Aystetten, sogar einen Bürgerents­cheid, doch inzwischen ist der Bau auf dem Rössle Areal weit fortgeschr­itten. Thomas Puschak, Bauträger aus Augsburg, errichtet in der Ortsmitte ein Wohn und Geschäftsh­aus.
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Peter Wendel

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