Augsburger Allgemeine (Land West)
Friedenstafel: Gruppen halten Plätze frei
Zur Berichterstattung über das Friedens fest:
Als wir um 11 Uhr aus der Kirche kamen, waren die Tische auf dem Rathausplatz schon fast zur Hälfte besetzt. Und das war nur die Vorhut derer, für die sie Plätze freihielten, für Freunde und Familie. Es ist aber nicht das Konzept der Augsburger Friedenstafel, dass ganze Gruppen dort ihr Picknick veranstalten.
Ursprünglich war die Idee, dass einander Fremde sich begegnen, dass man sich dazusetzt zu Menschen anderen Glaubens, dass Altaugsburger und Neuzugezogene, Christen und Nichtchristen aufeinander zugehen, einander von sich erzählen und sich gegenseitig die mitgebrachten Spezialitäten anbieten. „Wir alle sind Augsburger“, das war das Motto zu Beginn.
Als ich vor einigen Jahren eine jüdische Freundin fragte, warum sie nicht zur Friedenstafel gekommen sei, antwortete sie: „Ich war da mit meinem Mann. Aber überall, wo wir uns dazusetzen wollten, hieß es: Hier ist besetzt.“Sie ist seither nicht wiedergekommen.
Gertrud Kellermann
Augsburg