Augsburger Allgemeine (Land West)
Sonntagsradler im schwarzen Trikot
Augsburg ist Fahrradstadt. Weiß doch jeder. Schließlich war ich ja selbst bei der zweiten Radlnacht dabei. Ein schönes Trikot gehört jetzt mir. Ein schwarzes.
Am Sonntag werde ich mich mal wieder auf mein Fahrrad setzen. Es geht in die Berge. Zwei Berge der ersten und einen der zweiten Kategorie habe ich mir vorgenommen. Ich sehe das Geschehen bereits deutlich vor Augen: Gleich beim ersten Anstieg, dem Leonhardsberg, bleibe ich im Sattel, trete aber mit Vehemenz in die Pedale. Diese Leistung ist gar nicht hoch genug zu würdigen. Die Steilheit wird mir bewusst, als ich sehe, wie eine durchtrainierte junge Frau ihr Rad den Berg hinaufschiebt. Das kurze Teilstück in der Karolinenstraße nutze ich zur aktiven Erholung. Mit etwa Tempo 60 geht’s den Perlachberg hinunter. Wenn ich mich umschaue, habe ich das Verfolgerfeld abgeschüttelt. Ich spüre den Jubel der Passanten am Straßenrand. Vor mir liegt nun das schwerste Teilstück der Etappe, der Milchberg. Ich erhöhe die Trittfrequenz. Oben am Berg bremse ich, um auf das Zielstück, die Maximilianstraße, einzubiegen. Vorbei an Straßencafés rase ich dem Ziel entgegen. Lächelnd überhole ich mehrere geparkte Autos. Die Menschen am Moritzplatz applaudieren. Sie feiern den Mann im schwarzen Trikot. Also mich. 50 Meter vor dem Ziel reiße ich die Arme hoch.
Das Rathaus ist das Ziel. Erster. Ich habe mein schwarzes Trikot verteidigt. Die Auszeichnung für den Radler mit der größten Fantasie in der Fahrradstadt Augsburg.